Vor dem Frühstück packe ich meine Sachen und bringe schon mal einen Teil davon ins Auto. Die Mannschaft hat gewechselt, Restaurantchef ist heute ein Mann. Das Frühstück ist wie gestern schon ein Traum. Hier bekommt man sogar beim Frühstück eine Nachspeise. Heute eine Banane und wieder dieses Magenbrot.
Die Besitzerin kommt herein, wünscht mir einen guten Morgen und fragt, ob alles zu meiner Zufriedenheit ist und ob ich mich wohlfühle. Was ich gestern unternommen habe, interessiert sie auch. Ich hingegen frage noch ein paar Details über ihr Refugium hier. Es gibt einen SPA-Bereich mit Sauna, Massagen etc. Am Anfang Mai wird es schwierig, hier ein Zimmer zu bekommen. Ich bin offenbar der einzige Gast. Zwei Frauen werkeln in der Küche, der Restaurantleiter bringt das Frühstück zu mir, eine Reinemachfrau habe ich auch schon gesehen und als ich auschecken will, schickt man mich in das Büro nebenan, wo nochmal eine Frau sitzt. Dort gibt es auch einen kleinen Laden. Stickereien, die für hier typischen bemalten Eier in allen Größen, Flüssiges in verschiedenen Ausprägungen und kleine Souvenirs gibt es hier – aber auch ganze Kleider etc. So viel Personal außerhalb der Saison – Wahnsinn.
Als ich den Hof verlasse, kommt die Chefin raus und verabschiedet mich nochmals persönlich. Dann rolle ich auf die Straße, die ich gestern mit dem Motorrad heimwärts genommen habe.
Ein Stück bin ich so unterwegs, dann sehe ich den Berg, den ich gestern bestiegen habe. Ich suche mir eine günstige Position, halte auf dem Seitenstreifen und gehe in die gegenüberliegende Wiese für ein Foto. Dann steige ich ins Auto und fahre weiter. Aber nur ein paar hundert Meter, dann stellt sich mir ein Polizist in den Weg und winkt mich in einen Parkplatz. Verkehrspolizei – die Papiere bitte, sagt er auf rumänisch. Ich reiche ihm meinen Führerschein, den guckt er sich an, bevor er zum eigentlichen Anliegen kommt. Ich dürfe da nicht parken, meint er und zeigt zurück, wo ich gerade angehalten hatte. Wenn eine durchgezogene Linie auf der Straße ist, dann ist das gleichzeitig auch ein Halteverbot – es sei denn, man hat eine Panne, führt er weiter aus. Ich antworte ihm auf rumänisch, dass ich es verstehe, dass es mir leid tut und dass ich einfach nicht darüber nachgedacht habe, als ich ein ‚objectiv fotografica‘ gesehen habe. Wie immer gebe ich meinen Fehler zu.
‚Sie sprechen ja rumänisch‘ stellt er fest. Nur ein kleines bisschen, antworte ich. Aber ich bemühe mich, die Sprache zu lernen. Vermutlich habe ich die Wörter wieder verdreht zusammengefügt, er überlegt ein wenig, dann versteht er, was ich gesagt habe. Dass ich versuche, mit ihm auf Rumänisch zu sprechen beeindruckt ihn offensichtlich, er packt den Block wieder weg, den er schon in der Hand hatte, bittet mich, in Zukunft darauf zu achten und wünscht mir Gesundheit und eine gute Fahrt.
Ich finde es schön, dass man sich hier mit ‚Sanatate‘ (Gesundheit) verabschiedet und nicht mit ‚La Revedere‘ (Auf Wiedersehen), wie es in jedem Sprachkurs steht.
Überhaupt habe ich so dass Gefühl, dass man in den ländlichen Gegenden mein Kauderwelsch besser versteht oder verstehen will. In den Städten hat man immer gleich zu Englisch gewechselt, wenn es mal ein wenig holprig wurde. Hier freut man sich, wenn ich mich in der Landessprache bemühe, verbessert mich und erkennt meine Bemühungen an.
Während ich weiterfahre stelle ich zum wiederholten Mal fest, dass sich hier einiges zum Positiven verändert. Die Tage habe ich immer wieder kleine Trupps von Menschen gesehen, die mit Müllsäcken an der Straße entlang den Müll aufsammeln. Ein paar Streckenläufer kommen mir entgegen. In Deutschland wird das bestimmt nicht mehr praktiziert. Hier laufen tatsächlich 3 Männer die Gleise ab und kontrollieren jede Schraube und jeden Stoß.
