Als ich heute die Augen aufschlage, ist das erste Zelt nebenan schon verschwunden. Ich nehme die Kamera und schließe leise die Türe des Libero hinter mir, damit Elisabeth noch ein wenig schlafen kann.
Allgemeine Aufbruchstimmung. Fast alle Gäste des Campingplatzes brechen auf, während wir auf einer Schilfgedeckten Terasse frühstücken. Wir haben es heute nicht so eilig.
Nach dem Frühstück gehe ich duschen, dann verabschieden wir uns – vorläufig – vom Zeltplatzbetreiber und fahren los. Am Ende der Straße angelangt, finden wir einen kleinen Hafen mit vielen Sportbooten, das Tor ist jedoch verschlossen. Ich wende und fahre zurück. 50 Meter weiter stoppt uns ein junger Mann und fragt, was wir wollen. Wir suchen ein Boot, sage ich, während am Gartenzaun nebenan eine Frau auftaucht. Diese fragt, ob wir ein Ruderboot suchen. ‚Nu, Barca cu Soferul‚ antworte ich. Sie hat einen Bootsführer meint sie, während sie auf ihren Mann zeigt. Kurz stelle ich noch unsere Wünsche vor, schon werden wir in den Hof gelotst. Schnell sind wir uns handelseinig. Das aufgerufene Entgeld entspricht dem, was wir gestern abend im Restaurant und heute morgen beim Campingplatzbetreiber schon genannt bekommen haben. Den Inhalt eines unserer Reservekanister lege ich noch obendrauf, sonst hätte unser Kapitän erst noch zur Tanke gemusst.
Der Hof des Paares wirkt ärmlich, als wir hintenrum zum Boot gehen sehen wir, dass das Grundstück zwischen zwei Luxushäusern eingepfercht ist. Das Boot ist ein einfaches, offenes Glasfaserboot. Der Tank wird gefüllt, Ruder und Enterhaken kommen an Bord, unsere Sitzbank bekommt noch eine Decke, dann geht es los.
Wir rutschen ein wenig hin und her, bis das Boot gerade im Wasser liegt, während wir auf einen Kanal einbiegen. Ein ganzes Stück weit fahren wir geradeaus, während uns Grigore von seinem Platz neben dem Außenborder aus, wort- und gestenreich erklärt, dass die im Reiseführer vorgeschlagene Tour sehr langweilig wäre und er uns sicher besseres zu bieten hat.
Irgendwann geht es dann tatsächlich ab in einen kleineren Seitenarm, wir tauchen ein ins Labyrinth des Donaudeltas. Die ersten Vögel tauchen auf, wir zücken die Kameras. Dann durchfahren wir eine Engstelle und gelangen auf einen See. Mitten drin etwas, was wie eine Insel aussieht, sich aber bei näherer Betrachtung als Pelikankolonie entpuppt.
Wir fahren direkt darauf zu, Grigore fordert uns auf zu filmen, was wir auch tun. Dann erhebt sich der Pulk dieser riesigen Vögel aus dem Wasser und flüchtet vor uns ein Stück weiter zur Seite. Grigore schimpft derweil, dass diese Vögel unheimlich viel Fische fressen, was ein Fischer wie er natürlich nicht gutheißen kann. Er macht den Mund ganz weit auf und deutet an, wie die Pelikane die Fische im Ganzen hinunterschlingen. Fische mit 10 Kilogramm Gewicht würden sie vertilgen, meint er.
Noch ein weiteres Mal fahren wir die Kolonie an und sind beeindruckt von den Tieren, dann drehen wir ab und verlassen den See in einen kleinen Kanal. Jede Menge anderer Vögel gibt es hier zu sehen, immer wieder scheucht das Geräusch des Außenborders auch kleine, schillernde Eisvögel auf. Große Seerosen-Inseln schwimmen auf dem Wasser. An einer davon macht Grigore kurz halt, pflückt ein paar der Blüten und überreicht kurze Zeit später Elisabeth einen Strauß und eine Art Halskette mit Blüte.
