Test: Prusament Refill

Bevor ich meine Erfahrungen zur Refill-Spule schreibe, ist es mir wichtig klarzustellen, dass ich weder Material noch sonstige Zuwendungen bekomme/bekommen habe. 
Filament und Drucker sind mit eigenen Mitteln finanziert, ich bin deshalb nicht darauf angewiesen, etwas zu schreiben, was ein Sponsor hören will.
Es sind meine persönlichen Erfahrungen als Privatperson, die ich in erster Linie mit anderen Nutzern teilen möchte.

So, nachdem das nun geklärt ist, kann es losgehen 😉

Idee

So ziemlich genau vor 3 Jahren habe ich mit dem 3D-Druck begonnen. Gekauft habe ich meinen ersten Drucker, um nicht mehr erhältliche Kunststoffteile für meine klassischen Motorräder nachzudrucken.
In der Praxis war es dann erstmal anders. Der erste Lockdown, parallel zur Lieferung des Druckers sorgte erstmal dafür, dass ich statt irgendwelche Kalibrierwürfel zu drucken, gleich mit Face-Shields fürs Krankenhaus und für Ärzte begonnen habe.
So ganz einfach war es dann auch nicht, so ein Motorradteil zu drucken, denn das muss erstmal gezeichnet werden. Und wenn man dann endlich soweit ist, gibt es eine Fülle von Materialien mit den unterschiedlichsten Eigenschaften und eben so vielen Anforderungen an den Druck.

Recht schnell war klar, es gibt zwar tolle Materialien wie z.B. Nylon. Das erfordert aber viel Erfahrung, spezielle Druckumgebungen (Einhausung, Behandlung des Druckbettes …), die den Einsatz als Standard eher nicht ermöglichen.
Letztendlich reduziert sich die Materialauswahl für die meisten Privatnutzer auf wenige Materialien. PLA, PETG, TPU …
Hat man sich dann mal für ein Material entschieden, dann gibt es wiederum unzählige Anbieter, die diese Produkte bewerben und verkaufen. Welches soll ich nehmen?

Na ja, ich muss zugeben, ich bin auf ein Verhaltensmuster reingefallen, dass ich besser wissen sollte: Ich habe das billigste gekauft. Die Rolle, die beim Drucker dabei war, war bald verbraucht, hat aber gut funktioniert. Aber natürlich ist dieses Filament hier in unseren Breitengraden nicht zu bekommen.
Worauf es beim Filament ankommt, lernt man recht schnell, wenn man zu sehr gespart hat: Zum Beispiel die Toleranzen beim Durchmesser. Da gibt es Filamente, wo der Durchmesser dermaßen abweicht, dass der einmal so dünn ist, dass das Extruderzahnrad gerade mal daran reibt. oder er ist so groß, dass er nicht durch die Bohrungen passt. Das Filament bleibt hängen und verstopft im Schlimmsten Fall das Hotend. Oder es wird so viel extrudiert, dass das Bauteil total ungleichmäßig wird.

Lange habe ich die Fehler beim Drucker selbst gesucht, habe ihn umgebaut, immer wieder neu kalibriert und konnte das Problem nicht lösen – es war ja das Filament.

Als ich das dann erkannt habe, habe ich mal probeweiser im obersten Preissegment zugegriffen. Was für ein Unterschied! Plötzlich waren die Drucke reproduzierbar, die Kalibrierung war für mehrere Filamente gültig, die Oberflächen schön glatt und gleichmäßig.

Ok, aber auch wenn ich nur für mich privat drucke, ist es dann doch nicht möglich, immer ins oberste Regal zu greifen. Da der 3D-Druck bei mir kein Geld erwirtschaftet, sondern Geld kostet, muss ein Kompromiss her.

Mittlerweile habe ich meinen Weg gefunden. Die Filamente kommen von wenigen Herstellern und sind im mittleren Preissegment angesiedelt.
Die Prusa-Hausmarke ‚Prusament‘ ist eines der Produkte, die ich hauptsächlich einsetze.
Was mir daran gefällt: Beim Aufspulen wird der Filamentdurchmesser kontinuierlich gemessen und ein einer Datei abgespeichert. Die Spule bekommt eine Seriennummer. Mit Hilfe der Seriennummer kann man die Daten dieser Spule auf prusament.com aufrufen (siehe unten).
Dann gefällt es mir, dass die Spulen akkurat gewickelt sind. Da sitzt wirklich Linie an Linie und Lage auf Lage – im Gegensatz zu manch anderem Filament, die eher aussehen wie handgewickelt. Die Druckeigenschaften sind für das gesamte Farbsegment gleich – ich hatte bisher nur eine einzige Spule, wo ich die Temperatur ein klein wenig anpassen musste. Und das sind durchaus einige Spulen im Jahr, die mein Drucker zum Schmelzen bringt.

Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt: Die Leerspulen. Die sind ja relativ sperrig und türmen sich, bis sie dem Recycling zugeführt werden. Manche Hersteller haben die Spulen noch nichtmal beschriftet, so dass sie im Recyclinghof nicht annimmt und sie im Restmüll landen.
Ich habe auch Spulen komplett aus Pappe, damit bin ich nicht so glücklich, weil sie schlecht abrollen. Eventuell müsste ich hier mit anderen Filamenthaltern experimentieren.
Die Prusament-Spulen haben ein Hybrid-Lösung: Der Kern ist eine Papprolle, die beiden Seitenteile sind aus Polycarbonat und mit dem Recyclingsymbol beschriftet. Die kann man nach dem Gebrauch platzsparend zerlegen und dann sortenrein dem Recycling zuführen – noch nichtmal ein Aufkleber befindet sich am Kunststoff.

