Nach dem Frühstück trennen wir uns auf. Hubert und ich machen uns auf den Weg zur Ford-Werkstatt, wo wir hoffen, Ersatzteile und evtl. einen Mechaniker aufzutreiben. Helga und Elisabeth wollen mit dem Taxi in die Stadt und ggf. mit der Seilbahn den Berg erklimmen.
Die Werkstatt liegt ca. 8km entfernt am Ortsausgang von Brasov. Das war erstmal kein Problem. Am Service-Schalter frage ich den Meister, ob er Englisch kann. Kaum, meint er, aber ich spreche deutsch. So brauche ich mein mühsam zusammengekratztes ‚Fach-Rumänisch‘ doch nicht testen und es sollte kein Problem sein, die Frage nach den Ersatzteilen zu klären. Ist es aber doch. Aber nicht, wegen der Verständigung, sondern weil die Internet-Verbindung gerade nicht funktioniert. Die Rumänen haben gelernt zu improvisieren, so klemmt sich gleich jemand ans Telefon und macht die Anfrage wie in der guten alten Zeit. Ob es ein Original-Ersatzteil sein soll, oder ob es ein etwas billigeres auch tun würde, werde ich gefragt. Mir ist beides recht. Etliche Telefonate später erfahre ich, dass die Teile 360 Lei kosten und werde gefragt, wie schnell das Ganze sein muss. Eine eher rhetorische Frage, würde ich sagen, denn er sieht uns an, dass wir nicht unbegrenzt Zeit haben, weshalb er sich die Frage auch gleich selbst beantwortet. Ich gebe den Auftrag, der Meister fährt den Mondeo auf die Hebebühne und erklärt dem Mechaniker, was gemacht werden muss. Wir dürfen in der Werkstatt bleiben und zusehen. Als er das linke Rad abnimmt, sieht man schon die gleichmäßig eingelaufene Bremsscheibe. Logisch, dass der Bremsbelag bis aufs Eisen weg ist. Der Innere Bremsbelag hat noch gut 4-5mm. Auf der rechten Seite haben die beiden Bremsbeläge noch fast volle Dicke und auch die Scheibe schaut normal aus. Wir mutmaßen, dass der Vorbesitzer evtl. nur auf einer Seite die Bremsbeläge gewechselt hat.
Was nun fehlt, sind die neuen Teile. Die Wartezeit nutzt der Mechaniker, um alle Teile der Radnabe, den Bremssattel und auch alle sonstigen beweglichen Teile mit der elektrischen Drahtbürste zu säubern und vom Rost zu befreien. Die Auflagefläche der Scheibe bekommt eine Schicht Kupferpaste. Dann kommt der Meister wieder, in der Hand zwei Tüten mit den Ersatzteilen. Der Mechaniker schneidet die Kartons auf, vergleicht die alten und die neuen Bremsscheiben sorgfältig auf Passgenauigkeit und fängt dann an, die Neuteile zu montieren. Keine 15 Minuten später ist er fertig, wobei auch die Radbolzen und die Auflagefläche der Räder eine Lage Kupferpaste bekommen haben. Dann lässt er die Hebebühne ab, fährt das Auto raus und wäscht Felgen und Radkappen mit dem Hochdruckreiniger, bevor er letztere abschließend montiert.
Er berichtet dem Meister, der wiederum übersetzt uns, dass einer der Bolzen für den schwimmenden Bremssattel fest war und es deshalb zum übermäßigen Verschleiß des Bremsbackens in so kurzer Zeit kommen musste. Er hat den Bolzen aber wieder gangbar gemacht, so dass dies kein Problem mehr darstellen sollte.
Probleme gibt es aber weiterhin – zumindest aus der Sicht des Autohauses. Die Internetanbindung funktioniert noch immer nicht, weshalb man mir keine Rechnung schreiben kann. Die brauche ich nicht, sage ich und zahle den Betrag – keine 100 Euro – per Kreditkarte, der Beleg dazu reicht mir.
Die ganze Prozedur hat kaum 2 Stunden gedauert, wobei die Hälfte der Zeit aus Warten auf die Teile bestand. Ich bedanke mich beim Meister, der Mechaniker bekommt ein ordentliches Trinkgeld für die Arbeit, dann machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt.
Gerade als wir fertig waren, kam ein Anruf von Elisabeth, dass die Seilbahn Montags nicht fährt. So haben wir uns auf dem Seilbahnparkplatz verabredet, den wir auch problemlos finden, auch wenn wir wegen der Einbahnstraßen einmal um den Altstadtkern herum fahren müssen. Heute wimmelt es hier von Menschen – die Schule hat begonnen und das wird hier offensichtlich groß zelebriert. Jedes der Kinder hat einen Blumenstrauß dabei.