Die Straße führt mehrmals über einen Höhenzug, dabei ist jeweils für die Bergauf-fahrenden eine zweite Spur angelegt. Es geht in Serpentinen hoch und runter, die mein Motorradfahrerherz erfreuen. Aber auch mit dem Auto habe ich Spaß daran.
Die Sonne ist heute so richtig warm und ich bin gut gelaunt. Wie die letzten Tage schon, nehme ich auch mal einen Anhalter mit. Die sind aber in der Regel nicht sehr gesprächig.
Auf einem Parkplatz halte ich an, um mal um die Ecke zu gehen, sofort stehen zwei klene Hunde bettelnd neben dem Auto. Viel zu bieten habe ich nicht, nur eine kleine Packung Kekse. Ich versuche die so zu verteilen, dass jeder was abbekommt, aber kaum habe ich die Tüte in der Hand, stehen schon 5 Hunde um mich herum. Es scheint eine Familie zu sein. Drei kleine, schätzungsweise 2-3 Monate alt, die Mutter, die wohl auch noch Milch hat und ein anderer größerer Hund, der wohl der Vater sein wird. Dieser ist besonders forsch und schafft es, das meiste abzustauben. Einer der Kleinen geht leer aus, weil er zu lange schaut, als der Keks vor seiner Nase liegt. Schade, aber die Packung ist leer.
In der nächstgrößeren Stadt will ich mr etwas zum Mittagessen holen, da nehme ich ein großes Brot, damit ich was zum Füttern habe. Man hilft den Hunden damit nicht wirklich, aber was solls.
In einem Dorf kommt mir eine Planwagenkarawane entgegen, Gypsis, wie man sie hier nennt. In der Art habe ich das noch nicht gesehen und möchte dies gerne fotografieren oder filmen. Also drehe ich, überhole sie, fahre ein Stück weiter, drehe wieder und warte. Aber sie kommen nicht. Wahrscheinlich sind sie abgebogen, denke ich und setze meine Fahrt fort. Nein, sind sie nicht, stelle ich wenig später fest. Sie haben an einem Magazin Mixt Halt gemacht und jeder – auch die Frauen – haben ein Bier in der Hand. Die Wagen sind vollgestopft mit irgendwelchen Stoffballen, soweit ich das während der Vorbeifahrt sehen kann.
Hinter Vatra Dornei steht eine Frau am Wegesrand und trampt. Die meisten nehmen den Daumen runter, wenn ein ausländisches Fahrzeug kommt. Sie wedelt eher intersiver. Ich halte an, sie will nach Bistrita. Das ist eine ganze Ecke, da ist wohl die Chance bei Fremden größer als bei den Einheimischen. Ist meine Richtung, also nehme ich sie mit. Wir fahren an einem Kloster vorbei, ich frage sie dazu ein paar Dinge, ob es neu gebaut wurde etc. Sie antwortet, sitzt dann aber wieder still neben mir. Zwischendurch bekreuzigt sie sich imer mal wieder – dabei bin ich deutlich langsamer unterwegs als ihre Landsleute und überhole auch nicht so gefährlich. Dass sie dass dann wieder macht, als wir fast im Schrittempo durch einen Ort fahren, verwundert mich dann doch, aber da fällt mir ein Erlebnis mit Laura wieder ein: Als wir zusammen auf Fototour waren und neben einem alten Friedhof standen, kam ein Auto den Berg hoch. Die Frau am Beifahrersitz hat sich bekreuzigt und ich habe Laura spaßeshalber gefragt, ob ich so schlimm aussehe, dass sie mich für den Leibhaftigen hält. Nein, antwortet sie, viele bekreuzigen sich, wenn sie an einer Kirche vorbeifahren. Ok, jetzt beobachte ich das bewusster und tatsächlich, es ist so. Allerdings nicht bei jeder Kirche – offenbar muss die Glaubensrichtung auch passen.
Als wir schzon fast in Bistrita sind, wird sie plötzlich gesprächig, fragt dies und das. Leider oft so schnell, dass ich ihr nicht folgen kann. Aber wenigstens die Hälfte ihrer Fragen verstehe ich und sie versteht offenbar auch meine Antworten darauf. Wie üblich, bietet sie mir ein wenig Geld fürs Mitnehmen an, ich schlage es ab – wäre ja auch alleine gefahren, worauf sie sich mehrfach bedankt und mir eine gute Reise und – ja richtig – Gesundheit wünscht.