Als ich dann erfahren habe, dass es Refill-Spulen von Prusament gibt, war ich sofort hellauf begeistert.

Angebot auf der Prusament-Seite
Quelle: Prusament.com

Das Angebot

Auf der Bestellseite dann kam recht schnell die Ernüchterung: Bisher bietet Prusa gerade mal zwei Filamente als Refill-Paket an: Prusament PETG Jet Black Refill  und Prusament PLA Galaxy Black Refill. Da ich fast ausschließlich PETG drucke, gibt es also nur eine einzige Farbe zur Auswahl. Wie schade. Aber gut, möglicherweise ist es ja erstmal ein Testballon, mit dem man feststellen will, ob es überhaupt eine Nachfrage dafür gibt.
Ich habe also eine Spule bestellt. Der Preisunterschied: Die normale Spule kostete zum Kaufzeitpunkt 28,49€, der Nachfüllpack ist mit 26,59€ gerade mal 1,90€ günstiger. Bis auf die Seitenteile sind beide Spulen gleich verpackt. Das Recycling-Filament wird auf dem Pappkern mit zwei Sicherungsbändern zusammengehalten, dann ebenso wie die normale Spule mit einem Trockenpack eingeschweißt und in den gleichen Pappkarton verpackt. Prusa gibt die Kosteneinsparung für die Seitenteile weiter und der Anwender muss die nicht recyclen – ein Beitrag für die Umwelt.

Auspacken und Montieren

Prusa Refill Spule
erstes Seitenteil aufgeschoben

Die Spule kommt bei mir an, ich packe sie neugierig aus. Schon in der Folie fällt mir auf, dass die Wicklung nicht die gleiche Sorgfalt aufweist, wie die komplette Spule. Nach dem entfernen der Folie wird das noch deutlicher.
Gut, erstmal ein visuelles Thema.

Ich nehme die leere Spule auseinander, lege eine der Seitenteile auf den Tisch und drücke den Pappkern darüber. Es geht stramm, aber es geht. Die zweite Hälfte dann von oben. Geht ebenfalls stramm. Indem ich um den Innenradius herum mit dem Handballen drücke, rutscht die Spule nach und nach in die Seitenteile. Am Schluss habe ich wieder eine komplette Spule – wenn auch mit einer ziemlich lockeren Wicklung darauf.
Um diese nutzen zu können, müssen noch die beiden Sicherungsbänder abgeschnitten werden. Das Material ist faserverstärkt, ich habe sie mit dem Teppichmesser entfernt. Natürlich von innen zum Seitenteil hin, damit das Filament nicht beschädigt wird.

 

 

Drucken

Beim Drucken habe ich erstmal keine negativen Eigenschaften festgestellt. Ich hatte Filamente, die ähnlich unordentlich gewickelt sind, da hatte sich der Faden zwischen den Strängen verklemmt oder während des Druckes lag eine Lage über dem Faden, so dass das Filament blockeiert hat. Das ist für mich keine Option, weil ich oft unbeaufischtigt drucke.
Bisher habe ich rund ein Viertel der Spule verdruckt, ohne irgendwelche Probleme. Sollten die noch auftreten, werde ich den Beitrag noch ergänzen.

Vergleich normale Spule - Refill Spule
Links: Normale Spule, rechts: Refill-Spule

Fazit

Mein persönliches Fazit dazu:

Ich finde es richtig und wichtig, dass man auch beim Thema Filament nachhaltig wird. Dazu gehört nicht nur, dass man nicht jeden Müll druckt, aber auch, wie man mit dem ‚Drumherum‘ umgeht. Dazu gehört die Verpackung und natürö9och auch die Spule. Die Verpackung ist meist ein Karton und eine vakuumierte Kunststoff-Folie.

  • Den Prusament-Karton nutze ich gerne, um Dinge darin zu lagern. Damit Kleinteile nicht herausfallen, gibt es bei Printables eine Vorlage, die das sechseckige Loch verschließt und beschriftet werden kann.
  • Die Kartons sind stabil und gleich groß, so dass sie sich gut stapeln lassen.
  • Die Kunststofftasche, in die die Spule einvakuumiert ist, hat bei Prusament einen Zip-Verschluss. Ich nutze sie, um nicht benötigte Filamentrollen wieder einzupacken, damit sie keine Luftfeuchte abbekommen. Auch für andere Dinge ist sie groß genug.
  • Für die beiden Seitenteile habe ich keine Verwendung. Bei Printables oder Thingiverse habe ich schon Anwendungen gesehen, aber das passt nicht für mich. Ich finde gut, dass sie beschriftet und so ordnungsgemäß recycled werden können. Wenn die gar nicht erst anfallen, dann ist das natürlich noch besser.

Was mir am Refill gefällt: Man kann sie Seitenteile der normalen Spulen nutzen. Bei anderen Refill-Anbietern muss man sich eine spezielle Spule kaufen oder drucken.

Was mich an der Refill-Rolle ein wenig stört ist, dass sie nicht so akkurat gewickelt ist, wie das sonst bei Prusament der Fall ist.

Da ich bisher noch keine Probleme hatte, werde ich weiter testen. Vielleicht bekommt Prusa ja auch der Wickelprozess optimiert und das Ergebnis verbessert.
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, den muss man honorieren.

 

Spule identifizieren
Über eine Abfragemaske kann man die Daten der Spule einsehen Quelle: Printables.com
Die Daten meiner Spule
Die Daten meiner Spule. Quelle: printables.com