Freitag, 13:30, der Anhänger ist angekoppelt, das Gepäck eingeladen. Elisabeth und ich steigen ein und fahren los. Schon gestern habe ich die Gilera verladen, um heute nicht allzu spät anzukommen. Wir nehmen den Weg über Gilching und Starnberg, dann die Autobahn bis Garmisch. Wenig Verkehr hier, ganz ungewohnt. Unserer Laune ist das zuträglich – wobei die eh schon Vorzeigecharakter hat. Ich freue mich schon sehr auf den Ötztaler Mopedmarathon.
Auch über den Fernpass noch wenig Verkehr. Die Motorraddichte nimmt langsam zu, das Wochenende beginnt. Motorradkolonnen wie letztes Jahr sind es diesmal nicht – kein Wunder. Diesmal sind die BMW-Days erst eine Woche später. Das Wetter passt auch, hoffentlich bleibt es auch für den Rest des Wochenendes so. Gegen 17:00 Uhr kommen wir in Sölden an, gleich nach dem Ortsschild sehen wir eine große Hinweistafel, die auf Live-Musik und Kinderbetreuung hinweist. Ich schaue zu langsam und bin schon vorbei, bis ich es registriere. So gibt es dann notgedrungen eine kleine Stadtbesichtigung, bis ich genug Raum zum Wenden finde.
Sölden ist schon voller Mopeds. Überall stehen einzelne Fahrzeuge oder kleine Gruppen von Fünfzigern rum, viele Gesichter kenne ich vom letzten Jahr. Wir drehen, fahren zurück und folgen dem großen Hinweisschild. Auf einem großen Parkplatz stehen schon etliche Anhänger, überall wird abgeladen, geschraubt, fachgesimpelt oder einfach nur geschaut.
Ich stelle das Gespann ab und beginne mit dem Abladen, während Elisabeth schon mal die nähere Umgebung auskundschaftet. Dann fahre ich mit der Gilera durch den großen Startbogen, wo ich von ein paar jungen Frauen zur Anmeldung dirigiert werde. Da stelle ich mich dann in die Schlange. Man kennt sich, ein freundliches Hallo hier und dort, viele kennen mich beim Namen, während ich mich gerade mal an die Gesicher erinnern kann. Anekdoten werden ausgetauscht und machen das Warten kurzweilig. Dauert nicht lange, bis ich an der Reihe bin. Manuel begrüßt mich freudig und winkt mich zu einem frei werdenden Schalter. Dort unterschreibe ich die Haftungsverzichtserklärung und erhalte ein großes Kuvert mit allen möglichen Utensilien: Ein Roadbook, ein Regencape, ein paar Sicherheitsnadeln, meinen ‚Rider-Pass‘ am Schlüsselband und die Startnummer. Diese wird dann ein paar Meter weiter hinten am Fahrzeug befestigt, wo auch der PRÜFF einen Blick über den Zustand der Fahrzeuge wirft. Ich bin diesmal vorbereitet, die Startnummer kann bei mir einfach mit ein paar Gummis befestigt werden. Bevor ich die Halle verlasse, geht es noch kurz die Rampe hoch für ein Foto im Wappen des Ötztaler Mopedvereins.
Vor der Halle werde ich zum ‚Beschleunigungsrennen‘ komplimentiert. Was für die Dragster-Fraktion das Viertelmeilenrennen ist, das ist beim Mopedmarathon – dem Hubraum entsprechend – ein 50m Rennen. Ich trete gegen einen Roller an. Mit meiner Sechsgangschaltung habe ich zu kämpfen, meinen Vorsprung beim Start zu halten. Schließlich muss ich noch zweimal schalten, während mein Kontrahent alles im ersten Gang fahren kann. Hier geht es aber definitiv eher um den Spaß als ums Siegen. Ich stelle die Gilera ab und laufe herum, um nach den Freunden zu suchen und ein paar Bilder zu machen. Michael und Martin kommen auf mich zu, Martin erzählt ein wenig vom Gilera-Roller von Rebecca, worauf ich gleich mal eine Proberunde drehe. Bisher hatte ich ihn noch nie in echt gesehen. Fährt sich so weit ganz gut, auch die Bremsen greifen, die vordere macht dabei aber ein Geräusch, was die Passanten zur Seite springen lässt, kaum dass ich die Bremse antippe. Es ist so laut, dass man damit auch problemlos die Hupe ersetzen könnte.
Rebecca kommt mit ihrer XT an, wird von uns begrüßt und gleich zur Anmeldung geschickt. Wegen der Haftungsverzichtserklärung konnten wir das nicht vorher für sie erledigen. Auf die Rampe hoch hilft Martin schiebend mit. Rebecca bleibt kurz stehen, fährt dann aber trotz unserer Rufe gleich wieder runter, noch bevor der Fotograf den Auslöser drücken konnte. Wir bitten sie zur zweiten Runde – diesmal klappt es 😉
Bis zur Fahrerbesprechung haben wir noch ein wenig Zeit. Elisabeth und ich fahren ins Hotel und checken ein. Anschließend inspiziert Elisabeth die Sauna und holt vorsorglich schon mal Bademäntel. Zurück am Startplatz sind wir dann rechtzeitig, bevor die Fahrerbesprechung beginnt. Manuel begrüßt die Fahrer, bevor er das Roadbook und den Ablaufplan für morgen detailliert durchgeht.
Die Preise werden vorgestellt – zusätzlich zu den Pokalen gibt es heuer eine Art Fahrrad mit Hilfsmotor zu gewinnen.
Ein heißes Teil, dass die Mitglieder des Mopedvereins zusammengeschraubt haben. Eine Runde am Platz dokumentiert die Fahrfähigkeit des gelben Flitzers.
Michael hat sich schon kurz nach der Fahrerbesprechung zurückgezogen und auch Martin verabschiedet sich, worauf wir mit Rebecca auch zur Unterkunft fahren.
Die Zeit reicht noch, um uns drei mit einem Saunagang für die morgige Tour vorzubereiten. Müde gehe ich kurz vor Mitternacht ins Bett.
Viertel vor Fünf klingelt der Wecker. Ich bin schon seit einer Stunde wach – keine Ahnung warum. Aufgeregt bin ich nicht, freue mich aber schon riesig auf den Tag. Ich mache Elisabeth wach, ziehe mich an und gehe über unsere Terasse zur Gilera, um den Tankrucksack für die Kamera und das Navi zu montieren, den Tracker einzuschalten und vollzutanken. Dann gehe ich mit Elisabeth frühstücken. Hinterher ziehe ich mir die Motorradklamotten an, während Elisabeth und Rebecca sich schon mal mit dem Auto auf den Weg zum Startplatz machen.
Ich bin gerade so den Berg runter, als ich auf ein Moped auflaufe. Es ist 06:00 Uhr, ab jetzt wird gestartet. Nadir fährt das Zweirad, ist aber so langsam unterwegs, dass ich meinen Plan, hinter ihm her zu fahren, dann doch wieder verwerfe. Ich will ein paar Bilder machen, wenn mir die ersten entgegen kommen.
