Ich bin fertig geduscht und arbeite meine weitere Tour aus, als man mich zum Frühstück ruft. Draußen strahlender Sonnenschein, Genuss pur . wie schon die letzten Tage.
Diese waren für mich sehr komfortabel, weil mich Laura bei meinen Streifzügen rund um Brasov begleitet hat. Sie ist eine tolle Fremdenführerin, Dolmetscherin, Fotografin, Gesprächspartnerin und wir beide kommen einfach super zusammen klar. Kein einziges Mal, dass einer gedrängelt hat, wo der andere noch bleiben wollte oder ähnliches.
Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich dennoch, denn ich weiß, dass sie sich extra Zeit dafür nimmt, in der sie auch ihre Arbeit machen könnte. Und es zieht mich auch auf meine gute alte XT. Letztes Jahr habe ich gesundheitsbedingt einen super Motorradsommer verpasst und auch wenn ich seit Anfang Dezember wieder fahren darf, habe ich nicht gleich 100% abgefragt. In mir ist ein Defizit von diesem unbeschreiblichen Gefühl, welches das Motorradfahren in mir auslöst. Wird Zeit, dass ich das alte Mädchen mal vom Hänger hole und hier in den Bergen ein wenig ausführe. Das mache ich dann auch bald nach dem Frühstück. Hänger angekoppelt und Mopped runtergerollt, dann Navi und Tankrucksack drauf. Normalerweise kommt sie auf den ersten oder zweiten Kick, heute lässt sie sich ein wenig bitten, wohl weil ich sie immer alleine zurückgelassen habe, wo sie doch sonst immer die Hauptrolle spielt 😉
Es ist aber nur ein rhetorisches Zögern, schon bollerd sie auffordernd vor sich hin: Komm, lass uns fahren ..
Schnell noch in die Schutzkleidung schlüpfen und mich von meinen Gastgebern verabschieden. Die Frage, wohin ich fahren will, kann ich im Moment noch nicht beantworten. Das entscheidet mein Bauchgefühl.
Lauras Vater öffnet das Tor und schaut interessiert zu, als ich Helm und Handschuhe anziehe und losfahre. Die knapp 30.000km die ich sonst immer fahre geben mir jederzeit ein Gefühl, als wäre ich mit dem Motorrad zusammengewachsen. Heute fühle ich mich ein wenig wie ein Saisonstarter, also lasse ich es erstmal ruhig angehen.
Ich halte mich nach Brasov, dann folge ich den Wegweisern nach Bușteni in das Bucegi-Gebirge. Es geht in Serpentinen bergauf, der rege Autoverkehr verhindert, dass ich den Kurvenrhymus komme, ich muss immer wieder abbremsen, um nach der Kehre dem Vordermann nicht aufzufahren.
Weiter geht es in Richtung Sinaia und ein erster Gedanke schleicht sich durch mein Hirnstübchen: Ich werde nochmal nach Dâmbovița fahren, dem Ort, in dem der Film Borat gedreht wurde. Vielleicht finde ich ja ein paar Leute, die sich fotografieren lassen. Dazu muss ich an Sinaia vorbei, ziemlich am Ortsende biege ich rechts ab auf die 71. Ab hier fängt der Motorradspaß so richtig an, denn die Straße wird schmal und windet sich immer wieder in 180Grad-Kehren bergauf und bergab. Kurz nach einer Serpentinegruppe sehe ich eine Abzweigung nach Pestelor, das muss die Sommerstrecke sein, von der vorgestern gesprochen wurde. Ich überlege, ob ich sie probiere, aber schon die Winterstrecke war ja teilweise blankes Eis.
Wenig später nochmal ein Wegweiser zu einem Kloster. Es war wohl weniger der Hinweis auf die Mănăstirea sondern dass der Weg dahin unbefestigt ist, der mich den Lenker nach rechts einschlagen ließ. Ich muss mal wieder Schotter unter den Stollen spüren. Ungefähr einen Kilometer kann ich das genießen, dann bin ich am Kloster Înălţarea Domnului angekommen. Ich suche mir einen sonnigen Parkplatz vor dem Eingang der Kirche und stelle den Motor ab. Nebenan, am Klostergebäude kommen gleich ein paar freundliche Willkommensgrüße, die Männer dort sind sehr aufgeregt. Während ich die Hinweise auf der Tür zur Kirche studiere, kommt gleich einer her und bestaunt das Motorrad. Als er sieht, dass ich ein deutsches Kennzeichen habe, geht er davon und kommt kurze Zeit mit einem ‚Zivilisten‘ im Schlepptau zurück, der mich gleich auf deutsch begrüßt. Der Rheinländer, der in Belgien lebt, soll ein paar Daten zum Motorrad abfragen, kann aber noch weniger Rumänisch als ich, um diese dann auch weiterzugeben. Man bietet mir diverse Sprachen an, auch Englisch und damit ist es kein Problem, die Fragen zu erörtern. Der Belgier erzählt zwischendrin, dass er hier auch Gast ist, ein Freund des Abtes, der das Kloster hier zwar erst vor einigen Jahren errichtet hat, aber auf historischem Grund. Denn früher stand hier schon einmal ein Kloster, gebaut von Vlad Tepes, wohl besser bekannt als Dracula.
