Heute ist es mal an der Zeit, Semmeln zum Frühstück zu besorgen. Auf einem Hinweisschild habe ich gelesen, dass es oben am Kiosk Frühstücksutensilien käuflich zu erwerben geht, also mache ich mich auf den Weg dorthin. Oben angekommen muss ich feststellen, dass dieser Service wohl nur in der Hauptsaison angeboten wird, heute ist der erste Tag der Nebensaison und der Kiosk noch geschlossen. Macht nix, denke ich mir, am anderen Ende der Ortschaft gibt es einen kleinen Supermarkt. Dann gehe ich halt dorthin. Zu Fuß bin ich gut 10 Minuten unterwegs um dann festzustellen, dass der Markt erst um 9 aufmacht. Wir sind heute spät aufgestanden, aber noch einiges zu früh für diesen Laden. Die Norweger sind offenbar Langschläfer, denn auf der Straße und in den umliegenden Häusern ist es auch noch ruhig. Ich setze mich auf die Bank vor dem Laden und studiere derweil die Kaufen/Suche-Annoncen, die einfach an der Holzwand des Marktes angetackert sind. Kurz vor 9 öffnet der Marktleiter die Tür und lässt mich eintreten. Neben Semmeln nehme ich auch noch Eier mit (die werden bis zur Weiterreise gegessen ;), ansonsten Bacon, Brot und Butter. Letztere stellt sich im Nachhinein als Sonderform der Butter heraus, nämlich als Erdnussbutter. So weit reicht mein Norwegisch noch nicht und das Bestreben eine Butter in der Schachtel und nicht im Stanniolpapier zu kaufen, hat die Sinne zusätzlich vernebelt. Zu Fuß geht’s zurück zur Hytter, ich brate den Bacon und hinterher zwei Spiegeleier, dann genießen wir unser Frühstück, bei der natürlich auch die Blaubeermarmelade nicht fehlen darf.
Ich trödle vor mich hin, indem ich an meinem Reisetagebuch schreibe, so kommen wir diesmal erst gegen elf aufs Mopped. Wir halten uns in Richtung Rjukan und überqueren einen Pass. Starker Seitenwind bringt die Fuhre immer mal wieder zum Pendeln, der Verkehr hier ist aber so ruhig, dass uns das nicht richtig stört. Die Norweger lassen uns in den Kehren überholen, so können wir die Passtrassen richtig genießen.
Links mündet ein Weg, der zum … führt, eines der ältesten Hotels in der Gegend. Das wollen wir mal ansehen und folgen dem Schotterweg bis zu seinem Ende. So richtig spektakulär wird das Holzgebäude dann doch nicht, lediglich die Drachenköpfe an den Firstenden unterscheiden es von den anderen Gebäuden.
Etwas weiter runter passieren wir den Einstieg zum Gaustatoppen, mit 1881 Meter die höchste Erhebung Südnorwegens und ausnahmsweise mal spitz. Weiter abwärts zweigt rechts ein Weg ab zum Schigebiet Gaustablikk, wohin wir einen kurzen Abstecher unternehmen. Das Skigebiet wird derzeit ausgebaut, die Hotels und Hütten vor Ort wirken aber nicht störend, sondern fügen sich sanft in das Landschaftsbild ein. Auch auf dem Rückweg bleiben die Schafe genüsslich wiederkäuend mitten auf der Straße liegen, selbst der große LKW, der ein Stück weit vor uns her fährt, lässt sie nicht aus der Ruhe bringen. Bergab nach Rjukan bremst uns erst eine Ampel, dann ein Bagger, der die Straße blockiert, während er Geröll aufeinander schichtet. Nebenan stopft ein Sprengmeister seine Löcher mit Beton, das Geröll dient wohl dazu, das frisch gesprengte Gestein kontrolliert abzufangen, damit es nicht den Hang hinunter kullert. Nach einigen Minuten fährt er aus der Engstelle und lässt uns vorbei, so dass wir unseren Weg ins Tal fortsetzen können. Unten angekommen halten wir uns links und fahren durch die Industriestadt Rjukan. Hier wurde 1911 ein Wasserkraftwerk gebaut, um die notwendige Energie für die Salpeterproduktion zu liefern. Dazu wurde ein Wasserfall, der Rjukanfossen ‚angezapft‘.
Das Tal selbst ist so tief, dass von Oktober bis Mitte März kein Sonnenlicht hinunter gelangt. Dies nahm die Firma ‚Norsk Hydro‘ zum Anlass, um für die Bewohner von Rjukan 1928 eine Kabinenseilbahn zu errichten. Die wurde übrigens von einem Deutschen aus Leipzig gebaut und führt hinauf auf 890m Höhe.