Am Ortsschild von Sölden halte ich an, sehe, wie vor mir die erste Gruppe auf die Straße einbiegt. Links und rechts der Straße stehen viele Schaulustige und feuern die Protagonisten an. Nachdem ich die erste Welle fotografiert habe, fahre ich zum Startplatz und stelle die Gilera ab, um auch dort noch ein wenig von der Szenerie fotografisch einzufangen. Elisabeth hat auch sichtbar Spaß am Spektakel. Es ist einfach nur klasse! Keine Hektik, kein drängeln. Die Mopeds rollen in den Startkäfig, ein Safety-Car rollt davor, dann wird die Gruppe verabschiedet und fährt los. Anschließend wiederholt sich das, bis auch die letzten an der Reihe sind. Nun wird es auch für mich Zeit, die Kamera wegzupacken und die Gilera anzukicken. Ich rolle in die Startbox und sehe, dass Rebecca noch am Kicken ist. Erstmal auf die Seite, damit die Anderen an mir vorbei kommen. Dann springt der Roller doch noch an. Rebecca und ich sind die letzten, die durch den Startbogen rollen – schon mit deutlichem Abstand zum restlichen Starterfeld.
Das ist – zumindest für mich und meine Gilera – kein Problem. Ich bin schneller als die meisten hier. Als wir auf der Straße sind und den ersten Tunnel durchquert haben, lasse ich Rebecca zurück und fange an zu überholen. Dabei schalte ich immer mal wieder die GoPro ein, um die Szene einzufangen. Es ist unglaublich, wie viele Leute am Straßenrand stehen und uns zuwinken. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wer früh um 06:00 an die Straße geht, um lärmenden, stinkenden 2Takt-Mopeds zu winken. Ötzaler – ihr seid spitze! Zwischendurch stehen immer wieder Gruppen von Mopeds am Straßenrand, erste Pannen, nachjustieren etc. Auch Martin entdecke ich darunter, er hat gerade die Brille in der Hand. Wird ihm etwas ins Auge geflogen sein denke ich, während ich weiter nach vorne fahre. Ein paar Kilometer vor Ötz halte ich an, um ein paar Fotos zu machen. Es macht nicht nur Spaß, selber da mitzufahren, es macht auch Spaß, all die fröhlichen, lachenden Verrückten zu sehen, die dabei sind. Jeder winkt mir zu, wir haben Freude daran, die Langsamkeit neu zu entdecken. Elisabeth kommt mit unserem Service-Car und gesellt sich zu mir. Sie ist genauso drauf wie die Mopedler und entscheidet sich spontan, doch über den Pass zu fahren und nicht, wie geplant außenrum.
In Ötz geht führt uns der Weg dann in Richtung Kühtai. Kurz nach dem Kreisverkehr beginnt die Steigung. Für meine Gilera nicht so das Problem. Für mach anderes Moped schon eher. Hier wird eifrig mitgestrampelt, um das kleine Motörchen zu unterstützen. An einer Kehre halte ich an und zücke erneut die Kamera. Kurze Zeit später kommt Rebecca angefahren und gesellt sich dazu. Ein paar Anwohner betrachten neugierig unsere Boliden und kommen mit uns ins Gespräch. Partick Grüner, der mit dem Fahrrad voraus fährt, kam hier schon kurz nach sechs Uhr hoch – gestartet ist er um 05:45 in Sölden.
Weiter geht es, den Pass hoch. Die Gilera zeiht im 3. Gang mit 9.000U/min flott bergan. In den Ortschaften zügele ich sie etwas, weil sich die hohe Drehzahl auch in der Lautstärke auswirkt. Dann kommen die ersten Kehren. Ich lege die rassige Italienerin tief in die Kurve, so wie ich das mit der XT auch mache. Bei einer der Kehren rutscht mir dabei kurz nach dem Scheitelpunkt das Vorderrad weg – gute 30cm versetzt es, bis ich die Situation im Griff habe.
Im Geist habe ich mich schon auf der Straße liegen sehen. Bei 25km/h wäre aber auch das nicht allzu schlimm ausgegangen. Trotzdem bin ich natürlich lieber oben geblieben. Ein paar Zuschauern ist das nicht entgangen, sie applaudieren zum guten Ausgang meines Manvövers.
Bei Ochsengarten verlassen wir die geplante Route. Wegen eines Murenabgangs ist diese gesperrt. Wir biegen links ab über das Staller Sattele und dann hinunter nach Haiming ins Inntal. Der Aufstieg ist eine Herausforderung für die kleinen aus der Schnapsglasklasse. Der Roller vom Nadir streikt endgültig. So beschließt dieser, den Marathon hier zu beenden.
Oben angekommen gibt es die erste Durchfahrtskontrolle und auch eine Möglichkeit, ein Frühstück einzunehmen. Ich habe schon im Hotel gefrühstückt, die Schlange ist mir auch viel zu lang, weshalb ich lieber mit der Kamera umherstreife. Rebecca stellt sich an und braucht fast eine Stunde, bis wir uns an die Abfahrt ins Inntal machen können. Auch hier oben wird heftig geschraubt. Die Schweizer haben eigens einen Service-Truck dabei.
Mit der Hebebühne wird das zu reparierende Moped auf eine angenehme Höhe gebracht, dann geht es los. Motorwechsel, Kolbenwechsel etc .. alles kein Thema. Ein Anderer schraubt derweil kniend am Straßenrand. Als er mich mit der Kamera sieht, steht er auf und zeigt mir seine Ölverschmierten Hände ‚ollawei bin i dreckard‚ grinst er und packt sein Werkzeug weg.
Nachdem Rebecca ihr zweites Frühstück verputzt hat, gehen wir an die Talfahrt. Elisabeth ist schon vor einiger Zeit vorausgefahren. Im Leerlauf rollen wir geräuschlos zu Tal – zumindest, bis Rebecca bremsen muss. Das lässt auch hartgesottene Töffli-Buam zusammenzucken, wenn die Bremse aufjault. Ich zucke auch ein wenig, denn die Bremse greift sichtbar ruppig und versetzt den kleinen Roller jedesmal ein klein wenig. Für Rebecca und ihren Roller ist es quasi die Jungfernfahrt und sie ist flott unterwegs bergab. Ich würde mich da wohl eher langsamer an die Grenzen herantasten, überlege ich mir.
In einer Kehre steht Elisabeth, die schon länger auf uns gewartet hat. Als wir plötzlich daherkommen, schafft sie es nimmer, die Kamera einzuschalten. Vorher hat sie schon die ein oder andere Gruppe aufgenommen, in der sie uns vermutet hat.
In Haiming treffen wir auf die 171, in die wir nach rechts einbiegen, nachdem wir die Motoren angekickt haben. Die Sonne scheint, der Verkehr ist hier im Tal spürbar mehr. Durch kleine Dörfer fahren wir parallel zum Inn in Richtung Innsbruck. Von Ferne sieht man die Inntalautobahn. Da hat man wohl gestern jemand mit dem Moped gestoppt. Ob der zum Startfeld gehört hat, ließ sich gestern bei der Fahrerbesprechung nicht herausfinden.