Das Navi führt mich nun ab von der breiten Straße auf eine Kleine. Ich weiß, dass ich auch die Große nehmen kann, entscheide mich aber bewusst für die Andere, weil die bestimmt durchs Hinterland führt. So ist es dann auch. 20km später stoße ich wieder auf die Große.
Hier ist das Gras schon viel grüner, die Luft ist wärmer. Ich halte an für eine Pause und esse etwas zu Mittag. Auf einem Hügel nutzen ein paar Gleitschirmflieger den warmen Wind. Vor mir taucht ein Flugzeug auf, dreht in niedriger Höhe eine 180 Grad-Kehre und fängt dann langsam an zu steigen. Wenn der so niedrig ist, dann kann es nicht mehr weit sein zum Flugplatz von Cluj-Napoca. So ist es auch. Es sind etwas mehr als 6 Kilometer, dann fahre ich an ihm vorbei.
Diesmal habe ich bewusst nicht das Deja-Vu gebucht, wo wir letztes Jahr waren, es liegt mir zu weit in der Stadt. Zu meinem heutigen Domizil muss ich aber zumindest mitten durch die Stadt und das zur Rush-hour.
Vor mir ein Fahrschul-Clio. Wenn die Ampel grün wird, dann dauert es gute 10 Sekunden, bis der losfährt. Der Fahrlehrer fuchtelt immer wieder mit den Armen. Sieht so aus, als hätte der nicht viel Geduld, denke ich.
Nun ist ja in Rumänien das mit den Zebrastreifen so eine Sache. Egal, wie dicht der Verkehr ist, die Leute schauen nicht links und rechts, sondern laufen einfach über die Straße. Das hat die Fahrschülerin wohl nicht gesehen, der Fahrlehrer steigt heftig in die Bremsen und fängt wieder an zu fuchteln. Bei der nächsten Ampel das gleiche Spiel. Nun muss ich der Frau zu Gute halten, dass es dichter Verkehr ist, die Rumänen wechseln die Spur wie wild, alles chaotisch – und die tiefstehende Sonne kommt genau von vorne.
Ich wechsle irgendwann die Spur und fahre links am Auto vorbei. Ihr Gesicht wirkt ziemlich verzweifelt, der schimpfende Fahrlehrer trägt da sicher maßgeblich dazu bei.
Auch ich komme einmal nicht in die gewünschte Spur und muss deshalb bis zum nächsten Kreisverkehr und umdrehen – dabei überholt mich ein Motorradfahrer aus Tübingen – wir winken uns zu.
Dann bin ich auch schon da, wo das Hotel sein sollte – da sind aber nur ein paar kleine Wohnhäuser. Ich fahre mal weiter und finde weiter hinten ein paar Hinweisschilder. Noch gute 3km fahre ich bis zum Hotel. Hier muss der Kartenlieferant fürs Navi noch nachpflegen.
Ich checke ein und hole mein Gepäck aus dem Auto. Auch hier bekomme ich ein Lob, dass ich es in rumänisch versucht habe. Ein großer Straßenhund läuft auf mich zu mit traurigem Blick. Diesmal habe ich Brot dabei. Ich hole ein paar Scheiben aus dem Auto und werfe ihm eine zu. Erst rennt er weg, dann schleicht er sich an, holt das Brot, bringt es in Sicherheit und isst es dort. Dann kommt er wieder her. Diesmal halte ich ihm das Brot hin. Er kommt auf mich zu, schaut mich an und nimmt das Brot dann ganz behutsam aus meiner Hand. Das wiederholt sich noch ein paarmal, dann ist er fürs erste satt.
Ich gehe auf mein Zimmer – im Flur findet ein Fotoshooting statt – für eine Webseite, wie ich später beim Abendessen sehe. Für 1,50 Euro Aufpreis habe ich heute nicht das Standart-Zimmer, sondern eine Junior-Suite gebucht, man gönnt sich ja sonst nichts. Hier habe ich einen Balkon, auf dem ich den Sonnenuntergang genieße, bevor ich im Hotelrestaurant zum Abendessen gehe. Das Essen ist lecker, aber lange nicht so gut wie die letzten beiden Tage. Dafür bekomme ich zum ersten Mal grünen Salat.