Bekannt wurde Rjukan im zweiten Weltkrieg, als die Nazis hier ’schweres Wasser‘ produzierten. Dieses wird zur Herstellung von Atombomben benötigt. 1944 wurde von norwegischen Partisanen eine Fähre auf dem Tinnsjö versenkt und so der Abtransport des schweren Wassers nach Deutschland verhindert.
Von hier aus folgen wir der Straße nach Westen, die stetig an Höhe gewinnt und ein beeindruckendes Panorama bietet. Am Mösvatnet bleiben wir stehen und genießen das Panorama auf die Hardangervidda. Dann fahren wir den Weg zurück und halten kurz vor dem Tunnel nochmal an, um einen Blick in die Schlucht und auf den Wasserfall, der sich weit unten in die Tiefe stürzt.
Am Ortsausgang von Rjukan folgen wir der 37, bis wir an den Tinnsjö kommen und dem westlichen Ufer folgen. Immer wieder sieht man, dass die Straße hier nur gebaut werden konnte, indem riesige Schneisen in den Fels gesprengt wurden, das war wohl auch der Grund, weshalb die Nazis damals den Wasserweg wählen mussten.
Die Straße führt in vielen Kurven und leichtem Auf und Ab am Ufer entlang und gibt immer wieder den Blick frei auf den malerischen See und die dahinter liegende Gebirgslandschaft. Der Himmel ist bewölkt und taucht die Szene in diffuses Licht, was die Farben noch leuchtender wirken lässt. Etwas unterhalb des Sees nutzen wir eine kurze Pause, um im angrenzenden Wald knapp ein Kilo Blaubeeren zu sammeln, die wir zu Marmelade machen wollen. Schon letztes Jahr haben wir einen großen Vorrat an Blaubeermarmelade gekauft, weil die einfach unbeschreiblich köstlich schmeckt.
Zwischen Notodden und Sauland treffen wir wieder auf die E134, die wir auch gestern schon gefahren sind. Bevor wir in Sauland rechts abbiegen um den Berg hinauf zu unserer Hytter zurück zu fahren, nutzen wir noch die Gelegenheit, um im Ort ein paar Lebensmittel einzukaufen. Am Parkplatz treffe ich auf eine Ténéré und eine GS1200 aus Ravensburg. Die beiden kommen aus dem Nordwesten und sind auf dem Weg nach Oslo. Ein Junge auf einem Fahrrad spricht angeregt auf Deutsch mit den beiden und als diese sich auf den Weg machen, sucht er das Gespräch mit mir. Während Elisabeth Fleisch, Salat und diverse Materialien zum Marmelade kochen besorgt, erzählt er mir, dass er mit seinen Eltern vor 4 Jahren von Darmstadt nach Norwegen ausgewandert ist und das hier alles viel besser sei als in Deutschland. Sein Norwegisch ist aber nicht viel besser als meines, er entschuldigt das damit, dass er eben erst mit einem Norwegischkurs begonnen hat. Ein Auto kommt auf den Parkplatz gefahren und der Fahrer wird von meinem Gesprächspartner auf deutsch angesprochen. Dieser antwortet auch in – meiner Meinung nach – ziemlich gutem deutsch, äußert aber, dass er eigentlich noch viel zu wenig Grammatik kennt. Als er aus dem Laden zurückkommt, fragt er mich, ob ich auch Englisch spreche und so kommunizieren wir in der gemeinsamen Sprache über die jeweilige Lebenssituation. Er hat zwar einen Führerschein fürs Motorrad, hat sich aber bisher noch nie damit auseinandergesetzt. Meine alte XT findet seine Bewunderung und als ich ihm erzähle, wo ich mit ihr schon überall war, wie alt sie ist und wie viele Kilometer sie schon gelaufen ist, wirkt er wirklich beeindruckt.
Als Elisabeth wieder kommt, verabschiede ich mich von den beiden und wir machen uns auf zur letzten Etappe. Die Straße ist fast leer, wir wiegen uns durch die Kurven und genießen den Anblick dieses Landes.
Auf der linken Seite liegt ein See wie ein Spiegel, dahinter etliche kleine Hütten, rechts der Straße rauscht ein Fluss eine tiefe Schlucht hinab – einfach traumhaft.
Zu Hause angekommen kümmert sich Elisabeth um die Blaubeeren, während ich das Abendessen zubereite. 172km haben viele Eindrücke hinterlassen, auch Elisabeth ist begeistert von der heutigen Tour.