Die Stiftskirche in Stams reckt seine Türme stolz in den weißblauen Himmel, etliche Einwohner des Ortes winken uns zu. In Völs machen wir eine kurze Pause, bevor wir in Innsbruck einrollen. Immer mal wieder fragen einzelne Gruppen, ob wir noch richtig sind. Aus meiner Sicht ist die Strecke perfekt ausgeschildert. Ich fahre hinter Rebecca, diese folgt einer Gruppe anderer Marathonler und die biegen an einer Ampel ab.
Wir tun es denen nach – erst hinterher denke ich darüber nach, dass gar keine Beschilderung zu sehen war. Die Jungs merken das aber auch gleich. Rebecca ist schon 200m weiter, bis sie merkt, dass niemand mehr hinter ihr ist. Während sich die Jungs noch beraten fahren wir wieder zurück auf die Hauptstraße und finden den Abbiegehinweis an der nächsten Ampel.
Nun geht es die alte Brennerstraße hinauf. Eine Ampel wird für Rebecca zur Herausforderung. Wir brauchen zwei Ampelphasen, bis die Koordination: Gas weg / Automatik einkuppen / losfahren – funktioniert. Da ist noch ein wenig Feineinstellung am Roller und Routine bei der Fahrerin nötig. An einer Tankstelle biegt Rebecca ein um nachzutanken, während ich wieder ein wenig nach vorne fahre, um Fotos zu machen. Dann fahre ich weiter zur Durchfahrkontrolle und Labestation am Brenner.
Nachdem ich die Gilera abgestellt habe, sehe ich Martin und gehe zu ihm hin. Michael ist schon weitergefahren. Martin erzählt mir, dass er mit dem Ducato da ist. An seiner Puch ist die Kette gerissen – und zwar schon wenige Kilometer nach dem Start, da wo ich ihn stehen sehen hatte. Ich stelle mich beim Essen und Trinken an. Elisabeth kommt gerade auf den Parkplatz, als ich essen mag. Wir teilen uns die Portion. Rebecca ist noch immer nicht da, ich mache mir langsam sorgen. Ich versuche sie am Handy zu erreichen, sie geht nicht dran – das ist ein gutes Zeichen. Wenige Minuten später rollt sie in den Parkplatz. Sie hatte tatsächlich ein Problem, ihre Gilera ist erst wieder angesprungen, nachdem sie die Zündkerze gewechselt hat. Auch sie holt sich etwas zum Essen und trinken.
Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht bergab, ich lasse mein Moped im Leerlauf bergab um die Kehren rollen. Plötzlich steuert Rebecca eine Bushaltestelle an. Ihr Motor ist stehen geblieben. Trotz mehrfachem Kicken bringt sie ihn nicht zum Laufen. Ich steige ab und versuche mein Glück – ebenfalls erfolglos. Ok, dann muss das Werkzeug raus. erstmal die Zündkerze – Kerzenbild unauffällig. Zündfunke ist vorhanden. So weit so gut. Benzinzufuhr schauen ist beim Roller schon schwieriger. Der Tank ist hinter dem Sitz verbaut, ich komme weder dort noch an den Benzihnhahn dran.
Der Vergaser sitzt relativ weit unten im Roller, so mache ich erstmal die Schwimmerkammer runter. Die ist trocken und auch auf Reserve kommt kein Sprit. Der Tank ist nicht voll, also hole ich meinen Kanister aus dem Auto und fülle ein paar Liter nach. Das hilft. Nachdem ich die Schwimmerkammer wieder drangebaut habe, springt der Roller nach dem zweiten Kick an. Wir packen das Werkzeug zusammen, ich ziehe mit wieder an und … der Motor geht aus.
Nochmal das Werkzeug raus, diesmal nehme ich den Vergaser ganz heraus. Der Benzinschlauch ist mit einem Draht statt Schlauchschelle gesichert, an dem ich mich natürlich verletze. Der Filter am Schlauchstutzen ist sauber, der Vergaser schaut an sich recht sauber aus. Aber es kommt kein Sprit aus dem Benzinschlauch. Na prima. Tanksieb verschmutzt. Gerade in dem Moment kommt ein Besenwagen vorbei und fragt, ob er helfen kann. Das ich das Fehlerbild kenne macht mich in den Augen des Mechanikers zum Experten. er meint, siene Hilfe wird hier nicht benötigt. Wir vergewissern uns trotzdem, dass es nicht der letzte Besenwagen auf der Strecke ist, bevor wir ihn ziehen lassen.
Ich setze den Benzinschlauch an den Mund, dann stelle ich den Benzinhahn auf ON, bevor ich mit aller Kraft reinpuste. Ich habe gefühlt einen knallroten Kopf, aber es tut sich was. Langsam fängt es an, aus dem Tank zu blubbern. Es braucht noch einige Versuche, bis genug Benzin aus dem Schlauch kommt und ich diesen wieder am Vergaser anschließe. Alles zusammengebaut, ankicken – läuft. Vorsichtshalber schicke ich Rebecca gleich los, während ich noch das Werkzeug zusammenpacke und mich wieder anziehe.
Erst ganz unten im Tal laufe ich wieder auf sie auf.
Wir sind auf dem Weg zum Jaufenpass. Langsam schraubt sich der Roller von Rebecca bergauf, Elisabeth bleibt hinter ihr und hält immer wieder mal an, um andere Autos vorbeizulassen. Ich fahre mal wieder ein Stück voraus, um dann in einer Kehre stehen zu bleiben und die Kamera herauszuholen. Nachdem Rebecca vorbei ist, starte ich den Motor neu und fahre hinterher.
Ein Auto überholt mich und streift mich am Arm mit einem Plopp-Geräusch. Die Fahrerin hält an, der Beifahrer steigt aus und mault mich an, weshalb ich nicht ganz rechts am Straßenrand fahre. Ich antworte, dass man halt nur überholen sollte, wenn man auch genug Platz hat. Ich gucke mich um, außer einer Verschmutzung an der Jacke kann ich erstmal nichts feststellen. Somit belassen wir es dabei und ziehen weiter. Erst abends werde ich feststellen, das man Kupplungshebel ein wenig verbogen ist – das war wohl die Ursache für den Plopp.
Lange Zeit, um darüber nachzudenken habe ich nicht, denn Rebecca steht wieder an der Straße. Die Stelle ist ungünstiig, aber auch weiter unten ist nichts besseres. So bitte ich sie, ein wenig auf den Verkehr aufzupassen, während ich mich wieder neben den Roller knie und die Benzinleitung erneut durchpuste.