Man will mir die Kirche aufsperren aber gleichzeitig auch noch viel über mich und mein Motorrad wissen. Deshalb fragt man mich mehrmals, ob ich denn nicht mit ihnen zusammen essen will. Nach anfänglichem Zögern sage ich zu und mache den Jungs damit offenbar wirklich eine Freude.
Wir gehen zusammen in den Speise- und Andachtsraum des Klosters – eingerichtet, wie ich es in rumänischen Klöstern schon öfter gesehen habe. An den Wänden hängen verschiedene Bilder der Heiligen, die Tische sind zu einem großen U geformt, mit weißen Tischdecken bedeckt, über der dann noch eine Plastikfolie liegt. Die Stühle sind einfach und stabil.
Teller werden verteilt und Besteck, während ich mich mit einigen der Mönche und Mitarbeiter hier austausche. Der Abt stempelt kleine Quittungen, auf denen Geldbeträge geschrieben stehen. Dann kommt eine Suppe und eine Art Reisbrei, dazu Salat. Wasser aus dem Brunnen rundet das Ganze ab – ich bekomme einen Tee – weil ich schon bei der Ankunft den angebotenen Kaffee abgelehnt habe. Einer der Männer ohne Talar schöpft sich schon in den Teller, dann ertönt eine Klingel. Sofort springen alle auf und es wird eine Art Gebet gesprochen, das abwechselnd von mehreren vorgetragen wird. Anschließend wünscht man sich guten Appetit und schon werden die Teller mit der Suppe gefüllt. Auch ich bekomme angeboten, nehme mir aber selber, denn hier isst jeder mehr als das Doppelte wie ich. Auch während des Essens unterhalten wir uns weiter, die Suppenteller werden zur Seite gestellt und die Platte mit dem Reis und der Salat herumgereicht.
Zwischenzeitlich erfahre ich, dass der Abt das Kloster mit eigenem Geld – oder vielmehr mit dem seiner Eltern aufgebaut hat und dass er dieses noch im Stil der Klöster von Vlat Tepes erweitern möchte. Hier wäre ein hervorragendes Gebiet für Motorräder wie meines, meint dieser, was ich so bestätigen kann.
Nach Dem Essen klopft einer mit der Gabel an sein Wasserglas. Sofort springen wieder alle auf, diesmal ist es ein gemeinsamer Gesang, der das Essen beschließt.
Ich werde zur Kirche geleitet und bekomme die ersten Daten dazu erzählt. In der Kirche sitzen ein paar Gläubige, einer der Sutanenträger gibt offenbar Lebenshilfe-Tipps, soweit ich das verstehen kann. Dann schreiben sie irgendetwas auf kleine Zettel und drücken es dem Mönch in die Hand. Dieser greift sich zwei Rosenkränze von einem Haken und reicht sie zwei Frauen, die sich herzlich dafür bedanken. Geld ist keines geflossen – zumindest habe ich es nicht bemerkt.
Nun werde ich an den Herrn in schwarz weitergereicht. Dieser erzählt mir die Geschichte zum Kloster und zu den Malereien, die dem byzantinischen Stil von vor 1.000 Jahren nachempfunden sind. An einem Pult steht eine Ikone mit Jesus und daneben eine weitere Ikone mit dem Tagesheiligen.
Auf der anderen Seite des Altars hängt eine weitere Ikone, die Maria zeigt, Vergina so heißt sie wohl im Orginal.
An der Kirchentür steht, dass man nicht fotografieren darf, ich frage dennoch und man erlaubt es mir. Anschließend wird es Zeit, mich zu verabschieden. Fast 2 Stunden hat mein Aufenthalt hier gedauert.