20 Mrz 2014
Donnerstag, 20.03.2014 Cluj-Napoca
Vor dem Frühstück packe ich meine Sachen und bringe schon mal einen Teil davon ins Auto. Die Mannschaft hat gewechselt, Restaurantchef ist heute ein Mann. Das Frühstück ist wie gestern schon ein Traum. Hier bekommt man sogar beim Frühstück eine Nachspeise. Heute eine Banane und wieder dieses Magenbrot.
Die Besitzerin kommt herein, wünscht mir einen guten Morgen und fragt, ob alles zu meiner Zufriedenheit ist und ob ich mich wohlfühle. Was ich gestern unternommen habe, interessiert sie auch. Ich hingegen frage noch ein paar Details über ihr Refugium hier. Es gibt einen SPA-Bereich mit Sauna, Massagen etc. Am Anfang Mai wird es schwierig, hier ein Zimmer zu bekommen. Ich bin offenbar der einzige Gast. Zwei Frauen werkeln in der Küche, der Restaurantleiter bringt das Frühstück zu mir, eine Reinemachfrau habe ich auch schon gesehen und als ich auschecken will, schickt man mich in das Büro nebenan, wo nochmal eine Frau sitzt. Dort gibt es auch einen kleinen Laden. Stickereien, die für hier typischen bemalten Eier in allen Größen, Flüssiges in verschiedenen Ausprägungen und kleine Souvenirs gibt es hier – aber auch ganze Kleider etc. So viel Personal außerhalb der Saison – Wahnsinn.
Als ich den Hof verlasse, kommt die Chefin raus und verabschiedet mich nochmals persönlich. Dann rolle ich auf die Straße, die ich gestern mit dem Motorrad heimwärts genommen habe.
Ein Stück bin ich so unterwegs, dann sehe ich den Berg, den ich gestern bestiegen habe. Ich suche mir eine günstige Position, halte auf dem Seitenstreifen und gehe in die gegenüberliegende Wiese für ein Foto. Dann steige ich ins Auto und fahre weiter. Aber nur ein paar hundert Meter, dann stellt sich mir ein Polizist in den Weg und winkt mich in einen Parkplatz. Verkehrspolizei – die Papiere bitte, sagt er auf rumänisch. Ich reiche ihm meinen Führerschein, den guckt er sich an, bevor er zum eigentlichen Anliegen kommt. Ich dürfe da nicht parken, meint er und zeigt zurück, wo ich gerade angehalten hatte. Wenn eine durchgezogene Linie auf der Straße ist, dann ist das gleichzeitig auch ein Halteverbot – es sei denn, man hat eine Panne, führt er weiter aus. Ich antworte ihm auf rumänisch, dass ich es verstehe, dass es mir leid tut und dass ich einfach nicht darüber nachgedacht habe, als ich ein ‚objectiv fotografica‘ gesehen habe. Wie immer gebe ich meinen Fehler zu.
‚Sie sprechen ja rumänisch‘ stellt er fest. Nur ein kleines bisschen, antworte ich. Aber ich bemühe mich, die Sprache zu lernen. Vermutlich habe ich die Wörter wieder verdreht zusammengefügt, er überlegt ein wenig, dann versteht er, was ich gesagt habe. Dass ich versuche, mit ihm auf Rumänisch zu sprechen beeindruckt ihn offensichtlich, er packt den Block wieder weg, den er schon in der Hand hatte, bittet mich, in Zukunft darauf zu achten und wünscht mir Gesundheit und eine gute Fahrt.
Ich finde es schön, dass man sich hier mit ‚Sanatate‘ (Gesundheit) verabschiedet und nicht mit ‚La Revedere‘ (Auf Wiedersehen), wie es in jedem Sprachkurs steht.
Überhaupt habe ich so dass Gefühl, dass man in den ländlichen Gegenden mein Kauderwelsch besser versteht oder verstehen will. In den Städten hat man immer gleich zu Englisch gewechselt, wenn es mal ein wenig holprig wurde. Hier freut man sich, wenn ich mich in der Landessprache bemühe, verbessert mich und erkennt meine Bemühungen an.
Während ich weiterfahre stelle ich zum wiederholten Mal fest, dass sich hier einiges zum Positiven verändert. Die Tage habe ich immer wieder kleine Trupps von Menschen gesehen, die mit Müllsäcken an der Straße entlang den Müll aufsammeln. Ein paar Streckenläufer kommen mir entgegen. In Deutschland wird das bestimmt nicht mehr praktiziert. Hier laufen tatsächlich 3 Männer die Gleise ab und kontrollieren jede Schraube und jeden Stoß.