Ok, er läuft wieder und wir schrauben uns weiter bergauf. ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel streikt der Roller wieder. Diesmal ist es nicht die Spritzufuhr, sondern das Automatikgetriebeöl, das wohl zu heiß ist. Diesmal stehen wir direkt bei einem Parkplatz, so bleiben wir einfach stehen und lassen die Maschinen abkühlen.
Eine halbe Stunde später versuchen wir es erneut, aber noch immer ohne Erfolg. Wir probieren auch, dass sich Rebecca an meinem Arm festhält und ich so ein wenig Unterstützung leisten kann. Auch das funktioniert nicht.
Ich hole das Appschleppseil raus, bringe es hinten an meinem Rahmen an und gebe Rebecca Instruktionen. Dann wickle ich es einmal um den Lenker und drücke ihr das Ende lose in die Hand. So kann sie einfach loslassen, wenn es zu kritisch wird.
Auf diese Art schleppe ich die Beiden die letzten Kilometer bergauf bis zum Sattel des Jaufenpasses. Eine Gruppe GS-Fahrer dokumentiert das Ganze kopfschüttelnd mit dem Smartphone.
Wir erreichen den Sattel und die Durchfahrtskontrolle. Zeit für eine ausgiebige Pause. Zu dritt suchen wir uns einen schönen Platz mit Blick hinunter nach St. Leonhard. Elisabeth holt Kuchen – Megastücke gibt es hier für kleines Geld.
So gestärkt machen wir uns auf den Weg bergab. Im Leerlauf rollen wir los – Rebecca voraus. Unterwegs halten wir kurz, wel eine Zweiventil-GS am Straßenrand steht. Helfen können wir diesmal nicht, aber er lässt sich gemeinsam mit uns im Leerlauf ins Tal rollen.
Scharf rechts geht es zur Anfahrt vom Timmelsjoch. Im anschließenden Kreisverkehr würgt Rebecca den Roller ab, er geht aber nach wenigen Kicks wieder an. Das Spritzufuhrproblem scheint soweit gelöst. Nachdem wir um die erste Kahre fahren, wird es merklich steiler. Nach wenigen hundert Metern Anstieg macht die Automatik des Rollers abermals schlapp. Es hat so keinen Sinn, denn es sind noch gut 20km bis zum Sattel, das will ich nicht schleppen. Unten im Tal hatte ich einen Besenwagen gesehen. Ich will Rebecca da runterbringen. Elisabeth gebe ich kurz Bescheid, dass sie weiterfahren soll bis zum nächsten Parkplatz.
Wir rollen herunter, beim Wagen steht schon eine kleine Gruppe. Transport geht in Ordnung, also fahre ich wieder los. Auf halber Strecke zur vorigen Position kommt mir Elisabeth entgegen.
Ich setze meinen Weg bergauf fort. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und es beginnt zu regnen. Ich ziehe Regenjacke und -Hose über und fahre weiter. Bei allen Gaststätten sehe ich Gruppen von Mopeds stehen, aber mir steht die Lust nach Fahren.
Ca. 80% des Anstiegs sind geschafft, als Petrus den Hahn wieder zudreht. Ich bleibe stehen, um ein paar Fotos von den Mitstreitern zu machen, die sich gemeinsam mit mir den letzten Pass hinaufmühen. Auch eine Ape ist darunter.
Vor dem Tunnel ein letzter Stopp und ein Blick ins Tal. Elisabeth ist noch immer nicht hier. Die letzten Meter bis zum Sattel – ein Bild beim Schild. Die Durchfahrtskontrolle ist bereits abgebaut. Jemand vom Orga-Team sagt, wir sollen direkt zum Ziel fahren. Ich kann mich ganz auf meine Linie konzentrieren und lasse die Zügel der Gilera locker. Zwei Autos und zwei Motorräder überhole ich locker im Leerlauf und überlege mir, was die wohl denken, wenn sie das kleine Versicherungskennzeichen sehen.
Kurz vor der Mautstelle geht es ein klein wenig bergauf. Die Motorräder holen auf, ich bin dennoch der Erste an der Mautstelle. Als ich durch Obergurgel und Zwieselstein rolle, stehen doch tatsächlich noch immer Menschen mit Kuhglocken am Straßenrand und feuern mich an. Wahnsinn, der große Pulk dürfte vor mittlerweile 3-4 Stunden hier durch sein.
In Sölden durchfahre ich den Zielbogen. Die Startbox wurde zur Zielbox umfunktioniert. Jeder Teilnehmer wird namentlich angekündigt, auf der großen Anzeige über der Bühne wird die Zeit eingeblendet. Ich stelle die Gilera ab und hole das Handy raus, um mich nach Elisabeth zu erkundigen. Sie hat mir bereits eine SMS geschickt, dass sie auf Rebecca wartet und deswegen im Verzug ist. Als sie dann eintreffen, gehen wir in den Ort und finden eine Pizzeria fürs Abendessen.
Die Siegerehrung beginnt um 20:00, es regnet hefig. unter den Pavillions stehen die Lezte dichtgedrängt, wir finden ein trockenes Plätzchen unter einem Vordach. Nadir gewinnt den Preis für die weiteste Anreise und .. wenig später auch noch das gelbe Gefährt. Ich gönne es ihm und freue mich für ihn, eine schöne Entschädigung dafür, dass er so früh ausgefallen ist.
Nach dem offiziellen Teil spielt eine Band, leider regnet es so stark, dass man das kaum genießen kann. Die Bar ist prallvoll, da sind Rebecca, Martin und Michael. Uns ist es zu voll und zu laut. Wir treffen auf Lars und Stefan, die eigentlich geplant hatten, zu Fuß nach Hause zu gehen. Später nimmt sie Elisabeth im Auto mit, zusammen mit Rebecca, während ich mit der Gilera voraus fahre.
In der Sauna schwitzen wir uns die Kälte aus den Knochen, bevor wir an der Bar den Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen.
Fazit:
Der XT-Stammtisch ist mit 4 Teilnehmern gestartet.
Bei Martins Puch ist die Kette schon innerhalb der ersten 20km gerissen.
Rebeccas Gilera-Roller hat am Fuß des Timmelsjochs aufgegeben – für ein unvorbereitetes Fahrzeug eine stolze Leistung!
Michael hatte so viel Spaß mit seiner DT, dass er den Patrick Grüber überholt hat und 15Minuten vor dem im Ziel angekommen ist. Damit hat er sich leider disqualifiziert.
Ich bin auch diesmal wieder problemlos durchgekommen, konnte meinen 5. Platz vom letzten Jahr aber nicht verteidigen, da ich viel Zeit fürs Schrauben an Rebeccas Roller gebraucht habe. Platz 186 erreicht 🙂
Es war aber auch gar nicht das Ziel, eine Platzierung zu machen. Ziel war es, zusammen mit anderen, ähnlich Verrückten, einen klasse Tag zu erleben und das hat zu 100% geklappt! Danke an alle Mitfahrer und auch an das Orga-Team!