Auch bei einem anderen Teppich aus grünen, schwimmenden Pflanzen stoppt er, holt diese aus dem Wasser, dreht sie um und bricht eine Art Knospe davon ab. Manca, manca, meint er – Essen. Mit einem Messer entfernt er die Haut und drückt uns die Früchte in die Hand. Schmeckt ein wenig wie Palmherzen oder Erbsen – so genau können wir das nicht definieren, aber es schmeckt gut.
Anschließend fährt er noch seine Reusen an – außer einem kleinen Karpfen sind diese jedoch leer.
Die Rückfahrt genießen wir einfach. Immer wieder biegt unser ‚Kapitän‘ in kleine Kanäle ab, selten begegnet uns ein anders Boot. Dann fährt er auf eine Schilfwand zu, bleibt stecken, zieht das Boot zurück und in mehreren Anläufen durch einen winzigen Spalt in einen riesigen See. Von da aus geht es über einen der Hauptarme wieder zurück, vorbei an Hotels und Villen, die große Yachten am eigenen Steg haben.
Beide sind wir uns einig, dass dieser Ausflug sein Geld wert war, was auch unseren ‚Commodore‚ sehr freut. Wir sollen auf jeden Fall wiederkommen, meint er. Was wir sicher auch machen werden, wenn wir mal wieder hier sind.
Wir haben noch ein wenig Zeit, um mir einen Wunsch zu erfüllen. Ich möchte gerne ein Foto vom Libero am schwarzen Meer machen. Deshalb fahren wir auf der Straße weiter nach Südwesten, bis wir am größten See Rumäniens vorbei sind. Dabei durchfahren wir einige Dörfer der …, russischstämmigen Leuten, die es vor langer Zeit hierher verschlagen hat. Auch eine Runine, die malerisch auf einem Berg liegt, erweckt unsere Aufmerksamkeit und erfordert einen Besuch.
Da wir keine Karte von dieser Gegend haben, orientiere ich mich grob an der Karte im Navi, was allerdings sehr oberflächlich gehalten ist. Bei einem Ort biege ich ab, wir treffen auf einen Feldweg und zwei Männer, die uns auf einen Feldweg nebenan lotsen, wo wir an den Strand kommen, sagen sie.
Die Straße ist in so schlechtem Zustand, dass die Einheimischen einfach ein Stück vom Feld daneben festgefahren haben, auch wir wechseln auf diese Piste. Recht abenteuerlich gelangen wir so dann doch an den Strand, auf dem Weg dahin begegnen uns mehrere Autos. Dort steht ein großes Restaurant mit Pension, wir können es nicht glauben. Ein paar Hunde und ein paar Männer treffen wir dort an, die uns bestätigen, dass man hier übernachten und essen kann. Elisabeth fühlt sich nicht wohl bei dem Gedanken, weshalb ich es bei einem Foto belasse. Die Sonne steht mittlerweile schon recht tief, wir müssen noch etliche Kilometer auf der Piste zurück, bis wir auf die Straße treffen. Auch diesmal herrscht hier reger Verkehr – unglaublich. Auch ein Schweizer Paar auf einem Motorrad kommt uns entgegen – sie wollen da vorne zelten. Es wäre der schönste Platz hier an der Küste, haben sie von den Einheimischen erfahren. Nach einem kurzen Plausch wünschen wir uns gegenseitig noch gute Fahrt und einen schöne Zeit in Rumänien.
Fast zeitgleich zum Sonnenuntergang erreichen wir die 22 und halten uns in Richtung Dulcea. Beim Campingplatz könnten wir bis 22:00 Uhr einchecken. 3km vor .. finden wir ein Restaurant und eine Pension, die auch ein Zimmer für 80 Lei frei haben. Die Gelegenheit nutzen wir, um zu essen und heute mal in einem Bett zu schlafen.
