Samstag, 13.08.2016 Emmering – Satu Mare

Mein Gepäck muss noch rein
Mein Gepäck muss noch rein

Um 06:00 Uhr kupple ich den Hänger mit den Motorrädern an den Focus. Die Hilfsgüter habe ich gestern schon eingeladen, heute stopfe ich nur mehr meine Reisetasche dazu. Wie immer bei solchen Touren war die Nacht recht kurz. Gegen 06:15 Uhr rolle ich aus der Einfahrt auf die Straße.

Das Wetter meint es gut mit uns, der Morgennebel löst sich langsam und beschert mir einen herrlichen Sonnenaufgang. In Deggendorf folge ich einer mittlerweile liebgewohnten Tradition und gehe zum Veit-Metzger, um zu frühstücken. Dabei muss ich diesmal ein wenig auf die Zeit achten. Mit Rebecca und Marion habe ich vereinbart, dass wir diesmal keinen Treffpunkt absprechen, wo wir aufeinander warten, sondern dass wir uns während der Fahrt begegnen. Dafür habe ich ausgerechnet, wie lange jeder von zu Hause bis zu der Ausfahrt benötigt, wo unsere beiden Autobahnen zusammentreffen. So bekommen die Mädels eine Mütze mehr Schlaf als ich. Wer zuerst dort vorbeifährt, der schickt dem Anderen eine SMS und fährt etwas langsamer, bis das jeweils andere Gespann aufgelaufen kommt. So weit der Plan.

Sonnenaufgang bei Erding
Sonnenaufgang bei Erding

In Passau-Nord fahre ich nochmals kurz bei der Autobahnraststätte raus, um eine Vignette zu kaufen, dann geht es weiter über die Österreichische Grenze. Heuer wird es zum ersten Mal wieder schwieriger mit den Grenzübergängen, die Flüchtlingskrise hat dafür gesorgt, dass mehr kontrolliert wird. In meinem Fall hält sich das in Grenzen, es wird auf eine Spur zusammengeführt und bleibt bei einer Sichtkontrolle, während des Vorbeifahrens.

Als ich den verabredeten Punkt in Ansfelden passiere, rufe ich die Mädels auf dem Handy an. Die sind noch nicht mal über die Grenze, es wird also doch nichts aus dem Plan. Deshalb fahre ich um 10:15 Uhr in Sankt Valentin von der Autobahn und steuere dort die Tankstelle an, um schon mal den Tank voll zu machen, bevor ich mich auf einen Pendlerparkplatz stelle, wo ich die Abfahrt im Blick habe.

Morgennebel
Morgennebel

Kurz nach 11:00 Uhr rollen die Beiden heran. Ich sage Ihnen, dass sie auch gleich volltanken sollen, damit wir nicht unnötig viele Stopps machen müssen. Gegen halb zwölf fahren wir dann weiter. Auch diesmal habe ich meine Handfunkgeräte dabei, so dass wir uns auch während der Fahrt untereinander austauschen können. Das Wetter passt und auch die Verkehrsdichte kommt uns sehr entgegen. Gegen 13:15 haben wir Wien passiert und wechseln in Schwechat die Autobahn.

15 Minuten später fahren wir zur Raststätte Göttlesbrunn ab. Schon seit ein paar Jahren nutze ich die Gelegenheit, mir gleich hier die Matrica für Ungarn zu holen. Direkt an der Grenze steht man meistens lange in der Schlange. Wir nutzen die Gelegenheit auch für unsere Mittagspause. Sonst holen wir uns nur eine Kleinigkeit direkt in der Tanke, heute beschließen wir, mal das Restaurant beim Parkplatz auszuprobieren. Allzu üppig ist die Auswahl nicht, dafür aber ziemlich teuer. Geschmeckt hat es dennoch, nebenbei haben wir die Zeit für Gespräche genutzt. Eine Stunde später rollen wir wieder los.

Treffpunkt Sankt Valentin
Treffpunkt Sankt Valentin

Gegen 15:00 Uhr erreichen wir die Grenze zu Ungarn, die wir im Schritt-Tempo passieren, Auch hier nur Sichtkontrolle. Dass es eine gute Idee war, die Matrica schon vorher zu kaufen, zeigen die langen Autoschlangen und die Schlangen an den diversen Mauthäuschen rechts von uns.

Zwei Stunden später umfahren wir Budapest und überqueren die Donau. Zeitlich sind wir ein wenig in Verzug, aber ich habe unsere Unterkunft heute schon im Voraus gebucht, so dass wir zumindest sicher sein können, ein Bett zu bekommen. Ab hier fahren wir nicht die gewohnte Route Richtung Arad, sondern halten und östlich. Das sieht man auch an den Wegweisern, auf denen Ziele in der Ukraine zu lesen sind. Gegen 20:00 Uhr verlassen wir die Autobahn, ab hier folgen wir der Bundesstraße 49, was unsere Reisegeschwindigkeit nochmal deutlich senkt. Viele Ortschaften sind nun zu durchqueren, die Sonne nähert sich weit schneller dem Horizont, als uns lieb ist.