27 Jun 2015
Samstag, 27.06.2015 Ötztaler Mopedmarathon XV
Freitag, 13:30, der Anhänger ist angekoppelt, das Gepäck eingeladen. Elisabeth und ich steigen ein und fahren los. Schon gestern habe ich die Gilera verladen, um heute nicht allzu spät anzukommen. Wir nehmen den Weg über Gilching und Starnberg, dann die Autobahn bis Garmisch. Wenig Verkehr hier, ganz ungewohnt. Unserer Laune ist das zuträglich – wobei die eh schon Vorzeigecharakter hat. Ich freue mich schon sehr auf den Ötztaler Mopedmarathon.
Auch über den Fernpass noch wenig Verkehr. Die Motorraddichte nimmt langsam zu, das Wochenende beginnt. Motorradkolonnen wie letztes Jahr sind es diesmal nicht – kein Wunder. Diesmal sind die BMW-Days erst eine Woche später. Das Wetter passt auch, hoffentlich bleibt es auch für den Rest des Wochenendes so. Gegen 17:00 Uhr kommen wir in Sölden an, gleich nach dem Ortsschild sehen wir eine große Hinweistafel, die auf Live-Musik und Kinderbetreuung hinweist. Ich schaue zu langsam und bin schon vorbei, bis ich es registriere. So gibt es dann notgedrungen eine kleine Stadtbesichtigung, bis ich genug Raum zum Wenden finde.
Sölden ist schon voller Mopeds. Überall stehen einzelne Fahrzeuge oder kleine Gruppen von Fünfzigern rum, viele Gesichter kenne ich vom letzten Jahr. Wir drehen, fahren zurück und folgen dem großen Hinweisschild. Auf einem großen Parkplatz stehen schon etliche Anhänger, überall wird abgeladen, geschraubt, fachgesimpelt oder einfach nur geschaut.
Ich stelle das Gespann ab und beginne mit dem Abladen, während Elisabeth schon mal die nähere Umgebung auskundschaftet. Dann fahre ich mit der Gilera durch den großen Startbogen, wo ich von ein paar jungen Frauen zur Anmeldung dirigiert werde. Da stelle ich mich dann in die Schlange. Man kennt sich, ein freundliches Hallo hier und dort, viele kennen mich beim Namen, während ich mich gerade mal an die Gesicher erinnern kann. Anekdoten werden ausgetauscht und machen das Warten kurzweilig. Dauert nicht lange, bis ich an der Reihe bin. Manuel begrüßt mich freudig und winkt mich zu einem frei werdenden Schalter. Dort unterschreibe ich die Haftungsverzichtserklärung und erhalte ein großes Kuvert mit allen möglichen Utensilien: Ein Roadbook, ein Regencape, ein paar Sicherheitsnadeln, meinen ‚Rider-Pass‘ am Schlüsselband und die Startnummer. Diese wird dann ein paar Meter weiter hinten am Fahrzeug befestigt, wo auch der PRÜFF einen Blick über den Zustand der Fahrzeuge wirft. Ich bin diesmal vorbereitet, die Startnummer kann bei mir einfach mit ein paar Gummis befestigt werden. Bevor ich die Halle verlasse, geht es noch kurz die Rampe hoch für ein Foto im Wappen des Ötztaler Mopedvereins.
Vor der Halle werde ich zum ‚Beschleunigungsrennen‘ komplimentiert. Was für die Dragster-Fraktion das Viertelmeilenrennen ist, das ist beim Mopedmarathon – dem Hubraum entsprechend – ein 50m Rennen. Ich trete gegen einen Roller an. Mit meiner Sechsgangschaltung habe ich zu kämpfen, meinen Vorsprung beim Start zu halten. Schließlich muss ich noch zweimal schalten, während mein Kontrahent alles im ersten Gang fahren kann. Hier geht es aber definitiv eher um den Spaß als ums Siegen. Ich stelle die Gilera ab und laufe herum, um nach den Freunden zu suchen und ein paar Bilder zu machen. Michael und Martin kommen auf mich zu, Martin erzählt ein wenig vom Gilera-Roller von Rebecca, worauf ich gleich mal eine Proberunde drehe. Bisher hatte ich ihn noch nie in echt gesehen. Fährt sich so weit ganz gut, auch die Bremsen greifen, die vordere macht dabei aber ein Geräusch, was die Passanten zur Seite springen lässt, kaum dass ich die Bremse antippe. Es ist so laut, dass man damit auch problemlos die Hupe ersetzen könnte.
Rebecca kommt mit ihrer XT an, wird von uns begrüßt und gleich zur Anmeldung geschickt. Wegen der Haftungsverzichtserklärung konnten wir das nicht vorher für sie erledigen. Auf die Rampe hoch hilft Martin schiebend mit. Rebecca bleibt kurz stehen, fährt dann aber trotz unserer Rufe gleich wieder runter, noch bevor der Fotograf den Auslöser drücken konnte. Wir bitten sie zur zweiten Runde – diesmal klappt es 😉
Bis zur Fahrerbesprechung haben wir noch ein wenig Zeit. Elisabeth und ich fahren ins Hotel und checken ein. Anschließend inspiziert Elisabeth die Sauna und holt vorsorglich schon mal Bademäntel. Zurück am Startplatz sind wir dann rechtzeitig, bevor die Fahrerbesprechung beginnt. Manuel begrüßt die Fahrer, bevor er das Roadbook und den Ablaufplan für morgen detailliert durchgeht.
Die Preise werden vorgestellt – zusätzlich zu den Pokalen gibt es heuer eine Art Fahrrad mit Hilfsmotor zu gewinnen.
Ein heißes Teil, dass die Mitglieder des Mopedvereins zusammengeschraubt haben. Eine Runde am Platz dokumentiert die Fahrfähigkeit des gelben Flitzers.
Michael hat sich schon kurz nach der Fahrerbesprechung zurückgezogen und auch Martin verabschiedet sich, worauf wir mit Rebecca auch zur Unterkunft fahren.
Die Zeit reicht noch, um uns drei mit einem Saunagang für die morgige Tour vorzubereiten. Müde gehe ich kurz vor Mitternacht ins Bett.
Viertel vor Fünf klingelt der Wecker. Ich bin schon seit einer Stunde wach – keine Ahnung warum. Aufgeregt bin ich nicht, freue mich aber schon riesig auf den Tag. Ich mache Elisabeth wach, ziehe mich an und gehe über unsere Terasse zur Gilera, um den Tankrucksack für die Kamera und das Navi zu montieren, den Tracker einzuschalten und vollzutanken. Dann gehe ich mit Elisabeth frühstücken. Hinterher ziehe ich mir die Motorradklamotten an, während Elisabeth und Rebecca sich schon mal mit dem Auto auf den Weg zum Startplatz machen.
Ich bin gerade so den Berg runter, als ich auf ein Moped auflaufe. Es ist 06:00 Uhr, ab jetzt wird gestartet. Nadir fährt das Zweirad, ist aber so langsam unterwegs, dass ich meinen Plan, hinter ihm her zu fahren, dann doch wieder verwerfe. Ich will ein paar Bilder machen, wenn mir die ersten entgegen kommen.