Wir wollen weiter nach Bran, wo die sagenumwobene Burg von Dracula steht. Deshalb gebe ich den Ortsnamen ins Navi ein und dieses führt uns über enge Gässchen durch die Altstadt und irgendwann bergan. Zweimal fahre ich in eine Hofeinfahrt, die Route war etwas ungenau zu sehen, weil ich zu weit heraus gezoomt hatte. Also wieder auf den richtigen Maßstab eingestellt und weiter geht es. Tja, der vorgeschlagene Weg ist alsbald mit Schlaglöchern übersäät und irgendwann auch nicht mehr befestigt. Weiter oben ist er erst ganz frisch aufgeschottert. Das Material ist recht locker und ich bin mit wenig Schwung angefahren, so dass die Vorderräder schon mal durchdrehen und ein paar Steinchen ans Bodenblech schleudert, was unseren Damen dann doch eher suspekt ist. Ich bekomme den diskreten Hinweis, dass es vielleicht besser wäre, umzudrehen, sehe aber am Navi schon die große Straße in Reichweite, weshalb ich den Weg fortsetze. An einer Kante kommen wir zum Stehen, es ist einfach zu steil. Zwei, dreimal probiere ich am steilen Hang anzufahren, durchdrehende Vorderräder erzeigen eine dicke Staubwolke hinter mir, dann bin ich drüber. Als die Straße oben zu sehen ist, kommt uns ein Radlader mit Kies in der Schaufel entgegen. Der macht uns Platz, so dass wir kurze Zeit später wieder Asphalt unter den Rädern haben, was den Gesichtsausdruck von Helga und Elisabeth merklich entspannt. Wenige hundert Meter später halten wir, um den schönen Blick auf die Altstadt von Kronstadt zu genießen.
Die Straße wird gerade für die Wintersaison präpariert, wir fahren über einen Kamm, wo sich das Wintersportgebiet von Brasov – die Poiana Brasov – befindet. Viele Stellen sind ausgefräst, die ich in großen Schwüngen umfahre, bzw. zwischen die Räder nehme. Dann geht es runter uns Tal, wo wir in Rasnov einfahren. Hier gibt es die Rosenburg. Wir beschließen jedoch gemeinsam, erst mal zu Vlad Tepes rüber nach Bran zu fahren. Erst kurz vor dem Ort sieht man die Burg am Berg. Dem Aussehen nach passt sie zur Geschichte von Dracula, auch wenn wir mittlerweile wissen, dass ‚Vlad, der Pfähler‘ nie hier gelebt hat. Sein Schloss steht in Sighisuara, aber weil dieses hier viel düsterer und somit passender aussieht, wurde halt kurzerhand anders entschieden. Der Ort quillt über von Andenken- und sonstigen Läden und ich fühle mich ein wenig an Neuschwanstein oder Rothenburg o.T. erinnert. Wir parken, zahlen die Parkgebühr und gehen an den vielen Ständen vorbei hoch zum Schloß, wo wir nochmal ein Ticket lösen müssen. Auch wenn man kein Burgfan oder nicht Dracula-infiziert ist, der Rundgang durch dieses Gemäuer ist äußerst interessant und kurzweilig. Ich war noch nie in so einem verwinkelten und doch vor Raum strotzenden Gebäude und wenn man mal nach draußen kommt, wird man mit einer grandiosen Aussicht konfrontiert. Im Nu verfliegt die Zeit. Als wir aufbrechen, suchen wir noch ein paar schöne Stellen, wo wir das Schloß von außen fotografieren können. Dann geht es zurück nach Rasnov. Am Fuße des Burgbergs befindet sich ein Parkplatz mit ein paar Buden und Imbissen. Von hier aus fährt der ‚Dracula-Train‘ – ein großer Traktor mit einem Hänger – all die nach oben, die sich ihre Kräfte sparen wollen. Auch wir sitzen auf den Bänken des Anhängers. Die Rosenburg ist größtenteils zerstört, einzelne Bereiche wurden neu aufgebaut. Aber man kann sehr gut sehen, wie die Stadt innerhalb der Mauern aufgebaut war und kann sich so vorstellen, wie das Leben damals ausgesehen hat. Auch der 140m tiefe, gemauerte Brunnen entlockt uns Anerkennung.
Zurück am oberen Halteplatz des Dracula-Trains angekommen, fängt es an zu regnen. Wir setzen uns unter die Markisen und fahren mit dem Zug zum Auto ins Tal. Hier ist es schon wieder trocken.
