Zum Frühstück komme ich diesmal ‚zu spät‘, also etwas nach der vereinbarten Zeit. Es hat einfach seine Zeit gebraucht, um die 20GB Videomaterial, die ich gestern über den Pass aufgenommen habe, auf die Platte weg zu sichern. Heute steht Sibiu auf dem Plan. Wir wollen die Stadt zu Fuß erkunden. Die Menge der Köstlichkeiten auf dem Teller überfordert mich, nur kann die Hälfte verschwindet in meinem Magen, bevor ich das Handtuch werfe. Wieder einmal scheint die Sonne, der Wettergott hat es während der ganzen Tour gut mir uns gemeint. Bald stehen wir vor der Pension und machen uns auf den Weg. Kaum bei der evangelischen Kirche angekommen braucht Elisabeth eine Toilette. Wir warten derweil im Schatten und entdecken ein Haus, in dem Handwerker auf Wanderschaft wohnen dürfen. Im Gegenzug wird es von denen saniert. Eine tolle Idee, finde ich.
Als Elisabeth zurück kommt, versuchen wir die Route aus dem Reiseführer zu finden, quasi der ‚rote Faden‘ durch Sibiu. Das gelingt uns aber nicht, dann halt einfach der Nase nach. Am Hauptplatz wird ein großes Zelt aufgebaut – am Wochenende gibt es hier eine Buchmesse. Rechts und links finden sich Tore in den Häuserzeilen, durch die man einen Blick hinter die Fassaden werfen kann. Hier entdecken wir liebevoll gestaltete Hinterhöfe mit mediterranem Flair. Am Ende der Einkaufsmeile halten wir uns rechts und biegen nach ein paar hundert Meter nochmals rechts ab. Jetzt befinden wir uns in einem Viertel, das neben einer großen orthodoxen Kirche auch ein Lehramt und eine Verwaltung dieser Religion beinhaltet. Die Kirche umrunden wir erstmal von außen, der Reiseführer beschreibt, dass sie der Hagia Sophia ähneln soll. Das legt die Latte hoch, wir sehen auch nur von einer Position aus eine vage Ähnlichkeit – zumindest von der Shilouette her.
Drinnen leuchtende Farben, so weit man schauen kann – überwältigend. Der Reiseführer hat nicht übertrieben.
Rückwärts durchqueren wir einen Park, in dem sich viele Männer zusammengefunden haben, um miteinander zu spielen. Schach, Backgammon und Kartenspiele finden hier statt. Mich faszinieren zwei Männer, die unheimlich viel Spaß bei ihrem Backgammon ausstrahlen, ich sehe lange zu und frage dann, ob ich fotografieren darf. Einer willigt ein, der andere ist nicht so wirklich einverstanden, deshalb bleibt die Kamera ungenutzt.
An den Resten des alten Stadttores gehen wir wieder zurück, kommen in der Gheorge-Lazaar-Straße an eine gleichnamige Schule und finden heraus, dass dieser das Schulsystem begründet hat. Ein alter Mann spricht uns an und fragt, ob er helfen könne. Im weiteren Gespräch erzählt er, dass die Sachsen aus Siebenbürgen sich vorgenommen haben, jedem, der hilfsbedürftig aussieht, zu unterstützen. Ein toller Vorsatz meint Elisabeth, wir stimmen zu. Er beschreibt uns auch nich, wo wir das älteste Haus von Sibiu finden, dann verabschieden wir uns freundlich und wenden unsere Schritte erstmal wieder zum großen Stadtplatz, suchen uns ein nettes Café und machen Mittagspause. Es ist noch nichtmal 14:00 Uhr, als das Essen kommt – so früh haben wir auf dieser Reise bisher noch nie gegessen.
Drei von uns haben Ciorbas bestelllt – die leckeren Suppen, Spezialitäten aus Rumänien: Gemüse, Bohnen mit Speck und Rindfleischsuppe. Die Bedienung fragt, wer was bestellt hat und stellt die Schalen hin. Allerdings müssen wir zweimal tauschen, bis jeder seine Suppe hat.
Nach der leckeren Mahlzeit gehen wir frisch gestärkt den zweiten Teil unseres Rundganges an. Zuerst zum Apothekenmuseum, dann unter der ‚Lügen-Brücke‘ hindurch, runter zur unteren Altstadt. Hier wird heftig gebaut, die alten Häuser sind zum größten Teil noch nicht restauriert und bestechen durch ihren morbiden Charme. Wenige hundert Meter schließt sich der Kreis und wir gehen wieder in Richtung Hotel. Elisabeth findet ein Tiergeschäft und endlich das ersehnte Hundefutter, ein paar Meter weiter tauchen wir ein auf den Marktplatz und lassen uns treiben zwischen den Gängen, den Farben, Gerüchen, dem Flair dieses Ortes. Natürlich kaufen wir auch das ein oder andere für zu Hause oder als Mitbringsel.
