MCA-Clubtrial 2018 – mein Debüt in schwarz

7 Grad zeigt das Thermometer, als ich an diesem trüben Novembertag das Haus verlasse und mich auf den Weg zum Enduropark Augsburg mache. Der nebelgraue Morgen tut meiner Laune keinen Abbruch, ich freue mich auf unseren Saisonabschluss. Als ich ins Fahrerlager rolle, wird schon emsig abgeladen, geschraubt oder Mensch und Maschine mit den ersten Kringeln warm gefahren. Viele bekannte Gesichter, nicht nur vom MCA, sondern auch von den benachbarten Vereinen. Ich ziehe mich um, lade die Fantic aus und melde mich an.

Wettbewerbsauswertung per APP
Wettbewerbsauswertung per APP

Heute wird der Wettbewerb elektronisch ausgewertet, Axel Köster vom TUS FFB hat eine Software entwickelt, die sich per Smartphone-App bedienen lässt und auch Zuschauer und Teilnehmer während der Veranstaltung über den atuellen Punktestand informiert.

Die Zeit bis zum Start nutze ich, um mich und die Section warm zu fahren, ein paar Dehnübungen zu machen und für Benzingespräche. Franz vom 1.MTC ist auch da und fragt, ob es eie Gruppeneinteilung gibt. Die gibt es heute nicht, ich biete ihm an, mit ihm zusammen zu fahren. Er meint, das wäre schwierig, weil wir heute in unterschiedlichen Klassen unterwegs sind, aber ich denke, zu zweit ist das kein Problem.

Sektion 2
Sektion 2

Bei der Fahrerbesprechung wird der Organisationsablauf und auch die Regeln nochmal erläutert. Wichtig, denn es sind sowohl bei den Fahrern als auch beim Streckenpersonal Leute dabei, die zum ersten Mal an einem Wettebwerb teilnehmen. Das werde ich dann auch gleich erfahren. Ca. 40 Fahrer gehen an den Start.

Freie Sektionswahl ist angesagt, an der ersten Sektion stehen nur wenige. Ich stelle die Fantic ab und gehe zusammen mit Franz erst die rote, danach für mich die schwarze Spur ab. Heute fahre ich zum ersten mal in der schwarzen Spur – Premiere. Den Bereich hier habe ich schon unzählige Male befahren und bin der festen Überzeugung, schon alle für mich möglichen Kombinationen ausprobiert zu haben. Ich werde aber eines Besseren belehrt. So bin ich die Spur noch nie gefahren. Das gilt auch für die restlichen Sektionen. Ich starte den Motor und stelle mich vor die Sektion, nehme Augenkontakt mit dem Observer auf und werte dessen Lächeln als ok, in die Sektion zu fahren. Konzentriert nehme ich die Hindernisse und Kehren, schaffe es ohne einen Fuß zu setzen.

Sektion 3
Sektion 3

Am Ende der Sektion fragt mich der Observer, ob das eine Testfahrt gewesen wäre. Natürlich nicht, antworte ich, wäre auch gar nicht zulässig. Er wiederum meint, ich hätte nicht einfahren dürfen, weil sich noch Personen in der Sektion befunden hätten.
Zusammen mit Greg, der dazu kommt, erkläre ich ihm, dass es ok ist, wenn andere Fahrer die Sektion begehen, während jemand diese fährt. Greg weist ihn noch darauf hin, dass er die Leute lediglich auffordern soll, die entsprechende Spur frei zu machen.

Die zweite Sektion sieht einfacher aus, ich brauche unnötigerweise aber doch einen Fuß mit Nachtappen, also gleich zwei Strafpunkte.
Die dritte Sektion am Hang ist die, vor der ich am meisten Respekt habe. Für die zweite Kehre brauche ich gleich zwei Füße, der Rest funktioniert unerwartet gut. Die vierte Sektion schaffe ich bis kurz vor dem Ende. Hier hole ich zu weit aus und brauche wieder zwei Füße, um das Vorderrad am Bäumchen vorbei zu bekommen. Bei der Sektion 5 ist es die erste Kehre, die mir auch in den folgenden Runden zu schaffen macht. Die Sektion 6 läuft dann dafür gut, ich komme ohne Strafpunkte durch. Das Wetter hat optimale Bedingungen geschaffen. Es ist nicht feucht, aber auch nicht trocken. Viel Grip in allen Sektionen, optimaler geht es kaum.

Sektion 4
Sektion 4

Ich wechsle die Rundenkarte. 4 Runden á 6 Sektionen gilt es zu fahren. Sektion 1 und 2 diesmal ohne einen Fuß zu setzen. In der Sektion 3 setze ich in der zweiten Kehre bewusst einen Fuß, kriege das Vorderrad auch super herumgehoben, als sich wieder in den Rasten stehe, geht mir der Motor aus und beschert mir eine 5. Dafür klappt die Sektion 4 diesmal fehlerfrei. In der Sektion 5 passiert es erneut: Die erste Kehre – Motor aus und ne 5. Ich fahre sie dennoch zu Ende, bin aber total aus dem Rhytmus. Sektion 6 schaffe ich ohne Strafpunkte.