16 Aug 2010
Montag, 16.08.2010 Rjukan
Heute ist es mal an der Zeit, Semmeln zum Frühstück zu besorgen. Auf einem Hinweisschild habe ich gelesen, dass es oben am Kiosk Frühstücksutensilien käuflich zu erwerben geht, also mache ich mich auf den Weg dorthin. Oben angekommen muss ich feststellen, dass dieser Service wohl nur in der Hauptsaison angeboten wird, heute ist der erste Tag der Nebensaison und der Kiosk noch geschlossen. Macht nix, denke ich mir, am anderen Ende der Ortschaft gibt es einen kleinen Supermarkt. Dann gehe ich halt dorthin. Zu Fuß bin ich gut 10 Minuten unterwegs um dann festzustellen, dass der Markt erst um 9 aufmacht. Wir sind heute spät aufgestanden, aber noch einiges zu früh für diesen Laden. Die Norweger sind offenbar Langschläfer, denn auf der Straße und in den umliegenden Häusern ist es auch noch ruhig. Ich setze mich auf die Bank vor dem Laden und studiere derweil die Kaufen/Suche-Annoncen, die einfach an der Holzwand des Marktes angetackert sind. Kurz vor 9 öffnet der Marktleiter die Tür und lässt mich eintreten. Neben Semmeln nehme ich auch noch Eier mit (die werden bis zur Weiterreise gegessen ;), ansonsten Bacon, Brot und Butter. Letztere stellt sich im Nachhinein als Sonderform der Butter heraus, nämlich als Erdnussbutter. So weit reicht mein Norwegisch noch nicht und das Bestreben eine Butter in der Schachtel und nicht im Stanniolpapier zu kaufen, hat die Sinne zusätzlich vernebelt. Zu Fuß geht’s zurück zur Hytter, ich brate den Bacon und hinterher zwei Spiegeleier, dann genießen wir unser Frühstück, bei der natürlich auch die Blaubeermarmelade nicht fehlen darf.
Ich trödle vor mich hin, indem ich an meinem Reisetagebuch schreibe, so kommen wir diesmal erst gegen elf aufs Mopped. Wir halten uns in Richtung Rjukan und überqueren einen Pass. Starker Seitenwind bringt die Fuhre immer mal wieder zum Pendeln, der Verkehr hier ist aber so ruhig, dass uns das nicht richtig stört. Die Norweger lassen uns in den Kehren überholen, so können wir die Passtrassen richtig genießen.
Links mündet ein Weg, der zum … führt, eines der ältesten Hotels in der Gegend. Das wollen wir mal ansehen und folgen dem Schotterweg bis zu seinem Ende. So richtig spektakulär wird das Holzgebäude dann doch nicht, lediglich die Drachenköpfe an den Firstenden unterscheiden es von den anderen Gebäuden.
Etwas weiter runter passieren wir den Einstieg zum Gaustatoppen, mit 1881 Meter die höchste Erhebung Südnorwegens und ausnahmsweise mal spitz. Weiter abwärts zweigt rechts ein Weg ab zum Schigebiet Gaustablikk, wohin wir einen kurzen Abstecher unternehmen. Das Skigebiet wird derzeit ausgebaut, die Hotels und Hütten vor Ort wirken aber nicht störend, sondern fügen sich sanft in das Landschaftsbild ein. Auch auf dem Rückweg bleiben die Schafe genüsslich wiederkäuend mitten auf der Straße liegen, selbst der große LKW, der ein Stück weit vor uns her fährt, lässt sie nicht aus der Ruhe bringen. Bergab nach Rjukan bremst uns erst eine Ampel, dann ein Bagger, der die Straße blockiert, während er Geröll aufeinander schichtet. Nebenan stopft ein Sprengmeister seine Löcher mit Beton, das Geröll dient wohl dazu, das frisch gesprengte Gestein kontrolliert abzufangen, damit es nicht den Hang hinunter kullert. Nach einigen Minuten fährt er aus der Engstelle und lässt uns vorbei, so dass wir unseren Weg ins Tal fortsetzen können. Unten angekommen halten wir uns links und fahren durch die Industriestadt Rjukan. Hier wurde 1911 ein Wasserkraftwerk gebaut, um die notwendige Energie für die Salpeterproduktion zu liefern. Dazu wurde ein Wasserfall, der Rjukanfossen ‚angezapft‘.
Das Tal selbst ist so tief, dass von Oktober bis Mitte März kein Sonnenlicht hinunter gelangt. Dies nahm die Firma ‚Norsk Hydro‘ zum Anlass, um für die Bewohner von Rjukan 1928 eine Kabinenseilbahn zu errichten. Die wurde übrigens von einem Deutschen aus Leipzig gebaut und führt hinauf auf 890m Höhe.