Am Ortsschild von Sölden halte ich an, sehe, wie vor mir die erste Gruppe auf die Straße einbiegt. Links und rechts der Straße stehen viele Schaulustige und feuern die Protagonisten an. Nachdem ich die erste Welle fotografiert habe, fahre ich zum Startplatz und stelle die Gilera ab, um auch dort noch ein wenig von der Szenerie fotografisch einzufangen. Elisabeth hat auch sichtbar Spaß am Spektakel. Es ist einfach nur klasse! Keine Hektik, kein drängeln. Die Mopeds rollen in den Startkäfig, ein Safety-Car rollt davor, dann wird die Gruppe verabschiedet und fährt los. Anschließend wiederholt sich das, bis auch die letzten an der Reihe sind. Nun wird es auch für mich Zeit, die Kamera wegzupacken und die Gilera anzukicken. Ich rolle in die Startbox und sehe, dass Rebecca noch am Kicken ist. Erstmal auf die Seite, damit die Anderen an mir vorbei kommen. Dann springt der Roller doch noch an. Rebecca und ich sind die letzten, die durch den Startbogen rollen – schon mit deutlichem Abstand zum restlichen Starterfeld.
Das ist – zumindest für mich und meine Gilera – kein Problem. Ich bin schneller als die meisten hier. Als wir auf der Straße sind und den ersten Tunnel durchquert haben, lasse ich Rebecca zurück und fange an zu überholen. Dabei schalte ich immer mal wieder die GoPro ein, um die Szene einzufangen. Es ist unglaublich, wie viele Leute am Straßenrand stehen und uns zuwinken. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wer früh um 06:00 an die Straße geht, um lärmenden, stinkenden 2Takt-Mopeds zu winken. Ötzaler – ihr seid spitze!
Zwischendurch stehen immer wieder Gruppen von Mopeds am Straßenrand, erste Pannen, nachjustieren etc. Auch Martin entdecke ich darunter, er hat gerade die Brille in der Hand. Wird ihm etwas ins Auge geflogen sein denke ich, während ich weiter nach vorne fahre. Ein paar Kilometer vor Ötz halte ich an, um ein paar Fotos zu machen. Es macht nicht nur Spaß, selber da mitzufahren, es macht auch Spaß, all die fröhlichen, lachenden Verrückten zu sehen, die dabei sind. Jeder winkt mir zu, wir haben Freude daran, die Langsamkeit neu zu entdecken. Elisabeth kommt mit unserem Service-Car und gesellt sich zu mir. Sie ist genauso drauf wie die Mopedler und entscheidet sich spontan, doch über den Pass zu fahren und nicht, wie geplant außenrum.
In Ötz geht führt uns der Weg dann in Richtung Kühtai. Kurz nach dem Kreisverkehr beginnt die Steigung. Für meine Gilera nicht so das Problem. Für mach anderes Moped schon eher. Hier wird eifrig mitgestrampelt, um das kleine Motörchen zu unterstützen. An einer Kehre halte ich an und zücke erneut die Kamera. Kurze Zeit später kommt Rebecca angefahren und gesellt sich dazu. Ein paar Anwohner betrachten neugierig unsere Boliden und kommen mit uns ins Gespräch. Partick Grüner, der mit dem Fahrrad voraus fährt, kam hier schon kurz nach sechs Uhr hoch – gestartet ist er um 05:45 in Sölden.
Weiter geht es, den Pass hoch. Die Gilera zeiht im 3. Gang mit 9.000U/min flott bergan. In den Ortschaften zügele ich sie etwas, weil sich die hohe Drehzahl auch in der Lautstärke auswirkt. Dann kommen die ersten Kehren. Ich lege die rassige Italienerin tief in die Kurve, so wie ich das mit der XT auch mache. Bei einer der Kehren rutscht mir dabei kurz nach dem Scheitelpunkt das Vorderrad weg – gute 30cm versetzt es, bis ich die Situation im Griff habe.
Im Geist habe ich mich schon auf der Straße liegen sehen. Bei 25km/h wäre aber auch das nicht allzu schlimm ausgegangen. Trotzdem bin ich natürlich lieber oben geblieben. Ein paar Zuschauern ist das nicht entgangen, sie applaudieren zum guten Ausgang meines Manvövers.
Bei Ochsengarten verlassen wir die geplante Route. Wegen eines Murenabgangs ist diese gesperrt. Wir biegen links ab über das Staller Sattele und dann hinunter nach Haiming ins Inntal. Der Aufstieg ist eine Herausforderung für die kleinen aus der Schnapsglasklasse. Der Roller vom Nadir streikt endgültig. So beschließt dieser, den Marathon hier zu beenden.
Oben angekommen gibt es die erste Durchfahrtskontrolle und auch eine Möglichkeit, ein Frühstück einzunehmen. Ich habe schon im Hotel gefrühstückt, die Schlange ist mir auch viel zu lang, weshalb ich lieber mit der Kamera umherstreife. Rebecca stellt sich an und braucht fast eine Stunde, bis wir uns an die Abfahrt ins Inntal machen können. Auch hier oben wird heftig geschraubt. Die Schweizer haben eigens einen Service-Truck dabei.
Mit der Hebebühne wird das zu reparierende Moped auf eine angenehme Höhe gebracht, dann geht es los. Motorwechsel, Kolbenwechsel etc .. alles kein Thema. Ein Anderer schraubt derweil kniend am Straßenrand. Als er mich mit der Kamera sieht, steht er auf und zeigt mir seine Ölverschmierten Hände ‚ollawei bin i dreckard‚ grinst er und packt sein Werkzeug weg.
Nachdem Rebecca ihr zweites Frühstück verputzt hat, gehen wir an die Talfahrt. Elisabeth ist schon vor einiger Zeit vorausgefahren. Im Leerlauf rollen wir geräuschlos zu Tal – zumindest, bis Rebecca bremsen muss. Das lässt auch hartgesottene Töffli-Buam zusammenzucken, wenn die Bremse aufjault. Ich zucke auch ein wenig, denn die Bremse greift sichtbar ruppig und versetzt den kleinen Roller jedesmal ein klein wenig. Für Rebecca und ihren Roller ist es quasi die Jungfernfahrt und sie ist flott unterwegs bergab. Ich würde mich da wohl eher langsamer an die Grenzen herantasten, überlege ich mir.
In einer Kehre steht Elisabeth, die schon länger auf uns gewartet hat. Als wir plötzlich daherkommen, schafft sie es nimmer, die Kamera einzuschalten. Vorher hat sie schon die ein oder andere Gruppe aufgenommen, in der sie uns vermutet hat.
In Haiming treffen wir auf die 171, in die wir nach rechts einbiegen, nachdem wir die Motoren angekickt haben. Die Sonne scheint, der Verkehr ist hier im Tal spürbar mehr. Durch kleine Dörfer fahren wir parallel zum Inn in Richtung Innsbruck. Von Ferne sieht man die Inntalautobahn. Da hat man wohl gestern jemand mit dem Moped gestoppt. Ob der zum Startfeld gehört hat, ließ sich gestern bei der Fahrerbesprechung nicht herausfinden.