Die dritte Runde läuft dann schon besser. In der Sektion 3 bekomme ich eine 5, weil ich oben an der Steilauffahrt an einer Wurzel hängen bleibe. Das gleiche passiert dem Mike auch, der die Sektion nach mir fährt. Hier muss ich mich bein nächsten Mal weiter links halten, präge ich mir ein. Die Sektion 4 läuft dafür gut, Sektion 5 und ich werden keine Freunde, ich verlasse sie mit 3 Strafpunkten.

Sektion 5
Sektion 5

Die vierte und letzte Runde läuft für mich optimal. Den obligatorischen Fuß in Runde 3 für die zweite Kehre, einen Fuß in Sektion 4, weil mir 2 Zentimeter fehlen, um beim Bäumchen an der letzten Kehre vorbei zu kommen, sowie drei Punkte in Sektion 5, ansonsten bleibe ich straffrei.

Nachdem ich die Rundenkarte abgegeben habe, schnappe ich mir die Kamera und mache noch ein paar Bilder, viele sind nicht mehr auf der Strecke. Danach gibt es erstmal eine kleine Stärkung. Wiener und Weißwürste stehen zur Auswahl neben einem reichhaltigen Getränkeangebot.

Mit der obligatorischen Siegerehrung bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein endet der Wettbewerb dann offiziell. Pfitze liest die Ergebisse vor, Greg verteilt die Medallien. Ich bin weit davon entfernt, aufs Treppechen zu kommen, mit dem 6. Platz bei 17 Startern in meiner Klasse aber hoch zufrieden für mein Debüt in der schwarzen Spur. Mein Teamkollege Franz hat es in der roten Spur auf den dritten Platz geschafft. Gratuliere!

Peter in der Sektion 6
Peter in der Sektion 6

Ein großes Dankeschön an unsere Trainer Pfitze, Greg und Jacek, die anspruchsvolle und dennoch machbare Sektionen geschaffen haben. Vor allem auch dafür, dass die schwarze Spur vom Schwierigkeitsgrad her kein Mega-Schritt zur roten Spur war, wie ich das z.B. beim Alpenpokal empfinde. Ein Dankeschön auch an die Observer, die sich die Zeit genommen und teilweise auf ein unbekanntes Terrain gewagt haben. Danke auch an alle Helfer, die oft im Hintergrund agieren, damit so eine Veranstaltung funktioniert.

Im Anschluß an unser Clubtrial gab es noch die Möglichkeit, die neuen Beta-Trialmotorräder der Saison 2019 auszuprobieren. Die Firma Gürtner hat sowohl Motorräder, als auch Prospektmaterial und Zubehör präsentiert, Fragen geduldig beantwortet und stand mit Rat und tat zur Seite, als Trialinteressierte und auch alte Hasen die Maschinen ausprobierten. Natürlich habe ich die Gelegenheit auch genutzt, die 250er mal zu meinem Alteisen zu vergleichen. Ein himmelweiter Unterschied! Stufen, die mir mit der Fantic nur mit Konzentration gelingen, hüpft die Beta wie von alleine hoch, die Gasannahme ist prompt und präzise, ebenso wie die Kupplung – das größte Handicap meiner Section. Der Lenkeinschlag spürbar mehr als bei der Fantic – ich muss quasi ganz einschlagen, dann wieder etwas zurücknehmen, damit das Vorderrad in der Kehre nicht wegschiebt.

Beta-Testtag nach dem Clubtrial
Beta-Testtag nach dem Clubtrial

Im Vergleich dazu probiere ich auch noch die 300SS (SuperSmooth). Sie soll quasi der Viertakter unter den Zweitaktern sein. In den Sektionen ist sie mir zu träge, kommt schon fast an meine LUMO hin. Aber zum Trialwandern ist sie sicherlich ein ideales Gefährt.

Fazit: Die 250er erzeugt schon ein ‚würde mir gut gefallen‘-Gefühl im Bauch. Sie würde mir den Umstieg in die schwarze Spur sicher auch ein wenig leichter machen. Derzeit fließt mein freies Budget in mein altes Haus, von daher stellt sich die Frage nicht. Ich habe aber auch sehr viel Spaß an meinen Alteisen und nicht mehr die Ambitionen, Deutscher Meister werden zu wollen, von daher drängt es mich nicht so sehr zu einer neuen Maschine.

Während die Test-Betas noch ausgiebig genutzt werden, stelle ich mich noch ein wenig auf meine Fantic und nutze die Zeit zum Training. Es macht so viel Spaß und gute Laune, dass mich erst die einbrechende Dämmerung daran erinnert, dass es langsam Zeit wird, einzuladen und nach Hause zu fahren. Ein gelungener Tag geht zu Ende.

Einen weiteren Bericht haben Sabine und Reiner auf der MCA-Webseite veröffentlicht.


Ein paar Bilder