Die Straße führt mehrmals über einen Höhenzug, dabei ist jeweils für die Bergauf-fahrenden eine zweite Spur angelegt. Es geht in Serpentinen hoch und runter, die mein Motorradfahrerherz erfreuen. Aber auch mit dem Auto habe ich Spaß daran.
Die Sonne ist heute so richtig warm und ich bin gut gelaunt. Wie die letzten Tage schon, nehme ich auch mal einen Anhalter mit. Die sind aber in der Regel nicht sehr gesprächig.
Auf einem Parkplatz halte ich an, um mal um die Ecke zu gehen, sofort stehen zwei klene Hunde bettelnd neben dem Auto. Viel zu bieten habe ich nicht, nur eine kleine Packung Kekse. Ich versuche die so zu verteilen, dass jeder was abbekommt, aber kaum habe ich die Tüte in der Hand, stehen schon 5 Hunde um mich herum. Es scheint eine Familie zu sein. Drei kleine, schätzungsweise 2-3 Monate alt, die Mutter, die wohl auch noch Milch hat und ein anderer größerer Hund, der wohl der Vater sein wird. Dieser ist besonders forsch und schafft es, das meiste abzustauben. Einer der Kleinen geht leer aus, weil er zu lange schaut, als der Keks vor seiner Nase liegt. Schade, aber die Packung ist leer.
In der nächstgrößeren Stadt will ich mr etwas zum Mittagessen holen, da nehme ich ein großes Brot, damit ich was zum Füttern habe. Man hilft den Hunden damit nicht wirklich, aber was solls.
In einem Dorf kommt mir eine Planwagenkarawane entgegen, Gypsis, wie man sie hier nennt. In der Art habe ich das noch nicht gesehen und möchte dies gerne fotografieren oder filmen. Also drehe ich, überhole sie, fahre ein Stück weiter, drehe wieder und warte. Aber sie kommen nicht. Wahrscheinlich sind sie abgebogen, denke ich und setze meine Fahrt fort. Nein, sind sie nicht, stelle ich wenig später fest. Sie haben an einem Magazin Mixt Halt gemacht und jeder – auch die Frauen – haben ein Bier in der Hand. Die Wagen sind vollgestopft mit irgendwelchen Stoffballen, soweit ich das während der Vorbeifahrt sehen kann.
Hinter Vatra Dornei steht eine Frau am Wegesrand und trampt. Die meisten nehmen den Daumen runter, wenn ein ausländisches Fahrzeug kommt. Sie wedelt eher intersiver. Ich halte an, sie will nach Bistrita. Das ist eine ganze Ecke, da ist wohl die Chance bei Fremden größer als bei den Einheimischen. Ist meine Richtung, also nehme ich sie mit. Wir fahren an einem Kloster vorbei, ich frage sie dazu ein paar Dinge, ob es neu gebaut wurde etc. Sie antwortet, sitzt dann aber wieder still neben mir. Zwischendurch bekreuzigt sie sich imer mal wieder – dabei bin ich deutlich langsamer unterwegs als ihre Landsleute und überhole auch nicht so gefährlich. Dass sie dass dann wieder macht, als wir fast im Schrittempo durch einen Ort fahren, verwundert mich dann doch, aber da fällt mir ein Erlebnis mit Laura wieder ein: Als wir zusammen auf Fototour waren und neben einem alten Friedhof standen, kam ein Auto den Berg hoch. Die Frau am Beifahrersitz hat sich bekreuzigt und ich habe Laura spaßeshalber gefragt, ob ich so schlimm aussehe, dass sie mich für den Leibhaftigen hält. Nein, antwortet sie, viele bekreuzigen sich, wenn sie an einer Kirche vorbeifahren. Ok, jetzt beobachte ich das bewusster und tatsächlich, es ist so. Allerdings nicht bei jeder Kirche – offenbar muss die Glaubensrichtung auch passen.
Als wir schzon fast in Bistrita sind, wird sie plötzlich gesprächig, fragt dies und das. Leider oft so schnell, dass ich ihr nicht folgen kann. Aber wenigstens die Hälfte ihrer Fragen verstehe ich und sie versteht offenbar auch meine Antworten darauf. Wie üblich, bietet sie mir ein wenig Geld fürs Mitnehmen an, ich schlage es ab – wäre ja auch alleine gefahren, worauf sie sich mehrfach bedankt und mir eine gute Reise und – ja richtig – Gesundheit wünscht.