Bekannt wurde Rjukan im zweiten Weltkrieg, als die Nazis hier ’schweres Wasser‘ produzierten. Dieses wird zur Herstellung von Atombomben benötigt. 1944 wurde von norwegischen Partisanen eine Fähre auf dem Tinnsjö versenkt und so der Abtransport des schweren Wassers nach Deutschland verhindert.
Von hier aus folgen wir der Straße nach Westen, die stetig an Höhe gewinnt und ein beeindruckendes Panorama bietet. Am Mösvatnet bleiben wir stehen und genießen das Panorama auf die Hardangervidda. Dann fahren wir den Weg zurück und halten kurz vor dem Tunnel nochmal an, um einen Blick in die Schlucht und auf den Wasserfall, der sich weit unten in die Tiefe stürzt.
Am Ortsausgang von Rjukan folgen wir der 37, bis wir an den Tinnsjö kommen und dem westlichen Ufer folgen. Immer wieder sieht man, dass die Straße hier nur gebaut werden konnte, indem riesige Schneisen in den Fels gesprengt wurden, das war wohl auch der Grund, weshalb die Nazis damals den Wasserweg wählen mussten.
Die Straße führt in vielen Kurven und leichtem Auf und Ab am Ufer entlang und gibt immer wieder den Blick frei auf den malerischen See und die dahinter liegende Gebirgslandschaft. Der Himmel ist bewölkt und taucht die Szene in diffuses Licht, was die Farben noch leuchtender wirken lässt. Etwas unterhalb des Sees nutzen wir eine kurze Pause, um im angrenzenden Wald knapp ein Kilo Blaubeeren zu sammeln, die wir zu Marmelade machen wollen. Schon letztes Jahr haben wir einen großen Vorrat an Blaubeermarmelade gekauft, weil die einfach unbeschreiblich köstlich schmeckt.
Zwischen Notodden und Sauland treffen wir wieder auf die E134, die wir auch gestern schon gefahren sind. Bevor wir in Sauland rechts abbiegen um den Berg hinauf zu unserer Hytter zurück zu fahren, nutzen wir noch die Gelegenheit, um im Ort ein paar Lebensmittel einzukaufen. Am Parkplatz treffe ich auf eine Ténéré und eine GS1200 aus Ravensburg. Die beiden kommen aus dem Nordwesten und sind auf dem Weg nach Oslo. Ein Junge auf einem Fahrrad spricht angeregt auf Deutsch mit den beiden und als diese sich auf den Weg machen, sucht er das Gespräch mit mir. Während Elisabeth Fleisch, Salat und diverse Materialien zum Marmelade kochen besorgt, erzählt er mir, dass er mit seinen Eltern vor 4 Jahren von Darmstadt nach Norwegen ausgewandert ist und das hier alles viel besser sei als in Deutschland. Sein Norwegisch ist aber nicht viel besser als meines, er entschuldigt das damit, dass er eben erst mit einem Norwegischkurs begonnen hat. Ein Auto kommt auf den Parkplatz gefahren und der Fahrer wird von meinem Gesprächspartner auf deutsch angesprochen. Dieser antwortet auch in – meiner Meinung nach – ziemlich gutem deutsch, äußert aber, dass er eigentlich noch viel zu wenig Grammatik kennt. Als er aus dem Laden zurückkommt, fragt er mich, ob ich auch Englisch spreche und so kommunizieren wir in der gemeinsamen Sprache über die jeweilige Lebenssituation. Er hat zwar einen Führerschein fürs Motorrad, hat sich aber bisher noch nie damit auseinandergesetzt. Meine alte XT findet seine Bewunderung und als ich ihm erzähle, wo ich mit ihr schon überall war, wie alt sie ist und wie viele Kilometer sie schon gelaufen ist, wirkt er wirklich beeindruckt.
Als Elisabeth wieder kommt, verabschiede ich mich von den beiden und wir machen uns auf zur letzten Etappe. Die Straße ist fast leer, wir wiegen uns durch die Kurven und genießen den Anblick dieses Landes.
Auf der linken Seite liegt ein See wie ein Spiegel, dahinter etliche kleine Hütten, rechts der Straße rauscht ein Fluss eine tiefe Schlucht hinab – einfach traumhaft.
Zu Hause angekommen kümmert sich Elisabeth um die Blaubeeren, während ich das Abendessen zubereite. 172km haben viele Eindrücke hinterlassen, auch Elisabeth ist begeistert von der heutigen Tour.