Als wir die Brücke über den Fluss überqueren, kommt uns ein kleiner schwarzer Welpe entgegen. So ein richtiger Herzensbrecher, der das Kindchenschema anstößt. Sofort greift Elisabeth nach dem frisch erworbenen Futter und das Hündchen lässt es sich schmecken. Die ersten Leckerlis nimmt er ganz ungestüm, dann wird er sehr vorsichtig, so dass ihn Elisabeth die Teilchen direkt in den Mund legen kann. Natürlich bekommt er auch noch jede Menge Streicheleinheiten dazu, es fällt beiden sichtlich schwer, Abschied zu nehmen. Irgendwann muß es aber sein, denn wir wollen noch zu den Salzseen, ca. 15km von Sibiu entfernt in Ocna de Sibiului. Den Ort finden wir alsbald, mit den Seen ist es nicht so einfach. Hinter dem Ort gibt es einen großen See, der hat aber Süßwasser. Wir fahren zurück und finden dann doch ein altes und ein neues Bad. Elisabeth packt die Badesachen aus und wir inspizieren das neue Bad. Hier ist das Wasser tatsächlich salzhaltig. Fast genausoviel Salzgehalt wie das tote Meer sollen die Seen hier haben, Grund dafür ist der Salzbergbau, der früher hier betrieben wurde. Als die Gruben stillgelegt wurden, stürzten einige Stollen ein und füllten sich mit Wasser, das mit dem Salz aus dem Untergrund angereichter ist.
Wir gehen zum alten Bad, dass ein wenig aussieht wie ein türkisches Bad. Als wir den Eingang gefunden haben, ist dieser verschlossen. Aus einer Seitentür kommt ein Masseur, der unseren Versuch mitbekommen hat und fragt, ob wir Hotel, bzw. Kurgäste seien. Das verneinen wir, wir sind privat hier und interessieren uns für das Bad. Kurzerhand bittet er uns, ihm zu folgen und gibt uns eine private Führung durch das Bad, das für heute eigentlich schon zu hat. Vor jeder Kammer erklärt er uns, was darin angeboten wird: Sauna, Massagen, Fitnessraum, Dampfbad usw. Bis wir zum Herz des Ganzen kommen, dem Sitzbad mit der Salzsole.
Wir bedanken uns herzlich für die Führung und gehen zurück zum Auto, entdecken unterwegs ein seltsames Fahrzeug, dass sich bei näherer Begutachtung als Eigenbau-Traktor herausstellt. Zwei Jungs erklären uns die technischen Details: Ein Dacia-Motor, ebenso die Achsen, die Heckklappe vom Renault, die Türen auch vom Dacia etc.
Wir fahren zurück, stellen das Auto vor die Pension und gehen zu Fuß in die Stadt zum Abendessen. Dorthin, wo wir gestern schon lecker gespeist haben. Eine Stunde vor der vereinbarten Zeit treffen wir ein, der Ober blickt auch gleich auf die Uhr. Wir bestellen erstmal Getränke, dann bringt er uns die versprochenen 2 Liter Tuicka. Erst muß er probieren, meint er, holt ein Glas und gießt ein klein wenig vom Pflaumenschnaps ein. Er riecht und kostet, befindet das Destillat für gut und stellt mir den Rest des Glases hin. Ich reiche ihn weiter zu Hubert, der probiert ebenfalls. Qualitätstest bestanden, also zahlt Helga und die Flasche wandert in die Tasche. Auch heute ist das Essen wieder ausgesprochen lecker, wir bestellen anschließend noch zwei Nachtische und teilen diese brüderlich und schwesterlich untereinander auf. Pappanasi nennt sich die echt rumänische Köstlichkeit.
Als wir zahlen, fragt der Wirt, was wir schon gesehen haben. Wir erzählen von unserer Rundreise und er meint, wir müssen unbedingt noch nach Moldavien und ins Maramures. Das müssen wir fürs nächste Mal aufheben, denn unsere Riese geht nun langsam zu Ende. Er wünscht uns noch eine gute Zeit, dann gehen wir zurück zum Hotel. Obwohl wir alle schon recht müde sind, setzen wir uns nochmal zusammen und planen die Tour für die nächsten Tage. Elisabeth bucht noch die Übernachtungen, dann wird es Zeit für’s Bett.