Sie wollen weder eine Spende in den (nicht vorhandenen) Opferstock noch eine Aufwandsentschädigung für das Essen. Offenbar sind die Eltern des Abtes finanziell so gut versorgt, dass Geld hier keine Rolle spielt. Mein Dankeschön nehmen sie gerne entgegen und sagen, wenn ich mal wieder in der Gegend bin, dann soll ich sie besuchen. ich könne dort auch schlafen – kostenlos natürlich.
Der Motor der XT kommt wie gewohnt auf den ersten Kick, ich drehe noch einen Kreis im Hof, um meinen Gastgebern nochmal zuzuwinken. Dann fahre ich zurück zur Straße.
Wenig später komme ich in Dâmbovița an und nehme den Weg durch die Ortschaft. Bis hinauf zum Steinbruch fahre ich, mache dort einen kurzen Stopp und fahre wieder zurück. Im Ort frage ich ein paarmal wegen fotografieren, aber Fotografen und Filmemacher haben hier wohl einen schlechten Ruf. Nach dem Dreh von Borat haben ein paar Leute aus dem Ort gegen die Filmfirma prozessiert, weil sie der Meinung waren, über den Tisch gezogen worden zu sein. Den Prozess haben sie verloren.
Unverrichteter Dinge fahre ich zurück zur Hauptstraße und halte mich rechts, in Richtung Targoviste. Die Route führt mich durch ewig lange Dörfer, die alle an einem breiten Flussbett liegen. Über den Orten hängt eine Glocke aus Rauch, hier wird wohl überwiegend mit ungelagertem, feuchtem Holz geheizt.
In Pucioasa verlasse ich die gelbe Straße und wechsle auf eine kleine, weiße. Das steht in der Regel für unbefestigt und so ist es auch. Was für ein Genuss, mal wieder kilometerlang so unterwegs zu sein. Manche der Dorfbewohner schauen interessiert, andere winken mir zu, während wieder andere mich einfach ignorieren. Etliche Ortschaften grenzen aneinander an, so dass man gar nicht merkt, wenn die eine Aufhört und die nächste anfängt.
In Breaza de Jos fülle ich sicherheishalber den Tank auf, ist zwar noch halbvoll, aber man weiß ja nie 😉
Dann geht es über Campina und Teisani zur 1A, wo ich mich wieder nördlich, zurück Richtung Brasov orientiere. Mein Navi hat hier ein wenig Probleme, so dass ich mich auf mein Gefühl verlasse. Ab und an steht eine Ölpumpe neben der Straße und einige der alten Ziehbrunnen, aber die Sonne streift schin den Horizont und es sind noch etwas über 100km, weshalb ich das Fotografieren sein lasse.
Ich bin schon fast in Cheia – da wo wir gestern waren, als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und das Navi in die Nachtansicht wechselt. Einige LKW sind noch unterwegs, ich überhole sie an den Stellen, an denen sie langsam sind, um sie bei den Serpentinen nach Cheia nicht vor mir zu haben.
Das klappt auch ganz gut. Die Passtraße nehme ich bei Dunkelheit, aber ich kenne sie ja von gestern und weiß, wo der Belag kaputt ist. Die Schilder mit den Pfeilen vor jeder Kurve reflektieren, als wären sie vin innen beleuchtet. So ist es einfach, den Berg zu erklimmen. Erst bei der vorletzen Serpentine treffe ich auf einen LKW, den ich aber gleich überholen kann.
Oben am Kamm wabert ein wenig Nebel über der Fahrbahn und es ist merklich kühler geworden. Zum ersten Mal vermisse ich ich die Heizgriffe, die ich diesen Winter ausnahmsweise nicht montiert hatte.
Als ich im Tal ankomme und der Wald mich wieder entlässt, leuchtet der Himmel noch in einem letzten Blau, was das Vorankommen einfach macht. Ein paar LKW’s überhole ich noch und einen Pkw, ein unbeleuchtetes Pferdefuhrwerk ist auch auf meiner Spur unterwegs.
Als ich gegen 20 Uhr ankomme, begrüßen mich die Hunde mit lautem Gebell. Die Mama von Laura macht mir das Tor auf und ich fahre die XT gleich auf den Hänger, denn morgen reise ich weiter.
Marmaliga und Ciarniciorul zum Abendessen, was für ein Abschluss für ein paar superschöne Tage hier.
