In meiner Jugend war der Endurosport aus meinem Leben kaum wegzudenken. In dem kleinen Dorf, in demich aufgewachsen bin, hatte fast jeder Junge ab 16 ein Moped, viele Davon warem dem ‚Gelände‘-Virus verfallen. GS – Geländesport. Wir nannten es einfach Geländerennen, offiziell hieß es Zuverlässigkeitsfahrt. Der Begriff Enduro kam nur in Verbindung mit internationalen Wettbewerben vor.
Während wir uns im Steinbruch und später bei den Zuverlässigkeitsfahrten ausprobierten, eiferten wir unseren Idolen nach: Erwins Schmieder, Eddy Hau, Arnulf Teuchert… Diese Leute bei so einem Rennen zu treffen oder gar ein paar Worte zu wechseln, war wohl in etwa vergleichbar, wie wenn heutzutage ein Teenie von seinem Idol die Hand geschüttelt bekommt. Mit dem Unterschied, dass unsere Helden am Boden geblieben wahren, uns respektierten und sich auch nicht zu schade waren, uns den ein oder anderen Tipp zu geben.
1982, während ich noch zweitaktdengelnd auf einer KTM durchs Gelände pflügte und eine XT500 für alles andere besaß, waren die Viertaktmotoren im Endurosport noch eher Nischenphänomene. Dennoch schickte der Importeur Mitsui eine modifizierte XT550 in die Enduro-Saison. Diese war gerade frisch auf den Markt gekommen. Im Gegensatz zu den Spezialmaschinen der Konkurrenz basierten die Änderungen auf Serienteilen anderer Yamaha Modelle, dementsprechend wenig Hoffnung setzte man in den Erfolg dieser Maschine.
Was niemand für möglich gehalten hatte, schaffte der Münchner Eddy Hau. Beim Europameisterschafts-Endlauf in Odenheim verwies er die KTM-Konkurrenz auf die hinteren Plätze und landete den Tagessieg, was ihm und seiner XT den Europameistertitel sicherte.
Für die Umbauarbeiten war Werner Heuer verantwortlich.
Nach der so von Werner Heuer (damals Sportchef von Mitsui) konzipierten Maschine wurden vom Yamha-Importeur Kurt Tweesmann vier Motorräder aufgebaut und den beiden Fahrern Eddy Hau und Werner Schütz zur Verfügung gestellt. Tweesmann übernahm auch die technische Betreuung. Die XT von Eddy Hau war übrigens das einzige Motorrad, das über die gesamte Rennsaison 1982 keinen technischen Ausfall hatte.
Einer meiner Vorbilder hatte auf einer XT – wenn auch technisch schon weit fortschrittlicher als meine XT500 – einen beachtlichen Erfolg erzielt. WOW!
Viele Jahre hat es gedauert, bis dieses Motorrad bei mir ‚ankam‘. 1982 wurde ich zum Grundwehrdienst bei der Bundeswehr eingezogen, was in meinen Finanzhaushalt eine klaffende Lücke riss. Danach folgten berufliche und auch örtliche Veränderungen, Heirat, Kinder … Das Motorradfahren reduzierte sich erheblich, auch wenn ich es nie ganz aufgegeben habe.
Die Jahrtausendwende brachte wiederum beruflich, familiär und örtlich eine Veränderung. Ein lange schlummernder Drang nach dem Zweirat loderte wieder auf, in Erinnerung an meine Anfangsjahre machte ich mich auf die Suche nach einer XT500. Die ersteigerte ich dann unbesehen in einer Auktionsplattform, ein Bild war nicht dabei, nur die Info ‚teilzerlegt‘. Als ich sie in Dresden abgeholt habe, entpuppte sich das Fahrzeug als ‚bis auf die letzte Schraube zerlegt‘ und anhand des Zylinderkopfes konnte es keine XT500 sein. Mitgenommen habe ich sie dennoch – 51 Euro hatte ich am Ende der Auktion dafür geboten.
Bald war klar, dass es sich um eine XT550 handelte. Die, die ich mir damals nicht leisten konnte. Knapp 4 Wochen später war sie neu aufgebaut – im November und Dezember auf der Terrasse – eine Werkstatt hatte ich derzeit nicht. Beim 3. Kick sprang sie an und meißelte mir ein 360 Grad-Grinsen ins Gesicht.
2006 – viele viele Kilometer später fragte Possi an, ob ich nicht Lust hätte, die EnduRoMania mit ihm zu fahren. Eine Art Endurorallye, soweit ich das recherchieren konnte. Gut, ich war zwischenzeitlich schon ab und an ein wenig Schotter gefahren, es gab auch ein OffRoad-Übungsgelände um die Ecke. Aber das war eine andere Baustelle. Weil es eigentlich verrückt war, an so etwas teilzunehmen, hab ich es gemacht. Und dabei die XT550 auf eine ganz neue Art kennengelernt. Das alte Mädchen machte eine gute Figur. Auch, wenn das Fahrwerk antiquiert war, konnte ich doch größtenteils mit Possi und Heinrich auf ihren KTM EXC mithalten. Der Fahrer war etwas eingerostet und steckte engere Grenzen als das Motorrad 😉
Wenig später – ich hatte mittlerweile noch eine weitere XT550 als Restaurationsbasis erstanden – reifte die Idee, die Wettbewerbsmaschine von Eddy Hau als Replica nachzubauen. Projekt E wie Eddy Hau Replica.