31 Aug 2014
Sonntag, 31.08.2014 Murhigiol – Babadag
Als ich heute die Augen aufschlage, ist das erste Zelt nebenan schon verschwunden. Ich nehme die Kamera und schließe leise die Türe des Libero hinter mir, damit Elisabeth noch ein wenig schlafen kann.
Allgemeine Aufbruchstimmung. Fast alle Gäste des Campingplatzes brechen auf, während wir auf einer Schilfgedeckten Terasse frühstücken. Wir haben es heute nicht so eilig.
Nach dem Frühstück gehe ich duschen, dann verabschieden wir uns – vorläufig – vom Zeltplatzbetreiber und fahren los. Am Ende der Straße angelangt, finden wir einen kleinen Hafen mit vielen Sportbooten, das Tor ist jedoch verschlossen. Ich wende und fahre zurück. 50 Meter weiter stoppt uns ein junger Mann und fragt, was wir wollen. Wir suchen ein Boot, sage ich, während am Gartenzaun nebenan eine Frau auftaucht. Diese fragt, ob wir ein Ruderboot suchen. ‚Nu, Barca cu Soferul‚ antworte ich. Sie hat einen Bootsführer meint sie, während sie auf ihren Mann zeigt. Kurz stelle ich noch unsere Wünsche vor, schon werden wir in den Hof gelotst. Schnell sind wir uns handelseinig. Das aufgerufene Entgeld entspricht dem, was wir gestern abend im Restaurant und heute morgen beim Campingplatzbetreiber schon genannt bekommen haben. Den Inhalt eines unserer Reservekanister lege ich noch obendrauf, sonst hätte unser Kapitän erst noch zur Tanke gemusst.
Der Hof des Paares wirkt ärmlich, als wir hintenrum zum Boot gehen sehen wir, dass das Grundstück zwischen zwei Luxushäusern eingepfercht ist. Das Boot ist ein einfaches, offenes Glasfaserboot. Der Tank wird gefüllt, Ruder und Enterhaken kommen an Bord, unsere Sitzbank bekommt noch eine Decke, dann geht es los.
Wir rutschen ein wenig hin und her, bis das Boot gerade im Wasser liegt, während wir auf einen Kanal einbiegen. Ein ganzes Stück weit fahren wir geradeaus, während uns Grigore von seinem Platz neben dem Außenborder aus, wort- und gestenreich erklärt, dass die im Reiseführer vorgeschlagene Tour sehr langweilig wäre und er uns sicher besseres zu bieten hat.
Irgendwann geht es dann tatsächlich ab in einen kleineren Seitenarm, wir tauchen ein ins Labyrinth des Donaudeltas. Die ersten Vögel tauchen auf, wir zücken die Kameras. Dann durchfahren wir eine Engstelle und gelangen auf einen See. Mitten drin etwas, was wie eine Insel aussieht, sich aber bei näherer Betrachtung als Pelikankolonie entpuppt.
Wir fahren direkt darauf zu, Grigore fordert uns auf zu filmen, was wir auch tun. Dann erhebt sich der Pulk dieser riesigen Vögel aus dem Wasser und flüchtet vor uns ein Stück weiter zur Seite. Grigore schimpft derweil, dass diese Vögel unheimlich viel Fische fressen, was ein Fischer wie er natürlich nicht gutheißen kann. Er macht den Mund ganz weit auf und deutet an, wie die Pelikane die Fische im Ganzen hinunterschlingen. Fische mit 10 Kilogramm Gewicht würden sie vertilgen, meint er.
Noch ein weiteres Mal fahren wir die Kolonie an und sind beeindruckt von den Tieren, dann drehen wir ab und verlassen den See in einen kleinen Kanal. Jede Menge anderer Vögel gibt es hier zu sehen, immer wieder scheucht das Geräusch des Außenborders auch kleine, schillernde Eisvögel auf. Große Seerosen-Inseln schwimmen auf dem Wasser. An einer davon macht Grigore kurz halt, pflückt ein paar der Blüten und überreicht kurze Zeit später Elisabeth einen Strauß und eine Art Halskette mit Blüte.