Schwechat
Schwechat

Gegen viertel vor Neun erreichen wir die Grenze, wo sich die Fahrspuren auffächern. Ich suche mir die kürzeste Schlange und will den beiden Mädels mitteilen, dass sie sich hinter mir einreihen sollen, damit ich gegebenenfalls für sie mit sprechen kann. Bis ich das Funkgerät zur Hand habe, stehen sie jedoch schon in der Schlange neben mir. Obwohl relativ wenig los ist, zieht es sich. Anfangs geht es in der Schlange der Mädels schneller, doch spätestens, als sie an der Reihe sind, stockt es. Zwei Frauen mit drei Motorrädern auf dem Hänger, das macht sie sofort verdächtig. So prüft er genau nach, dass sie auch wirklich die Halter der Fahrzeuge sind. 😉 Ich bin alleine und habe zwei Motorräder dabei, das ist aber offenbar normal.

Auch ich stehe offenkundig in der Ausbildungsspur. Jeder Ausweis wird erst aufwendig begutachtet, dann verschwindet jemand in einem Häuschen, um den zu kopieren. Der ‚Aufseher‚ ist offenbar für unsere beiden Spuren zuständig, denn er geht immer hin und her. Ist er bei den Anderen, geht hier nichts mehr voran.
Eine dreiviertel Stunde später bin ich dann durch, wenig später kommt dann auch der BMW heran. Mittlerweile ist es ganz dunkel geworden. Es ist zwar nicht mehr weit bis Satu Mare, aber im Dunkeln fahren ist in Rumänien noch immer suboptimal.

An der Grenze
An der Grenze

Um zu unserer Unterkunft zu gelangen, müssen wir einmal quer durch die Innenstadt und zwischendurch über den Somes. Das Navi ist eine große Hilfe, die Einfahrt ist letztendlich aber nicht da, wo sie angezeigt wird. Ich finde sie letztendlich aber doch. Zehn Minuten vor Zehn Uhr rollen wir auf den Hof.

Ich gehe zur Rezeption und hole unsere Schlüssel ab. Den Ausweis habe ich im Auto liegen lassen, der Portier lässt sich aber darauf ein, dass ich später wiederkomme. Er wimmelt gerade einen anderen Motorradfahrer ab, weil sie ausgebucht sind.

Wir suchen unsere Appartements, es ist eine Art Motel-Komplex. Ich setze mein Gespann rückwärts direkt vor meine Tür und rate der Rebecca, es mir gleichzutun. Im Moment ist der Parkplatz ziemlich leer, man kann auf einem Zug umdrehen. Rebecca hat aber erstmal eine andere Idee und kurvt auf dem Platz herum, bis es dann doch nicht mehr so einfach ist, umzudrehen und zurück zu setzen. Die Dunkelheit tut ihr übriges dazu. Letztendlich setze ich mich hinters Steuer und setze das Gespann halbwegs gerade neben meines.

Erste Übernachtung
Erste Übernachtung

Zurück beim Portier gibt es dann Stress. Ursprünglich hatte ich ja für Maren mit reserviert, die Reservierung dann aber storniert, als klar war, dass sie nicht mitkommen kann. Obwohl ich einen entsprechenden Beleg dabei habe, lässt er sich nicht drauf ein. Wir müssen dann zwar nicht den Gesamtbetrag für dieses Zimmer zahlen, aber einen Abschlag, der in etwa zwei Drittel der Summe beträgt. 14 Euro durch drei sind zwar jetzt kein Drama, aber Kundenorientierung sieht anders aus. Wir schauen nochmal nach dem Motorradfahrer, ob er das Zimmer haben will, der hat aber mittlerweile doch eines bekommen.

Das dazugehörende Restaurant, macht gerade zu, als ich mit der Diskutiererei fertig bin. Na prima! Wenn wir noch etwas essen wollen, dann müssen wir in die Stadt. Zu Fuß haben wir keine rechte Lust mehr, weshalb wir dann die Minibar plündern und uns mit Wein, Cola und Knabberzeug auf die Veranda vor unseren Zimmern setzen. Der Ärger verraucht dann recht schnell, denn wir sind in Rumänien – das Abenteuer beginnt!

Ein weiteres Tagebuch über die Tour findest Du hier – klick

13.08.2016 - 1.075km gefahren
13.08.2016 – 1.075km gefahren