Die Stiftskirche in Stams reckt seine Türme stolz in den weißblauen Himmel, etliche Einwohner des Ortes winken uns zu. In Völs machen wir eine kurze Pause, bevor wir in Innsbruck einrollen. Immer mal wieder fragen einzelne Gruppen, ob wir noch richtig sind. Aus meiner Sicht ist die Strecke perfekt ausgeschildert. Ich fahre hinter Rebecca, diese folgt einer Gruppe anderer Marathonler und die biegen an einer Ampel ab.
Wir tun es denen nach – erst hinterher denke ich darüber nach, dass gar keine Beschilderung zu sehen war. Die Jungs merken das aber auch gleich. Rebecca ist schon 200m weiter, bis sie merkt, dass niemand mehr hinter ihr ist. Während sich die Jungs noch beraten fahren wir wieder zurück auf die Hauptstraße und finden den Abbiegehinweis an der nächsten Ampel.
Nun geht es die alte Brennerstraße hinauf. Eine Ampel wird für Rebecca zur Herausforderung. Wir brauchen zwei Ampelphasen, bis die Koordination: Gas weg / Automatik einkuppen / losfahren – funktioniert. Da ist noch ein wenig Feineinstellung am Roller und Routine bei der Fahrerin nötig. An einer Tankstelle biegt Rebecca ein um nachzutanken, während ich wieder ein wenig nach vorne fahre, um Fotos zu machen. Dann fahre ich weiter zur Durchfahrkontrolle und Labestation am Brenner.
Nachdem ich die Gilera abgestellt habe, sehe ich Martin und gehe zu ihm hin. Michael ist schon weitergefahren. Martin erzählt mir, dass er mit dem Ducato da ist. An seiner Puch ist die Kette gerissen – und zwar schon wenige Kilometer nach dem Start, da wo ich ihn stehen sehen hatte. Ich stelle mich beim Essen und Trinken an. Elisabeth kommt gerade auf den Parkplatz, als ich essen mag. Wir teilen uns die Portion. Rebecca ist noch immer nicht da, ich mache mir langsam sorgen. Ich versuche sie am Handy zu erreichen, sie geht nicht dran – das ist ein gutes Zeichen. Wenige Minuten später rollt sie in den Parkplatz. Sie hatte tatsächlich ein Problem, ihre Gilera ist erst wieder angesprungen, nachdem sie die Zündkerze gewechselt hat. Auch sie holt sich etwas zum Essen und trinken.
Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht bergab, ich lasse mein Moped im Leerlauf bergab um die Kehren rollen. Plötzlich steuert Rebecca eine Bushaltestelle an. Ihr Motor ist stehen geblieben. Trotz mehrfachem Kicken bringt sie ihn nicht zum Laufen. Ich steige ab und versuche mein Glück – ebenfalls erfolglos. Ok, dann muss das Werkzeug raus. erstmal die Zündkerze – Kerzenbild unauffällig. Zündfunke ist vorhanden. So weit so gut. Benzinzufuhr schauen ist beim Roller schon schwieriger. Der Tank ist hinter dem Sitz verbaut, ich komme weder dort noch an den Benzihnhahn dran.
Der Vergaser sitzt relativ weit unten im Roller, so mache ich erstmal die Schwimmerkammer runter. Die ist trocken und auch auf Reserve kommt kein Sprit. Der Tank ist nicht voll, also hole ich meinen Kanister aus dem Auto und fülle ein paar Liter nach. Das hilft. Nachdem ich die Schwimmerkammer wieder drangebaut habe, springt der Roller nach dem zweiten Kick an. Wir packen das Werkzeug zusammen, ich ziehe mit wieder an und … der Motor geht aus.
Nochmal das Werkzeug raus, diesmal nehme ich den Vergaser ganz heraus. Der Benzinschlauch ist mit einem Draht statt Schlauchschelle gesichert, an dem ich mich natürlich verletze. Der Filter am Schlauchstutzen ist sauber, der Vergaser schaut an sich recht sauber aus. Aber es kommt kein Sprit aus dem Benzinschlauch. Na prima. Tanksieb verschmutzt. Gerade in dem Moment kommt ein Besenwagen vorbei und fragt, ob er helfen kann. Das ich das Fehlerbild kenne macht mich in den Augen des Mechanikers zum Experten. er meint, siene Hilfe wird hier nicht benötigt. Wir vergewissern uns trotzdem, dass es nicht der letzte Besenwagen auf der Strecke ist, bevor wir ihn ziehen lassen.
Ich setze den Benzinschlauch an den Mund, dann stelle ich den Benzinhahn auf ON, bevor ich mit aller Kraft reinpuste. Ich habe gefühlt einen knallroten Kopf, aber es tut sich was. Langsam fängt es an, aus dem Tank zu blubbern. Es braucht noch einige Versuche, bis genug Benzin aus dem Schlauch kommt und ich diesen wieder am Vergaser anschließe. Alles zusammengebaut, ankicken – läuft. Vorsichtshalber schicke ich Rebecca gleich los, während ich noch das Werkzeug zusammenpacke und mich wieder anziehe.
Erst ganz unten im Tal laufe ich wieder auf sie auf.
Wir sind auf dem Weg zum Jaufenpass. Langsam schraubt sich der Roller von Rebecca bergauf, Elisabeth bleibt hinter ihr und hält immer wieder mal an, um andere Autos vorbeizulassen. Ich fahre mal wieder ein Stück voraus, um dann in einer Kehre stehen zu bleiben und die Kamera herauszuholen. Nachdem Rebecca vorbei ist, starte ich den Motor neu und fahre hinterher.
Ein Auto überholt mich und streift mich am Arm mit einem Plopp-Geräusch. Die Fahrerin hält an, der Beifahrer steigt aus und mault mich an, weshalb ich nicht ganz rechts am Straßenrand fahre. Ich antworte, dass man halt nur überholen sollte, wenn man auch genug Platz hat. Ich gucke mich um, außer einer Verschmutzung an der Jacke kann ich erstmal nichts feststellen. Somit belassen wir es dabei und ziehen weiter. Erst abends werde ich feststellen, das man Kupplungshebel ein wenig verbogen ist – das war wohl die Ursache für den Plopp.
Lange Zeit, um darüber nachzudenken habe ich nicht, denn Rebecca steht wieder an der Straße. Die Stelle ist ungünstiig, aber auch weiter unten ist nichts besseres. So bitte ich sie, ein wenig auf den Verkehr aufzupassen, während ich mich wieder neben den Roller knie und die Benzinleitung erneut durchpuste.
Ok, er läuft wieder und wir schrauben uns weiter bergauf. ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel streikt der Roller wieder. Diesmal ist es nicht die Spritzufuhr, sondern das Automatikgetriebeöl, das wohl zu heiß ist. Diesmal stehen wir direkt bei einem Parkplatz, so bleiben wir einfach stehen und lassen die Maschinen abkühlen.