19 Sep 2012
Mittwoch, 19.09.2012: Sibiu
Zum Frühstück komme ich diesmal ‚zu spät‘, also etwas nach der vereinbarten Zeit. Es hat einfach seine Zeit gebraucht, um die 20GB Videomaterial, die ich gestern über den Pass aufgenommen habe, auf die Platte weg zu sichern. Heute steht Sibiu auf dem Plan. Wir wollen die Stadt zu Fuß erkunden. Die Menge der Köstlichkeiten auf dem Teller überfordert mich, nur kann die Hälfte verschwindet in meinem Magen, bevor ich das Handtuch werfe. Wieder einmal scheint die Sonne, der Wettergott hat es während der ganzen Tour gut mir uns gemeint. Bald stehen wir vor der Pension und machen uns auf den Weg. Kaum bei der evangelischen Kirche angekommen braucht Elisabeth eine Toilette. Wir warten derweil im Schatten und entdecken ein Haus, in dem Handwerker auf Wanderschaft wohnen dürfen. Im Gegenzug wird es von denen saniert. Eine tolle Idee, finde ich.
Als Elisabeth zurück kommt, versuchen wir die Route aus dem Reiseführer zu finden, quasi der ‚rote Faden‘ durch Sibiu. Das gelingt uns aber nicht, dann halt einfach der Nase nach. Am Hauptplatz wird ein großes Zelt aufgebaut – am Wochenende gibt es hier eine Buchmesse. Rechts und links finden sich Tore in den Häuserzeilen, durch die man einen Blick hinter die Fassaden werfen kann. Hier entdecken wir liebevoll gestaltete Hinterhöfe mit mediterranem Flair. Am Ende der Einkaufsmeile halten wir uns rechts und biegen nach ein paar hundert Meter nochmals rechts ab. Jetzt befinden wir uns in einem Viertel, das neben einer großen orthodoxen Kirche auch ein Lehramt und eine Verwaltung dieser Religion beinhaltet. Die Kirche umrunden wir erstmal von außen, der Reiseführer beschreibt, dass sie der Hagia Sophia ähneln soll. Das legt die Latte hoch, wir sehen auch nur von einer Position aus eine vage Ähnlichkeit – zumindest von der Shilouette her.
Drinnen leuchtende Farben, so weit man schauen kann – überwältigend. Der Reiseführer hat nicht übertrieben.
Rückwärts durchqueren wir einen Park, in dem sich viele Männer zusammengefunden haben, um miteinander zu spielen. Schach, Backgammon und Kartenspiele finden hier statt. Mich faszinieren zwei Männer, die unheimlich viel Spaß bei ihrem Backgammon ausstrahlen, ich sehe lange zu und frage dann, ob ich fotografieren darf. Einer willigt ein, der andere ist nicht so wirklich einverstanden, deshalb bleibt die Kamera ungenutzt.
An den Resten des alten Stadttores gehen wir wieder zurück, kommen in der Gheorge-Lazaar-Straße an eine gleichnamige Schule und finden heraus, dass dieser das Schulsystem begründet hat. Ein alter Mann spricht uns an und fragt, ob er helfen könne. Im weiteren Gespräch erzählt er, dass die Sachsen aus Siebenbürgen sich vorgenommen haben, jedem, der hilfsbedürftig aussieht, zu unterstützen. Ein toller Vorsatz meint Elisabeth, wir stimmen zu. Er beschreibt uns auch nich, wo wir das älteste Haus von Sibiu finden, dann verabschieden wir uns freundlich und wenden unsere Schritte erstmal wieder zum großen Stadtplatz, suchen uns ein nettes Café und machen Mittagspause. Es ist noch nichtmal 14:00 Uhr, als das Essen kommt – so früh haben wir auf dieser Reise bisher noch nie gegessen.
Drei von uns haben Ciorbas bestelllt – die leckeren Suppen, Spezialitäten aus Rumänien: Gemüse, Bohnen mit Speck und Rindfleischsuppe. Die Bedienung fragt, wer was bestellt hat und stellt die Schalen hin. Allerdings müssen wir zweimal tauschen, bis jeder seine Suppe hat.
Nach der leckeren Mahlzeit gehen wir frisch gestärkt den zweiten Teil unseres Rundganges an. Zuerst zum Apothekenmuseum, dann unter der ‚Lügen-Brücke‘ hindurch, runter zur unteren Altstadt. Hier wird heftig gebaut, die alten Häuser sind zum größten Teil noch nicht restauriert und bestechen durch ihren morbiden Charme. Wenige hundert Meter schließt sich der Kreis und wir gehen wieder in Richtung Hotel. Elisabeth findet ein Tiergeschäft und endlich das ersehnte Hundefutter, ein paar Meter weiter tauchen wir ein auf den Marktplatz und lassen uns treiben zwischen den Gängen, den Farben, Gerüchen, dem Flair dieses Ortes. Natürlich kaufen wir auch das ein oder andere für zu Hause oder als Mitbringsel.