Beim Zurücksetzen bemerke ich ein gelbes Auto hinter mir, übersehe jedoch ein blaues. Ein kurzes Knirschen entlockt mir einen kleinen Fluch. Die beiden Stoßstangen haben sich berührt und jeweils ein kleines Stück Farbe abgewetzt. Zum ersten Mal in 32 Jahren Autofahren ist mir das passiert und dann gerade hier in Rumänien. Also wieder zurück in die Parkbucht und warten, bis der Eigentüber kommt. Geraume Zeit später kommt eine vierköpfige Gruppe und geht auf das Auto zu. Ich spreche sie an und zeige auf das Dilemma. Es sind Urlauber aus Frankreich, die mit einem Leihauto unterwegs sind. Wir beratschlagen, wie wir vorgehen sollen und beschließen, den Autovermieter anzurufen. Mit dem klären wir gemeinsam, wie wir das Problem abwickeln können, tauschen Adressen und Versicherungsnummern aus. Die Leute sind nett und bedanken sich mehrfach, dass wir nicht einfach weiter gefahren sind. Das würde ich ja auch nicht wollen, wenn ich der Geschädigte bin antworte ich. Als alle Daten getauscht sind, verabschieden wir uns freundlich und wünschen uns gegenseitig noch einen schönen Resturlaub.
Für die Eishöhle ist es wegen der Warterei nun zu spät geworden, weshalb wir uns auf den Rückweg nach Kronstadt machen, wo wir fürs Abendessen halt machen wollen. Auch diesmal wollen wir wieder ins Sergiorana, das uns unser Zimmerwirt empfohlen hat. Ein wenig kennen wir uns schon aus, so dass wir schnurstracks hin- und auch in unmittelbarer Nähe einen Parkplatz finden. Wir lassen es uns richtig gut gehen und zahlen letztendlich gerade man 10 Euro pro Nase.
Als wir das Lokal verlassen, ist die Straße nass, es hat aber schon wieder aufgehört mit regnen. An der Pension werden wir schon von unserem Zimmerwirt erwartet, der schnell die Tür zum Hof öffnet, damit ich mit dem Auto reinfahren kann.
17 Sep 2012
Montag, 17.09.2012: Zu Hause bei Dracula
Nach dem Frühstück trennen wir uns auf. Hubert und ich machen uns auf den Weg zur Ford-Werkstatt, wo wir hoffen, Ersatzteile und evtl. einen Mechaniker aufzutreiben. Helga und Elisabeth wollen mit dem Taxi in die Stadt und ggf. mit der Seilbahn den Berg erklimmen.
Die Werkstatt liegt ca. 8km entfernt am Ortsausgang von Brasov. Das war erstmal kein Problem. Am Service-Schalter frage ich den Meister, ob er Englisch kann. Kaum, meint er, aber ich spreche deutsch. So brauche ich mein mühsam zusammengekratztes ‚Fach-Rumänisch‘ doch nicht testen und es sollte kein Problem sein, die Frage nach den Ersatzteilen zu klären. Ist es aber doch. Aber nicht, wegen der Verständigung, sondern weil die Internet-Verbindung gerade nicht funktioniert. Die Rumänen haben gelernt zu improvisieren, so klemmt sich gleich jemand ans Telefon und macht die Anfrage wie in der guten alten Zeit. Ob es ein Original-Ersatzteil sein soll, oder ob es ein etwas billigeres auch tun würde, werde ich gefragt. Mir ist beides recht. Etliche Telefonate später erfahre ich, dass die Teile 360 Lei kosten und werde gefragt, wie schnell das Ganze sein muss. Eine eher rhetorische Frage, würde ich sagen, denn er sieht uns an, dass wir nicht unbegrenzt Zeit haben, weshalb er sich die Frage auch gleich selbst beantwortet. Ich gebe den Auftrag, der Meister fährt den Mondeo auf die Hebebühne und erklärt dem Mechaniker, was gemacht werden muss. Wir dürfen in der Werkstatt bleiben und zusehen. Als er das linke Rad abnimmt, sieht man schon die gleichmäßig eingelaufene Bremsscheibe. Logisch, dass der Bremsbelag bis aufs Eisen weg ist. Der Innere Bremsbelag hat noch gut 4-5mm. Auf der rechten Seite haben die beiden Bremsbeläge noch fast volle Dicke und auch die Scheibe schaut normal aus. Wir mutmaßen, dass der Vorbesitzer evtl. nur auf einer Seite die Bremsbeläge gewechselt hat.