13 Mrz 2014
Donnerstag, 13.03.2014 Eine 320km-Tour in (M)einem Motorrad-Paradies
Ich bin fertig geduscht und arbeite meine weitere Tour aus, als man mich zum Frühstück ruft. Draußen strahlender Sonnenschein, Genuss pur . wie schon die letzten Tage.
Diese waren für mich sehr komfortabel, weil mich Laura bei meinen Streifzügen rund um Brasov begleitet hat. Sie ist eine tolle Fremdenführerin, Dolmetscherin, Fotografin, Gesprächspartnerin und wir beide kommen einfach super zusammen klar. Kein einziges Mal, dass einer gedrängelt hat, wo der andere noch bleiben wollte oder ähnliches.
Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich dennoch, denn ich weiß, dass sie sich extra Zeit dafür nimmt, in der sie auch ihre Arbeit machen könnte. Und es zieht mich auch auf meine gute alte XT. Letztes Jahr habe ich gesundheitsbedingt einen super Motorradsommer verpasst und auch wenn ich seit Anfang Dezember wieder fahren darf, habe ich nicht gleich 100% abgefragt. In mir ist ein Defizit von diesem unbeschreiblichen Gefühl, welches das Motorradfahren in mir auslöst. Wird Zeit, dass ich das alte Mädchen mal vom Hänger hole und hier in den Bergen ein wenig ausführe. Das mache ich dann auch bald nach dem Frühstück. Hänger angekoppelt und Mopped runtergerollt, dann Navi und Tankrucksack drauf. Normalerweise kommt sie auf den ersten oder zweiten Kick, heute lässt sie sich ein wenig bitten, wohl weil ich sie immer alleine zurückgelassen habe, wo sie doch sonst immer die Hauptrolle spielt 😉
Es ist aber nur ein rhetorisches Zögern, schon bollerd sie auffordernd vor sich hin: Komm, lass uns fahren ..
Schnell noch in die Schutzkleidung schlüpfen und mich von meinen Gastgebern verabschieden. Die Frage, wohin ich fahren will, kann ich im Moment noch nicht beantworten. Das entscheidet mein Bauchgefühl.
Lauras Vater öffnet das Tor und schaut interessiert zu, als ich Helm und Handschuhe anziehe und losfahre. Die knapp 30.000km die ich sonst immer fahre geben mir jederzeit ein Gefühl, als wäre ich mit dem Motorrad zusammengewachsen. Heute fühle ich mich ein wenig wie ein Saisonstarter, also lasse ich es erstmal ruhig angehen.
Ich halte mich nach Brasov, dann folge ich den Wegweisern nach Bușteni in das Bucegi-Gebirge. Es geht in Serpentinen bergauf, der rege Autoverkehr verhindert, dass ich den Kurvenrhymus komme, ich muss immer wieder abbremsen, um nach der Kehre dem Vordermann nicht aufzufahren.
Weiter geht es in Richtung Sinaia und ein erster Gedanke schleicht sich durch mein Hirnstübchen: Ich werde nochmal nach Dâmbovița fahren, dem Ort, in dem der Film Borat gedreht wurde. Vielleicht finde ich ja ein paar Leute, die sich fotografieren lassen. Dazu muss ich an Sinaia vorbei, ziemlich am Ortsende biege ich rechts ab auf die 71. Ab hier fängt der Motorradspaß so richtig an, denn die Straße wird schmal und windet sich immer wieder in 180Grad-Kehren bergauf und bergab. Kurz nach einer Serpentinegruppe sehe ich eine Abzweigung nach Pestelor, das muss die Sommerstrecke sein, von der vorgestern gesprochen wurde. Ich überlege, ob ich sie probiere, aber schon die Winterstrecke war ja teilweise blankes Eis.