Auch bei einem anderen Teppich aus grünen, schwimmenden Pflanzen stoppt er, holt diese aus dem Wasser, dreht sie um und bricht eine Art Knospe davon ab. Manca, manca, meint er – Essen. Mit einem Messer entfernt er die Haut und drückt uns die Früchte in die Hand. Schmeckt ein wenig wie Palmherzen oder Erbsen – so genau können wir das nicht definieren, aber es schmeckt gut.
Anschließend fährt er noch seine Reusen an – außer einem kleinen Karpfen sind diese jedoch leer.
Die Rückfahrt genießen wir einfach. Immer wieder biegt unser ‚Kapitän‘ in kleine Kanäle ab, selten begegnet uns ein anders Boot. Dann fährt er auf eine Schilfwand zu, bleibt stecken, zieht das Boot zurück und in mehreren Anläufen durch einen winzigen Spalt in einen riesigen See. Von da aus geht es über einen der Hauptarme wieder zurück, vorbei an Hotels und Villen, die große Yachten am eigenen Steg haben.
Beide sind wir uns einig, dass dieser Ausflug sein Geld wert war, was auch unseren ‚Commodore‚ sehr freut. Wir sollen auf jeden Fall wiederkommen, meint er. Was wir sicher auch machen werden, wenn wir mal wieder hier sind.
Wir haben noch ein wenig Zeit, um mir einen Wunsch zu erfüllen. Ich möchte gerne ein Foto vom Libero am schwarzen Meer machen. Deshalb fahren wir auf der Straße weiter nach Südwesten, bis wir am größten See Rumäniens vorbei sind. Dabei durchfahren wir einige Dörfer der …, russischstämmigen Leuten, die es vor langer Zeit hierher verschlagen hat. Auch eine Runine, die malerisch auf einem Berg liegt, erweckt unsere Aufmerksamkeit und erfordert einen Besuch.
Da wir keine Karte von dieser Gegend haben, orientiere ich mich grob an der Karte im Navi, was allerdings sehr oberflächlich gehalten ist. Bei einem Ort biege ich ab, wir treffen auf einen Feldweg und zwei Männer, die uns auf einen Feldweg nebenan lotsen, wo wir an den Strand kommen, sagen sie.
Die Straße ist in so schlechtem Zustand, dass die Einheimischen einfach ein Stück vom Feld daneben festgefahren haben, auch wir wechseln auf diese Piste. Recht abenteuerlich gelangen wir so dann doch an den Strand, auf dem Weg dahin begegnen uns mehrere Autos. Dort steht ein großes Restaurant mit Pension, wir können es nicht glauben. Ein paar Hunde und ein paar Männer treffen wir dort an, die uns bestätigen, dass man hier übernachten und essen kann. Elisabeth fühlt sich nicht wohl bei dem Gedanken, weshalb ich es bei einem Foto belasse. Die Sonne steht mittlerweile schon recht tief, wir müssen noch etliche Kilometer auf der Piste zurück, bis wir auf die Straße treffen. Auch diesmal herrscht hier reger Verkehr – unglaublich. Auch ein Schweizer Paar auf einem Motorrad kommt uns entgegen – sie wollen da vorne zelten. Es wäre der schönste Platz hier an der Küste, haben sie von den Einheimischen erfahren. Nach einem kurzen Plausch wünschen wir uns gegenseitig noch gute Fahrt und einen schöne Zeit in Rumänien.
Fast zeitgleich zum Sonnenuntergang erreichen wir die 22 und halten uns in Richtung Dulcea. Beim Campingplatz könnten wir bis 22:00 Uhr einchecken. 3km vor .. finden wir ein Restaurant und eine Pension, die auch ein Zimmer für 80 Lei frei haben. Die Gelegenheit nutzen wir, um zu essen und heute mal in einem Bett zu schlafen.