Was nun fehlt, sind die neuen Teile. Die Wartezeit nutzt der Mechaniker, um alle Teile der Radnabe, den Bremssattel und auch alle sonstigen beweglichen Teile mit der elektrischen Drahtbürste zu säubern und vom Rost zu befreien. Die Auflagefläche der Scheibe bekommt eine Schicht Kupferpaste. Dann kommt der Meister wieder, in der Hand zwei Tüten mit den Ersatzteilen. Der Mechaniker schneidet die Kartons auf, vergleicht die alten und die neuen Bremsscheiben sorgfältig auf Passgenauigkeit und fängt dann an, die Neuteile zu montieren. Keine 15 Minuten später ist er fertig, wobei auch die Radbolzen und die Auflagefläche der Räder eine Lage Kupferpaste bekommen haben. Dann lässt er die Hebebühne ab, fährt das Auto raus und wäscht Felgen und Radkappen mit dem Hochdruckreiniger, bevor er letztere abschließend montiert.
Er berichtet dem Meister, der wiederum übersetzt uns, dass einer der Bolzen für den schwimmenden Bremssattel fest war und es deshalb zum übermäßigen Verschleiß des Bremsbackens in so kurzer Zeit kommen musste. Er hat den Bolzen aber wieder gangbar gemacht, so dass dies kein Problem mehr darstellen sollte.
Probleme gibt es aber weiterhin – zumindest aus der Sicht des Autohauses. Die Internetanbindung funktioniert noch immer nicht, weshalb man mir keine Rechnung schreiben kann. Die brauche ich nicht, sage ich und zahle den Betrag – keine 100 Euro – per Kreditkarte, der Beleg dazu reicht mir.
Die ganze Prozedur hat kaum 2 Stunden gedauert, wobei die Hälfte der Zeit aus Warten auf die Teile bestand. Ich bedanke mich beim Meister, der Mechaniker bekommt ein ordentliches Trinkgeld für die Arbeit, dann machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt.
Gerade als wir fertig waren, kam ein Anruf von Elisabeth, dass die Seilbahn Montags nicht fährt. So haben wir uns auf dem Seilbahnparkplatz verabredet, den wir auch problemlos finden, auch wenn wir wegen der Einbahnstraßen einmal um den Altstadtkern herum fahren müssen. Heute wimmelt es hier von Menschen – die Schule hat begonnen und das wird hier offensichtlich groß zelebriert. Jedes der Kinder hat einen Blumenstrauß dabei.
Wir wollen weiter nach Bran, wo die sagenumwobene Burg von Dracula steht. Deshalb gebe ich den Ortsnamen ins Navi ein und dieses führt uns über enge Gässchen durch die Altstadt und irgendwann bergan. Zweimal fahre ich in eine Hofeinfahrt, die Route war etwas ungenau zu sehen, weil ich zu weit heraus gezoomt hatte. Also wieder auf den richtigen Maßstab eingestellt und weiter geht es. Tja, der vorgeschlagene Weg ist alsbald mit Schlaglöchern übersäät und irgendwann auch nicht mehr befestigt. Weiter oben ist er erst ganz frisch aufgeschottert. Das Material ist recht locker und ich bin mit wenig Schwung angefahren, so dass die Vorderräder schon mal durchdrehen und ein paar Steinchen ans Bodenblech schleudert, was unseren Damen dann doch eher suspekt ist. Ich bekomme den diskreten Hinweis, dass es vielleicht besser wäre, umzudrehen, sehe aber am Navi schon die große Straße in Reichweite, weshalb ich den Weg fortsetze. An einer Kante kommen wir zum Stehen, es ist einfach zu steil. Zwei, dreimal probiere ich am steilen Hang anzufahren, durchdrehende Vorderräder erzeigen eine dicke Staubwolke hinter mir, dann bin ich drüber. Als die Straße oben zu sehen ist, kommt uns ein Radlader mit Kies in der Schaufel entgegen. Der macht uns Platz, so dass wir kurze Zeit später wieder Asphalt unter den Rädern haben, was den Gesichtsausdruck von Helga und Elisabeth merklich entspannt. Wenige hundert Meter später halten wir, um den schönen Blick auf die Altstadt von Kronstadt zu genießen.