Als wir die Brücke über den Fluss überqueren, kommt uns ein kleiner schwarzer Welpe entgegen. So ein richtiger Herzensbrecher, der das Kindchenschema anstößt. Sofort greift Elisabeth nach dem frisch erworbenen Futter und das Hündchen lässt es sich schmecken. Die ersten Leckerlis nimmt er ganz ungestüm, dann wird er sehr vorsichtig, so dass ihn Elisabeth die Teilchen direkt in den Mund legen kann. Natürlich bekommt er auch noch jede Menge Streicheleinheiten dazu, es fällt beiden sichtlich schwer, Abschied zu nehmen. Irgendwann muß es aber sein, denn wir wollen noch zu den Salzseen, ca. 15km von Sibiu entfernt in Ocna de Sibiului. Den Ort finden wir alsbald, mit den Seen ist es nicht so einfach. Hinter dem Ort gibt es einen großen See, der hat aber Süßwasser. Wir fahren zurück und finden dann doch ein altes und ein neues Bad. Elisabeth packt die Badesachen aus und wir inspizieren das neue Bad. Hier ist das Wasser tatsächlich salzhaltig. Fast genausoviel Salzgehalt wie das tote Meer sollen die Seen hier haben, Grund dafür ist der Salzbergbau, der früher hier betrieben wurde. Als die Gruben stillgelegt wurden, stürzten einige Stollen ein und füllten sich mit Wasser, das mit dem Salz aus dem Untergrund angereichter ist.
Wir gehen zum alten Bad, dass ein wenig aussieht wie ein türkisches Bad. Als wir den Eingang gefunden haben, ist dieser verschlossen. Aus einer Seitentür kommt ein Masseur, der unseren Versuch mitbekommen hat und fragt, ob wir Hotel, bzw. Kurgäste seien. Das verneinen wir, wir sind privat hier und interessieren uns für das Bad. Kurzerhand bittet er uns, ihm zu folgen und gibt uns eine private Führung durch das Bad, das für heute eigentlich schon zu hat. Vor jeder Kammer erklärt er uns, was darin angeboten wird: Sauna, Massagen, Fitnessraum, Dampfbad usw. Bis wir zum Herz des Ganzen kommen, dem Sitzbad mit der Salzsole.
Wir bedanken uns herzlich für die Führung und gehen zurück zum Auto, entdecken unterwegs ein seltsames Fahrzeug, dass sich bei näherer Begutachtung als Eigenbau-Traktor herausstellt. Zwei Jungs erklären uns die technischen Details: Ein Dacia-Motor, ebenso die Achsen, die Heckklappe vom Renault, die Türen auch vom Dacia etc.
Wir fahren zurück, stellen das Auto vor die Pension und gehen zu Fuß in die Stadt zum Abendessen. Dorthin, wo wir gestern schon lecker gespeist haben. Eine Stunde vor der vereinbarten Zeit treffen wir ein, der Ober blickt auch gleich auf die Uhr. Wir bestellen erstmal Getränke, dann bringt er uns die versprochenen 2 Liter Tuicka. Erst muß er probieren, meint er, holt ein Glas und gießt ein klein wenig vom Pflaumenschnaps ein. Er riecht und kostet, befindet das Destillat für gut und stellt mir den Rest des Glases hin. Ich reiche ihn weiter zu Hubert, der probiert ebenfalls. Qualitätstest bestanden, also zahlt Helga und die Flasche wandert in die Tasche. Auch heute ist das Essen wieder ausgesprochen lecker, wir bestellen anschließend noch zwei Nachtische und teilen diese brüderlich und schwesterlich untereinander auf. Pappanasi nennt sich die echt rumänische Köstlichkeit.
Als wir zahlen, fragt der Wirt, was wir schon gesehen haben. Wir erzählen von unserer Rundreise und er meint, wir müssen unbedingt noch nach Moldavien und ins Maramures. Das müssen wir fürs nächste Mal aufheben, denn unsere Riese geht nun langsam zu Ende. Er wünscht uns noch eine gute Zeit, dann gehen wir zurück zum Hotel. Obwohl wir alle schon recht müde sind, setzen wir uns nochmal zusammen und planen die Tour für die nächsten Tage. Elisabeth bucht noch die Übernachtungen, dann wird es Zeit für’s Bett.