Die Modifikationen der XT550 von Eddy Hau:
- Tacho, Drehzahlmesser, Blinkanlage und Scheinwerfer wurden entfernt und durch eine leichtere Startnummernmaske mit rechteckigem Scheinwerfer ersetzt.
- Die vorne weit hochgezogene Sitzbank stammt von einer 82er YZ490, dem MotoCross-Modell von Yamaha.
- Die etwas schwach und mit wenig Federweg dimensionierte Gabel wurde durch die Gabel aus der YZ490 ersetzt, mit 43mm Durchmesser und 300mm Federweg. Das damalige Reglement sah für Wettbewerbs-Enduros einen maximalen Federweg von 260mm vor, weshalb man kurzerhand die Kolbenstangen um 40mm abgeschnitten hat.
- Das Vorderrad stammt ebenfalls aus der YZ490 und hat eine Doppelnockenbremse, was eine weitaus bessere Verzögerung bei exaktem Druckpunkt ermöglichte.
- Die Schwinge wurde durch eine Cantilever-Schwinge aus der IT 465 ersetzt. Diese wurde um 20mm gekürzt.
- Die Bremsankerplatte stammt ebenfalls von der IT 465.
- Gefedert wurde die Schwinge durch das in Zug- und Druckstufe einstellbare Federbein der YZ-Modelle mit Ausgleichsbehälter, der am oberen Rahmenrohr befestigt war. So kam die XT550 auf einen hinteren Federweg von 254mm. Die Achsaufnahme der Schwinge war nach hinten offen, was einen schnellen Radausbau ermöglichte. Eddy Hau benötigte für die Reparatur eines Platten am Hinterrad gerade mal 5 Minuten, mit dem mitgeführten Werkzeug.
- Ein Eigenbau-Hauptständer erleichterte den Radausbau.
- Die Bodenfreiheit wurde durch die längeren Federwege von 260 auf 310mm vergrößert, die Sitzhöhe wuchs von 860mm auf stolze 970mm.
- Der Zylinder wurde auf 104 Millimeter aufgebohrt und erhielt eine Gußlaufbuchse. Damit wurde der Hubraum auf 660ccm und die Leistung auf 44 PS erhöht. Der Kolben kam vom Porsche Carrera, wurde auf der Drehbank gekürzt und bekam Ventiltaschen eingefräst. Zylinderkopf und Motorgehäuse wurden ebenfalls angepasst. Weder Verdichtung noch Nockenwelle wurden geändert.
- Der Luftfilterkasten wurde vergrößert, um das Mehr an Luftdurchsatz auszugleichen.
- Der Entschalldämpfer stammte ursprünglich aus der 76er Ur-XT500, wurde später durch ein Konstrukt aus dünnem Alublech ersetzt.
- Trotz der Abspeckmaßnahmen war die Hau-550er mit 147kg (vollgetankt) 2 kg schwerer als die Serienversion.
Mein Konzept für die Hau-Replica:
- Tacho, Drehzahlmesser, Blinkanlage bleiben orginal, Startnummernmaske mit rechteckigem Scheinwerfer.
- Sitzbank von einer 82er YZ490.
- Gabel aus der YZ490, mit 43mm Durchmesser und 300mm Federweg.
- Vorderrad aus der YZ490 mit Doppelnockenbremse.
- Cantilever-Schwinge aus der IT 465 , ungekürzt.
- Die Bremsankerplatte von der IT 465.
- Federbein der YZ-Modelle mit Ausgleichsbehälter, Federweg von 254mm.
- Eigenbau-Hauptständer.
- Bodenfreiheit 310mm, die Sitzhöhe durch Abpolstern der Sitzbank 860mm.
- 558 ccm mit 38 PS.
- Entschalldämpfer – noch keine Idee.
- Gewicht maximal wie bei der Serienversion.
- TÜV-Zulassung für den Straßenverkehr.
3 Nov 2010
XT 550 – Projekt E: Die Idee
In meiner Jugend war der Endurosport aus meinem Leben kaum wegzudenken. In dem kleinen Dorf, in demich aufgewachsen bin, hatte fast jeder Junge ab 16 ein Moped, viele Davon warem dem ‚Gelände‘-Virus verfallen. GS – Geländesport. Wir nannten es einfach Geländerennen, offiziell hieß es Zuverlässigkeitsfahrt. Der Begriff Enduro kam nur in Verbindung mit internationalen Wettbewerben vor.