Die Straße wird gerade für die Wintersaison präpariert, wir fahren über einen Kamm, wo sich das Wintersportgebiet von Brasov – die Poiana Brasov – befindet. Viele Stellen sind ausgefräst, die ich in großen Schwüngen umfahre, bzw. zwischen die Räder nehme. Dann geht es runter uns Tal, wo wir in Rasnov einfahren. Hier gibt es die Rosenburg. Wir beschließen jedoch gemeinsam, erst mal zu Vlad Tepes rüber nach Bran zu fahren. Erst kurz vor dem Ort sieht man die Burg am Berg. Dem Aussehen nach passt sie zur Geschichte von Dracula, auch wenn wir mittlerweile wissen, dass ‚Vlad, der Pfähler‘ nie hier gelebt hat. Sein Schloss steht in Sighisuara, aber weil dieses hier viel düsterer und somit passender aussieht, wurde halt kurzerhand anders entschieden. Der Ort quillt über von Andenken- und sonstigen Läden und ich fühle mich ein wenig an Neuschwanstein oder Rothenburg o.T. erinnert. Wir parken, zahlen die Parkgebühr und gehen an den vielen Ständen vorbei hoch zum Schloß, wo wir nochmal ein Ticket lösen müssen. Auch wenn man kein Burgfan oder nicht Dracula-infiziert ist, der Rundgang durch dieses Gemäuer ist äußerst interessant und kurzweilig. Ich war noch nie in so einem verwinkelten und doch vor Raum strotzenden Gebäude und wenn man mal nach draußen kommt, wird man mit einer grandiosen Aussicht konfrontiert. Im Nu verfliegt die Zeit. Als wir aufbrechen, suchen wir noch ein paar schöne Stellen, wo wir das Schloß von außen fotografieren können. Dann geht es zurück nach Rasnov. Am Fuße des Burgbergs befindet sich ein Parkplatz mit ein paar Buden und Imbissen. Von hier aus fährt der ‚Dracula-Train‘ – ein großer Traktor mit einem Hänger – all die nach oben, die sich ihre Kräfte sparen wollen. Auch wir sitzen auf den Bänken des Anhängers. Die Rosenburg ist größtenteils zerstört, einzelne Bereiche wurden neu aufgebaut. Aber man kann sehr gut sehen, wie die Stadt innerhalb der Mauern aufgebaut war und kann sich so vorstellen, wie das Leben damals ausgesehen hat. Auch der 140m tiefe, gemauerte Brunnen entlockt uns Anerkennung.
Zurück am oberen Halteplatz des Dracula-Trains angekommen, fängt es an zu regnen. Wir setzen uns unter die Markisen und fahren mit dem Zug zum Auto ins Tal. Hier ist es schon wieder trocken.
Beim Zurücksetzen bemerke ich ein gelbes Auto hinter mir, übersehe jedoch ein blaues. Ein kurzes Knirschen entlockt mir einen kleinen Fluch. Die beiden Stoßstangen haben sich berührt und jeweils ein kleines Stück Farbe abgewetzt. Zum ersten Mal in 32 Jahren Autofahren ist mir das passiert und dann gerade hier in Rumänien. Also wieder zurück in die Parkbucht und warten, bis der Eigentüber kommt. Geraume Zeit später kommt eine vierköpfige Gruppe und geht auf das Auto zu. Ich spreche sie an und zeige auf das Dilemma. Es sind Urlauber aus Frankreich, die mit einem Leihauto unterwegs sind. Wir beratschlagen, wie wir vorgehen sollen und beschließen, den Autovermieter anzurufen. Mit dem klären wir gemeinsam, wie wir das Problem abwickeln können, tauschen Adressen und Versicherungsnummern aus. Die Leute sind nett und bedanken sich mehrfach, dass wir nicht einfach weiter gefahren sind. Das würde ich ja auch nicht wollen, wenn ich der Geschädigte bin antworte ich. Als alle Daten getauscht sind, verabschieden wir uns freundlich und wünschen uns gegenseitig noch einen schönen Resturlaub.
Für die Eishöhle ist es wegen der Warterei nun zu spät geworden, weshalb wir uns auf den Rückweg nach Kronstadt machen, wo wir fürs Abendessen halt machen wollen. Auch diesmal wollen wir wieder ins Sergiorana, das uns unser Zimmerwirt empfohlen hat. Ein wenig kennen wir uns schon aus, so dass wir schnurstracks hin- und auch in unmittelbarer Nähe einen Parkplatz finden. Wir lassen es uns richtig gut gehen und zahlen letztendlich gerade man 10 Euro pro Nase.
Als wir das Lokal verlassen, ist die Straße nass, es hat aber schon wieder aufgehört mit regnen. An der Pension werden wir schon von unserem Zimmerwirt erwartet, der schnell die Tür zum Hof öffnet, damit ich mit dem Auto reinfahren kann.