Wenig später nochmal ein Wegweiser zu einem Kloster. Es war wohl weniger der Hinweis auf die Mănăstirea sondern dass der Weg dahin unbefestigt ist, der mich den Lenker nach rechts einschlagen ließ. Ich muss mal wieder Schotter unter den Stollen spüren. Ungefähr einen Kilometer kann ich das genießen, dann bin ich am Kloster Înălţarea Domnului angekommen. Ich suche mir einen sonnigen Parkplatz vor dem Eingang der Kirche und stelle den Motor ab. Nebenan, am Klostergebäude kommen gleich ein paar freundliche Willkommensgrüße, die Männer dort sind sehr aufgeregt. Während ich die Hinweise auf der Tür zur Kirche studiere, kommt gleich einer her und bestaunt das Motorrad. Als er sieht, dass ich ein deutsches Kennzeichen habe, geht er davon und kommt kurze Zeit mit einem ‚Zivilisten‘ im Schlepptau zurück, der mich gleich auf deutsch begrüßt. Der Rheinländer, der in Belgien lebt, soll ein paar Daten zum Motorrad abfragen, kann aber noch weniger Rumänisch als ich, um diese dann auch weiterzugeben. Man bietet mir diverse Sprachen an, auch Englisch und damit ist es kein Problem, die Fragen zu erörtern. Der Belgier erzählt zwischendrin, dass er hier auch Gast ist, ein Freund des Abtes, der das Kloster hier zwar erst vor einigen Jahren errichtet hat, aber auf historischem Grund. Denn früher stand hier schon einmal ein Kloster, gebaut von Vlad Tepes, wohl besser bekannt als Dracula.
Man will mir die Kirche aufsperren aber gleichzeitig auch noch viel über mich und mein Motorrad wissen. Deshalb fragt man mich mehrmals, ob ich denn nicht mit ihnen zusammen essen will. Nach anfänglichem Zögern sage ich zu und mache den Jungs damit offenbar wirklich eine Freude.
Wir gehen zusammen in den Speise- und Andachtsraum des Klosters – eingerichtet, wie ich es in rumänischen Klöstern schon öfter gesehen habe. An den Wänden hängen verschiedene Bilder der Heiligen, die Tische sind zu einem großen U geformt, mit weißen Tischdecken bedeckt, über der dann noch eine Plastikfolie liegt. Die Stühle sind einfach und stabil.
Teller werden verteilt und Besteck, während ich mich mit einigen der Mönche und Mitarbeiter hier austausche. Der Abt stempelt kleine Quittungen, auf denen Geldbeträge geschrieben stehen. Dann kommt eine Suppe und eine Art Reisbrei, dazu Salat. Wasser aus dem Brunnen rundet das Ganze ab – ich bekomme einen Tee – weil ich schon bei der Ankunft den angebotenen Kaffee abgelehnt habe. Einer der Männer ohne Talar schöpft sich schon in den Teller, dann ertönt eine Klingel. Sofort springen alle auf und es wird eine Art Gebet gesprochen, das abwechselnd von mehreren vorgetragen wird. Anschließend wünscht man sich guten Appetit und schon werden die Teller mit der Suppe gefüllt. Auch ich bekomme angeboten, nehme mir aber selber, denn hier isst jeder mehr als das Doppelte wie ich. Auch während des Essens unterhalten wir uns weiter, die Suppenteller werden zur Seite gestellt und die Platte mit dem Reis und der Salat herumgereicht.
Zwischenzeitlich erfahre ich, dass der Abt das Kloster mit eigenem Geld – oder vielmehr mit dem seiner Eltern aufgebaut hat und dass er dieses noch im Stil der Klöster von Vlat Tepes erweitern möchte. Hier wäre ein hervorragendes Gebiet für Motorräder wie meines, meint dieser, was ich so bestätigen kann.
Nach Dem Essen klopft einer mit der Gabel an sein Wasserglas. Sofort springen wieder alle auf, diesmal ist es ein gemeinsamer Gesang, der das Essen beschließt.
Ich werde zur Kirche geleitet und bekomme die ersten Daten dazu erzählt. In der Kirche sitzen ein paar Gläubige, einer der Sutanenträger gibt offenbar Lebenshilfe-Tipps, soweit ich das verstehen kann. Dann schreiben sie irgendetwas auf kleine Zettel und drücken es dem Mönch in die Hand. Dieser greift sich zwei Rosenkränze von einem Haken und reicht sie zwei Frauen, die sich herzlich dafür bedanken. Geld ist keines geflossen – zumindest habe ich es nicht bemerkt.
Nun werde ich an den Herrn in schwarz weitergereicht. Dieser erzählt mir die Geschichte zum Kloster und zu den Malereien, die dem byzantinischen Stil von vor 1.000 Jahren nachempfunden sind. An einem Pult steht eine Ikone mit Jesus und daneben eine weitere Ikone mit dem Tagesheiligen.
Auf der anderen Seite des Altars hängt eine weitere Ikone, die Maria zeigt, Vergina so heißt sie wohl im Orginal.
An der Kirchentür steht, dass man nicht fotografieren darf, ich frage dennoch und man erlaubt es mir. Anschließend wird es Zeit, mich zu verabschieden. Fast 2 Stunden hat mein Aufenthalt hier gedauert.