Das Navi führt mich nun ab von der breiten Straße auf eine Kleine. Ich weiß, dass ich auch die Große nehmen kann, entscheide mich aber bewusst für die Andere, weil die bestimmt durchs Hinterland führt. So ist es dann auch. 20km später stoße ich wieder auf die Große.
Hier ist das Gras schon viel grüner, die Luft ist wärmer. Ich halte an für eine Pause und esse etwas zu Mittag. Auf einem Hügel nutzen ein paar Gleitschirmflieger den warmen Wind. Vor mir taucht ein Flugzeug auf, dreht in niedriger Höhe eine 180 Grad-Kehre und fängt dann langsam an zu steigen. Wenn der so niedrig ist, dann kann es nicht mehr weit sein zum Flugplatz von Cluj-Napoca. So ist es auch. Es sind etwas mehr als 6 Kilometer, dann fahre ich an ihm vorbei.
Diesmal habe ich bewusst nicht das Deja-Vu gebucht, wo wir letztes Jahr waren, es liegt mir zu weit in der Stadt. Zu meinem heutigen Domizil muss ich aber zumindest mitten durch die Stadt und das zur Rush-hour.
Vor mir ein Fahrschul-Clio. Wenn die Ampel grün wird, dann dauert es gute 10 Sekunden, bis der losfährt. Der Fahrlehrer fuchtelt immer wieder mit den Armen. Sieht so aus, als hätte der nicht viel Geduld, denke ich.
Nun ist ja in Rumänien das mit den Zebrastreifen so eine Sache. Egal, wie dicht der Verkehr ist, die Leute schauen nicht links und rechts, sondern laufen einfach über die Straße. Das hat die Fahrschülerin wohl nicht gesehen, der Fahrlehrer steigt heftig in die Bremsen und fängt wieder an zu fuchteln. Bei der nächsten Ampel das gleiche Spiel. Nun muss ich der Frau zu Gute halten, dass es dichter Verkehr ist, die Rumänen wechseln die Spur wie wild, alles chaotisch – und die tiefstehende Sonne kommt genau von vorne.
Ich wechsle irgendwann die Spur und fahre links am Auto vorbei. Ihr Gesicht wirkt ziemlich verzweifelt, der schimpfende Fahrlehrer trägt da sicher maßgeblich dazu bei.
Auch ich komme einmal nicht in die gewünschte Spur und muss deshalb bis zum nächsten Kreisverkehr und umdrehen – dabei überholt mich ein Motorradfahrer aus Tübingen – wir winken uns zu.
Dann bin ich auch schon da, wo das Hotel sein sollte – da sind aber nur ein paar kleine Wohnhäuser. Ich fahre mal weiter und finde weiter hinten ein paar Hinweisschilder. Noch gute 3km fahre ich bis zum Hotel. Hier muss der Kartenlieferant fürs Navi noch nachpflegen.
Ich checke ein und hole mein Gepäck aus dem Auto. Auch hier bekomme ich ein Lob, dass ich es in rumänisch versucht habe. Ein großer Straßenhund läuft auf mich zu mit traurigem Blick. Diesmal habe ich Brot dabei. Ich hole ein paar Scheiben aus dem Auto und werfe ihm eine zu. Erst rennt er weg, dann schleicht er sich an, holt das Brot, bringt es in Sicherheit und isst es dort. Dann kommt er wieder her. Diesmal halte ich ihm das Brot hin. Er kommt auf mich zu, schaut mich an und nimmt das Brot dann ganz behutsam aus meiner Hand. Das wiederholt sich noch ein paarmal, dann ist er fürs erste satt.
Ich gehe auf mein Zimmer – im Flur findet ein Fotoshooting statt – für eine Webseite, wie ich später beim Abendessen sehe. Für 1,50 Euro Aufpreis habe ich heute nicht das Standart-Zimmer, sondern eine Junior-Suite gebucht, man gönnt sich ja sonst nichts. Hier habe ich einen Balkon, auf dem ich den Sonnenuntergang genieße, bevor ich im Hotelrestaurant zum Abendessen gehe. Das Essen ist lecker, aber lange nicht so gut wie die letzten beiden Tage. Dafür bekomme ich zum ersten Mal grünen Salat.