Eine halbe Stunde später versuchen wir es erneut, aber noch immer ohne Erfolg. Wir probieren auch, dass sich Rebecca an meinem Arm festhält und ich so ein wenig Unterstützung leisten kann. Auch das funktioniert nicht.
Ich hole das Appschleppseil raus, bringe es hinten an meinem Rahmen an und gebe Rebecca Instruktionen. Dann wickle ich es einmal um den Lenker und drücke ihr das Ende lose in die Hand. So kann sie einfach loslassen, wenn es zu kritisch wird.
Auf diese Art schleppe ich die Beiden die letzten Kilometer bergauf bis zum Sattel des Jaufenpasses. Eine Gruppe GS-Fahrer dokumentiert das Ganze kopfschüttelnd mit dem Smartphone.
Wir erreichen den Sattel und die Durchfahrtskontrolle. Zeit für eine ausgiebige Pause. Zu dritt suchen wir uns einen schönen Platz mit Blick hinunter nach St. Leonhard. Elisabeth holt Kuchen – Megastücke gibt es hier für kleines Geld.
So gestärkt machen wir uns auf den Weg bergab. Im Leerlauf rollen wir los – Rebecca voraus. Unterwegs halten wir kurz, wel eine Zweiventil-GS am Straßenrand steht. Helfen können wir diesmal nicht, aber er lässt sich gemeinsam mit uns im Leerlauf ins Tal rollen.
Scharf rechts geht es zur Anfahrt vom Timmelsjoch. Im anschließenden Kreisverkehr würgt Rebecca den Roller ab, er geht aber nach wenigen Kicks wieder an. Das Spritzufuhrproblem scheint soweit gelöst. Nachdem wir um die erste Kahre fahren, wird es merklich steiler. Nach wenigen hundert Metern Anstieg macht die Automatik des Rollers abermals schlapp. Es hat so keinen Sinn, denn es sind noch gut 20km bis zum Sattel, das will ich nicht schleppen. Unten im Tal hatte ich einen Besenwagen gesehen. Ich will Rebecca da runterbringen. Elisabeth gebe ich kurz Bescheid, dass sie weiterfahren soll bis zum nächsten Parkplatz.
Wir rollen herunter, beim Wagen steht schon eine kleine Gruppe. Transport geht in Ordnung, also fahre ich wieder los. Auf halber Strecke zur vorigen Position kommt mir Elisabeth entgegen.
Ich setze meinen Weg bergauf fort. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen und es beginnt zu regnen. Ich ziehe Regenjacke und -Hose über und fahre weiter. Bei allen Gaststätten sehe ich Gruppen von Mopeds stehen, aber mir steht die Lust nach Fahren.
Ca. 80% des Anstiegs sind geschafft, als Petrus den Hahn wieder zudreht. Ich bleibe stehen, um ein paar Fotos von den Mitstreitern zu machen, die sich gemeinsam mit mir den letzten Pass hinaufmühen. Auch eine Ape ist darunter.
Vor dem Tunnel ein letzter Stopp und ein Blick ins Tal. Elisabeth ist noch immer nicht hier. Die letzten Meter bis zum Sattel – ein Bild beim Schild. Die Durchfahrtskontrolle ist bereits abgebaut. Jemand vom Orga-Team sagt, wir sollen direkt zum Ziel fahren. Ich kann mich ganz auf meine Linie konzentrieren und lasse die Zügel der Gilera locker. Zwei Autos und zwei Motorräder überhole ich locker im Leerlauf und überlege mir, was die wohl denken, wenn sie das kleine Versicherungskennzeichen sehen.
Kurz vor der Mautstelle geht es ein klein wenig bergauf. Die Motorräder holen auf, ich bin dennoch der Erste an der Mautstelle.
Als ich durch Obergurgel und Zwieselstein rolle, stehen doch tatsächlich noch immer Menschen mit Kuhglocken am Straßenrand und feuern mich an. Wahnsinn, der große Pulk dürfte vor mittlerweile 3-4 Stunden hier durch sein.
In Sölden durchfahre ich den Zielbogen. Die Startbox wurde zur Zielbox umfunktioniert. Jeder Teilnehmer wird namentlich angekündigt, auf der großen Anzeige über der Bühne wird die Zeit eingeblendet. Ich stelle die Gilera ab und hole das Handy raus, um mich nach Elisabeth zu erkundigen. Sie hat mir bereits eine SMS geschickt, dass sie auf Rebecca wartet und deswegen im Verzug ist. Als sie dann eintreffen, gehen wir in den Ort und finden eine Pizzeria fürs Abendessen.
Die Siegerehrung beginnt um 20:00, es regnet hefig. unter den Pavillions stehen die Lezte dichtgedrängt, wir finden ein trockenes Plätzchen unter einem Vordach. Nadir gewinnt den Preis für die weiteste Anreise und .. wenig später auch noch das gelbe Gefährt. Ich gönne es ihm und freue mich für ihn, eine schöne Entschädigung dafür, dass er so früh ausgefallen ist.
Nach dem offiziellen Teil spielt eine Band, leider regnet es so stark, dass man das kaum genießen kann. Die Bar ist prallvoll, da sind Rebecca, Martin und Michael. Uns ist es zu voll und zu laut. Wir treffen auf Lars und Stefan, die eigentlich geplant hatten, zu Fuß nach Hause zu gehen. Später nimmt sie Elisabeth im Auto mit, zusammen mit Rebecca, während ich mit der Gilera voraus fahre.
In der Sauna schwitzen wir uns die Kälte aus den Knochen, bevor wir an der Bar den Flüssigkeitshaushalt wieder ausgleichen.
Fazit:
Der XT-Stammtisch ist mit 4 Teilnehmern gestartet.
Bei Martins Puch ist die Kette schon innerhalb der ersten 20km gerissen.
Rebeccas Gilera-Roller hat am Fuß des Timmelsjochs aufgegeben – für ein unvorbereitetes Fahrzeug eine stolze Leistung!
Michael hatte so viel Spaß mit seiner DT, dass er den Patrick Grüber überholt hat und 15Minuten vor dem im Ziel angekommen ist. Damit hat er sich leider disqualifiziert.
Ich bin auch diesmal wieder problemlos durchgekommen, konnte meinen 5. Platz vom letzten Jahr aber nicht verteidigen, da ich viel Zeit fürs Schrauben an Rebeccas Roller gebraucht habe. Platz 186 erreicht 🙂
Es war aber auch gar nicht das Ziel, eine Platzierung zu machen. Ziel war es, zusammen mit anderen, ähnlich Verrückten, einen klasse Tag zu erleben und das hat zu 100% geklappt! Danke an alle Mitfahrer und auch an das Orga-Team!
Bilder vom Ötztaler Mopedmarathon 2015
Live-Tracking des Teams XT-Stammtisch beim Ötztaler Mopedmarathon 2015