Sie wollen weder eine Spende in den (nicht vorhandenen) Opferstock noch eine Aufwandsentschädigung für das Essen. Offenbar sind die Eltern des Abtes finanziell so gut versorgt, dass Geld hier keine Rolle spielt. Mein Dankeschön nehmen sie gerne entgegen und sagen, wenn ich mal wieder in der Gegend bin, dann soll ich sie besuchen. ich könne dort auch schlafen – kostenlos natürlich.
Der Motor der XT kommt wie gewohnt auf den ersten Kick, ich drehe noch einen Kreis im Hof, um meinen Gastgebern nochmal zuzuwinken. Dann fahre ich zurück zur Straße.
Wenig später komme ich in Dâmbovița an und nehme den Weg durch die Ortschaft. Bis hinauf zum Steinbruch fahre ich, mache dort einen kurzen Stopp und fahre wieder zurück. Im Ort frage ich ein paarmal wegen fotografieren, aber Fotografen und Filmemacher haben hier wohl einen schlechten Ruf. Nach dem Dreh von Borat haben ein paar Leute aus dem Ort gegen die Filmfirma prozessiert, weil sie der Meinung waren, über den Tisch gezogen worden zu sein. Den Prozess haben sie verloren.
Unverrichteter Dinge fahre ich zurück zur Hauptstraße und halte mich rechts, in Richtung Targoviste. Die Route führt mich durch ewig lange Dörfer, die alle an einem breiten Flussbett liegen. Über den Orten hängt eine Glocke aus Rauch, hier wird wohl überwiegend mit ungelagertem, feuchtem Holz geheizt.
In Pucioasa verlasse ich die gelbe Straße und wechsle auf eine kleine, weiße. Das steht in der Regel für unbefestigt und so ist es auch. Was für ein Genuss, mal wieder kilometerlang so unterwegs zu sein. Manche der Dorfbewohner schauen interessiert, andere winken mir zu, während wieder andere mich einfach ignorieren. Etliche Ortschaften grenzen aneinander an, so dass man gar nicht merkt, wenn die eine Aufhört und die nächste anfängt.
In Breaza de Jos fülle ich sicherheishalber den Tank auf, ist zwar noch halbvoll, aber man weiß ja nie 😉
Dann geht es über Campina und Teisani zur 1A, wo ich mich wieder nördlich, zurück Richtung Brasov orientiere. Mein Navi hat hier ein wenig Probleme, so dass ich mich auf mein Gefühl verlasse. Ab und an steht eine Ölpumpe neben der Straße und einige der alten Ziehbrunnen, aber die Sonne streift schin den Horizont und es sind noch etwas über 100km, weshalb ich das Fotografieren sein lasse.
Ich bin schon fast in Cheia – da wo wir gestern waren, als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und das Navi in die Nachtansicht wechselt. Einige LKW sind noch unterwegs, ich überhole sie an den Stellen, an denen sie langsam sind, um sie bei den Serpentinen nach Cheia nicht vor mir zu haben.
Das klappt auch ganz gut. Die Passtraße nehme ich bei Dunkelheit, aber ich kenne sie ja von gestern und weiß, wo der Belag kaputt ist. Die Schilder mit den Pfeilen vor jeder Kurve reflektieren, als wären sie vin innen beleuchtet. So ist es einfach, den Berg zu erklimmen. Erst bei der vorletzen Serpentine treffe ich auf einen LKW, den ich aber gleich überholen kann.
Oben am Kamm wabert ein wenig Nebel über der Fahrbahn und es ist merklich kühler geworden. Zum ersten Mal vermisse ich ich die Heizgriffe, die ich diesen Winter ausnahmsweise nicht montiert hatte.
Als ich im Tal ankomme und der Wald mich wieder entlässt, leuchtet der Himmel noch in einem letzten Blau, was das Vorankommen einfach macht. Ein paar LKW’s überhole ich noch und einen Pkw, ein unbeleuchtetes Pferdefuhrwerk ist auch auf meiner Spur unterwegs.
Als ich gegen 20 Uhr ankomme, begrüßen mich die Hunde mit lautem Gebell. Die Mama von Laura macht mir das Tor auf und ich fahre die XT gleich auf den Hänger, denn morgen reise ich weiter.
Marmaliga und Ciarniciorul zum Abendessen, was für ein Abschluss für ein paar superschöne Tage hier.