Während wir uns im Steinbruch und später bei den Zuverlässigkeitsfahrten ausprobierten, eiferten wir unseren Idolen nach: Erwins Schmieder, Eddy Hau, Arnulf Teuchert… Diese Leute bei so einem Rennen zu treffen oder gar ein paar Worte zu wechseln, war wohl in etwa vergleichbar, wie wenn heutzutage ein Teenie von seinem Idol die Hand geschüttelt bekommt. Mit dem Unterschied, dass unsere Helden am Boden geblieben wahren, uns respektierten und sich auch nicht zu schade waren, uns den ein oder anderen Tipp zu geben.
1982, während ich noch zweitaktdengelnd auf einer KTM durchs Gelände pflügte und eine XT500 für alles andere besaß, waren die Viertaktmotoren im Endurosport noch eher Nischenphänomene. Dennoch schickte der Importeur Mitsui eine modifizierte XT550 in die Enduro-Saison. Diese war gerade frisch auf den Markt gekommen. Im Gegensatz zu den Spezialmaschinen der Konkurrenz basierten die Änderungen auf Serienteilen anderer Yamaha Modelle, dementsprechend wenig Hoffnung setzte man in den Erfolg dieser Maschine.
Was niemand für möglich gehalten hatte, schaffte der Münchner Eddy Hau. Beim Europameisterschafts-Endlauf in Odenheim verwies er die KTM-Konkurrenz auf die hinteren Plätze und landete den Tagessieg, was ihm und seiner XT den Europameistertitel sicherte.
Für die Umbauarbeiten war Werner Heuer verantwortlich.
Nach der so von Werner Heuer (damals Sportchef von Mitsui) konzipierten Maschine wurden vom Yamha-Importeur Kurt Tweesmann vier Motorräder aufgebaut und den beiden Fahrern Eddy Hau und Werner Schütz zur Verfügung gestellt. Tweesmann übernahm auch die technische Betreuung. Die XT von Eddy Hau war übrigens das einzige Motorrad, das über die gesamte Rennsaison 1982 keinen technischen Ausfall hatte.
Einer meiner Vorbilder hatte auf einer XT – wenn auch technisch schon weit fortschrittlicher als meine XT500 – einen beachtlichen Erfolg erzielt. WOW!
Viele Jahre hat es gedauert, bis dieses Motorrad bei mir ‚ankam‘. 1982 wurde ich zum Grundwehrdienst bei der Bundeswehr eingezogen, was in meinen Finanzhaushalt eine klaffende Lücke riss. Danach folgten berufliche und auch örtliche Veränderungen, Heirat, Kinder … Das Motorradfahren reduzierte sich erheblich, auch wenn ich es nie ganz aufgegeben habe.
Die Jahrtausendwende brachte wiederum beruflich, familiär und örtlich eine Veränderung. Ein lange schlummernder Drang nach dem Zweirat loderte wieder auf, in Erinnerung an meine Anfangsjahre machte ich mich auf die Suche nach einer XT500. Die ersteigerte ich dann unbesehen in einer Auktionsplattform, ein Bild war nicht dabei, nur die Info ‚teilzerlegt‘. Als ich sie in Dresden abgeholt habe, entpuppte sich das Fahrzeug als ‚bis auf die letzte Schraube zerlegt‘ und anhand des Zylinderkopfes konnte es keine XT500 sein. Mitgenommen habe ich sie dennoch – 51 Euro hatte ich am Ende der Auktion dafür geboten.
Bald war klar, dass es sich um eine XT550 handelte. Die, die ich mir damals nicht leisten konnte. Knapp 4 Wochen später war sie neu aufgebaut – im November und Dezember auf der Terrasse – eine Werkstatt hatte ich derzeit nicht. Beim 3. Kick sprang sie an und meißelte mir ein 360 Grad-Grinsen ins Gesicht.
2006 – viele viele Kilometer später fragte Possi an, ob ich nicht Lust hätte, die EnduRoMania mit ihm zu fahren. Eine Art Endurorallye, soweit ich das recherchieren konnte. Gut, ich war zwischenzeitlich schon ab und an ein wenig Schotter gefahren, es gab auch ein OffRoad-Übungsgelände um die Ecke. Aber das war eine andere Baustelle. Weil es eigentlich verrückt war, an so etwas teilzunehmen, hab ich es gemacht. Und dabei die XT550 auf eine ganz neue Art kennengelernt. Das alte Mädchen machte eine gute Figur. Auch, wenn das Fahrwerk antiquiert war, konnte ich doch größtenteils mit Possi und Heinrich auf ihren KTM EXC mithalten. Der Fahrer war etwas eingerostet und steckte engere Grenzen als das Motorrad 😉
Wenig später – ich hatte mittlerweile noch eine weitere XT550 als Restaurationsbasis erstanden – reifte die Idee, die Wettbewerbsmaschine von Eddy Hau als Replica nachzubauen. Projekt E wie Eddy Hau Replica.
Die Modifikationen der XT550 von Eddy Hau:
Mein Konzept für die Hau-Replica: