Beim Frühstück stelle ich meinen Routenplan für heute vor – und auch die Alternativen dazu. Wir diskutieren auch darüber, wie wir den Rest unserer Zeit verbringen wollen, bzw. welchen Weg wir für die Rückfahrt nehmen sollten. Mein Vorschlag, nicht den direkten Weg nach Sibiu zu nehmen, sondern die fast doppelt so lange Strecke über den Transfagarasan, der höchsten Zusammenhängenden Pass-Straße und dem zweithöchsten befahrbaren Pass in den rumänischen Karpaten überhaupt, findet volle Zustimmung. Auch das Zimmerwirt-Ehepaar ermutigt uns, diesen Weg zu nehmen. Vor dem Auschecken telefoniere ich mit der Versicherung und schicke eine Mail mit den Daten und einem Bild des Schadens. So kommen wir diesmal erst gegen 10 Uhr los. Macht aber nichts, die heutige Strecke ist mit 300km locker schaffbar, auch wenn wir über den Pass nur langsam vorwärts kommen und viele Fotostopps einplanen. Der Abschied fällt herzlich aus, ich betone in Rumänisch nochmal, dass es uns hier sehr gut gefallen hat und habe den Eindruck, dass das den Beiden sehr gefällt. Der Weg führt uns noch einmal durch Rasnov und Bran, bevor er sich über einen kleinen Pass ins nächste Tal schlängelt. Die Landschaft ist atemberaubend, wir genießen es, in die Hochkarpaten einzusteigen. Der Horizont wird immer enger, bis wir rundherum von Bergen eingekreist sind. Kurz nach Campulung verlassen wir die 73 und halten uns auf der 73c westwärts. Die gelbe Straße ist teilweise schon ein wenig mitgenommen, aber wir kommen mit dem Mondeo gut voran. Einen kleinen Schlenker nach Cuerta de Arges machen wir auch nich, denn hier gibt es eine tolle Orthodoxe Kirche zu bestaunen. Der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen, wir bestaunen das Gotteshaus von außen, dann auch noch die üppigen Malereien im Inneren. Für 10 Lei bekommt man eine ‚Fotorafiererlaubnis für private Zwecke‘. Will man kommerziell knipsen, kostet es 1.000 Lei. Trotz der EOS1D und dem Langen L-Objektiv vorne drauf gehe ich als Amateur durch. Während ich mir die schönsten Winkel nochmal durch den Sucher ansehe, winkt der Priester Elisabeth heran und streicht ihr mit einer Art Stimmgabel einen Segen auf die Stirn.
Wir gehen nochmals zum Kloster nebenan und umrunden die Kirche ein weiteres Mal, bevor wir unseren Weg fortsetzen. Bei einem Magazin mixt halten wir an und besorgen und Fleisch, Wurst, Käse, Paprika, Oliven und Getränke für eine Brotzeit zwischendurch.
Kurz nach Arefu steigt die Straße an, wir erklimmen diese bis zum Stausee Lacul Vidraru, wo wir eine Fotopause einlegen. Weiter geht es dann kilometerweit am Stausee entlang, einige Schafherden kommen uns entgegen und ich überlege mir, dass diese eigentlich schon seit Anfang September ins Tal abgestiegen sein sollten. Immer wieder halten wir an, die Landschaft ist einfach grandios und verändert sich mit jedem Höhenmeter. Auch am Wasserfall legen wir einen Zwischenstopp für die Kamera ein, nutzen die Gelegenheit aber auch, um einen Käse und einen Tuica als Mitbringsel für zu Hause von einem Bauern einzukaufen. Weiter geht es über Haarnadelkurven, die Straße windet sich den Berg hinauf, bis sie kurz vor dem Kamm durch einen Tunnel auf die andere Seite geführt wird. Dort gibt es viele der üblichen Souvenirläden, wir parken etwas weiter unten. Während ich die Pass-Straße fotografiere, die uns den Berg wieder hinunter führt, macht sich Helga auf die Suche nach dem Balea-See, der hier nahe der Passhöhe liegen soll. Sie findet ihn auch. Als sie zurück kommt ist jeder scharf auf die Abfahrt. So lassen wir anderen den See für den nächsten Besuch unentdeckt und machen uns an die Abfahrt. War die Auffahrt schon atemberaubend, die Abfahrt toppt das Ganze noch bei weitem. Ich bin in meinem Leben schon viele Pässe in vielen Ländern gefahren. Dieser hier ist bisher mein absolutes Highlight. Über 50km windet sich die Straße in abenteuerlichen Kehren den Berg hinab. Unten machen wir nich ein letztes Foto zum ‚Abschied‘ bevor wir kurze Zeit später auf die 1 abbiegen. Rechts von uns sinkt die Sonne über den Horizont, die Spitzen des Höhenzuges, den wir gerade überwunden haben, sind mittlerweile mit einer Wolkendecke in Form einer Bettdecke eingehüllt – es ist so schön, dass es fast schon kitschig ist.
Im letzten Tageslicht rollen wir in Sibiu ein und finden unsere Herberge für die nächsten beiden Nächte. Nach dem Einchecken gehen wir los ins nahe gelegene Zentrum, finden dort eine Pizzeria und bekommen ein leckeres Abendessen. Wir fragen nach einem Pflaumenschnaps für 3 Leute und ob wir den auch in für uns verträglichen Gebindegrößen bekommen können – üblich sind hier ja 50, 100 oder 200 Gramm. Der Ober meint, er muss das checken, was uns erstmal stutzig macht und winkt dann aus der Küche mit einer 3l Wasserflasche, in der sich nur noch ein kläglicher Rest befindet. Kurze Zeit später bringt er uns den im Glas mit der Bemerkung ‚Geschenk des Hauses‘. Als Elisabeth einen Schluck nimmt und sich danach schüttelt, mein er: Schnaps und Bier ist halt was für Männer, die Frauen sollten lieber bei Saft und Wasser bleiben. Die drei teilen sich den edlen Stoff Brüder- und Schwesterlich, was ihn wiederum bewegt, seine Meinung zu ändern.
‚Nota de plata, va rog‘ – diesmal ist Elisabeth daran, die Rechnung zu bestellen. Der Ober gibt ihr zu verstehen, dass er verstanden hat, was sie will und wir raten, wie hoch der Gesamtbetrag diesmal sein wird. Ich bin am nächsten daran und habe deshalb die Ehre, die Rechnung (mit dem Geimeinschaftsgeldbeutel) zu begleichen. `O suta patruzeci` sage ich und halte ihm die Mappe mit zwei Hundertern hin. So viel Wechselgeld hat er nicht dabei, auch im Lokal braucht es etwas, bis er mit den 60 Lei Restgeld zurückkommt. 31 Euro für 4 Essen, Bier, Cola, Wasser, und Cocktail, inklusive Trinkgeld.
Wir fragen, ob der vom Großvater selber gebrannte auch käuflich zu erwerben ist, setzen eine Summe fest und verabreden uns für morgen Abend, wo wir 2 Liter des Pflaumendestillates abholen wollen.
‚Noapte buna‘ (Gute Nacht), so verabschieden wir uns, als wir in der Pension angekommen sind und ziehen uns in unsere Kemenate zurück.
18 Sep 2012
Dienstag, 18.09.2012 Brasov – Transfăgărășan – Sibiu
Beim Frühstück stelle ich meinen Routenplan für heute vor – und auch die Alternativen dazu. Wir diskutieren auch darüber, wie wir den Rest unserer Zeit verbringen wollen, bzw. welchen Weg wir für die Rückfahrt nehmen sollten. Mein Vorschlag, nicht den direkten Weg nach Sibiu zu nehmen, sondern die fast doppelt so lange Strecke über den Transfagarasan, der höchsten Zusammenhängenden Pass-Straße und dem zweithöchsten befahrbaren Pass in den rumänischen Karpaten überhaupt, findet volle Zustimmung. Auch das Zimmerwirt-Ehepaar ermutigt uns, diesen Weg zu nehmen. Vor dem Auschecken telefoniere ich mit der Versicherung und schicke eine Mail mit den Daten und einem Bild des Schadens. So kommen wir diesmal erst gegen 10 Uhr los. Macht aber nichts, die heutige Strecke ist mit 300km locker schaffbar, auch wenn wir über den Pass nur langsam vorwärts kommen und viele Fotostopps einplanen. Der Abschied fällt herzlich aus, ich betone in Rumänisch nochmal, dass es uns hier sehr gut gefallen hat und habe den Eindruck, dass das den Beiden sehr gefällt. Der Weg führt uns noch einmal durch Rasnov und Bran, bevor er sich über einen kleinen Pass ins nächste Tal schlängelt. Die Landschaft ist atemberaubend, wir genießen es, in die Hochkarpaten einzusteigen. Der Horizont wird immer enger, bis wir rundherum von Bergen eingekreist sind. Kurz nach Campulung verlassen wir die 73 und halten uns auf der 73c westwärts. Die gelbe Straße ist teilweise schon ein wenig mitgenommen, aber wir kommen mit dem Mondeo gut voran. Einen kleinen Schlenker nach Cuerta de Arges machen wir auch nich, denn hier gibt es eine tolle Orthodoxe Kirche zu bestaunen. Der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen, wir bestaunen das Gotteshaus von außen, dann auch noch die üppigen Malereien im Inneren. Für 10 Lei bekommt man eine ‚Fotorafiererlaubnis für private Zwecke‘. Will man kommerziell knipsen, kostet es 1.000 Lei. Trotz der EOS1D und dem Langen L-Objektiv vorne drauf gehe ich als Amateur durch. Während ich mir die schönsten Winkel nochmal durch den Sucher ansehe, winkt der Priester Elisabeth heran und streicht ihr mit einer Art Stimmgabel einen Segen auf die Stirn.
Wir gehen nochmals zum Kloster nebenan und umrunden die Kirche ein weiteres Mal, bevor wir unseren Weg fortsetzen. Bei einem Magazin mixt halten wir an und besorgen und Fleisch, Wurst, Käse, Paprika, Oliven und Getränke für eine Brotzeit zwischendurch.
Kurz nach Arefu steigt die Straße an, wir erklimmen diese bis zum Stausee Lacul Vidraru, wo wir eine Fotopause einlegen. Weiter geht es dann kilometerweit am Stausee entlang, einige Schafherden kommen uns entgegen und ich überlege mir, dass diese eigentlich schon seit Anfang September ins Tal abgestiegen sein sollten. Immer wieder halten wir an, die Landschaft ist einfach grandios und verändert sich mit jedem Höhenmeter. Auch am Wasserfall legen wir einen Zwischenstopp für die Kamera ein, nutzen die Gelegenheit aber auch, um einen Käse und einen Tuica als Mitbringsel für zu Hause von einem Bauern einzukaufen. Weiter geht es über Haarnadelkurven, die Straße windet sich den Berg hinauf, bis sie kurz vor dem Kamm durch einen Tunnel auf die andere Seite geführt wird. Dort gibt es viele der üblichen Souvenirläden, wir parken etwas weiter unten. Während ich die Pass-Straße fotografiere, die uns den Berg wieder hinunter führt, macht sich Helga auf die Suche nach dem Balea-See, der hier nahe der Passhöhe liegen soll. Sie findet ihn auch. Als sie zurück kommt ist jeder scharf auf die Abfahrt. So lassen wir anderen den See für den nächsten Besuch unentdeckt und machen uns an die Abfahrt. War die Auffahrt schon atemberaubend, die Abfahrt toppt das Ganze noch bei weitem. Ich bin in meinem Leben schon viele Pässe in vielen Ländern gefahren. Dieser hier ist bisher mein absolutes Highlight. Über 50km windet sich die Straße in abenteuerlichen Kehren den Berg hinab. Unten machen wir nich ein letztes Foto zum ‚Abschied‘ bevor wir kurze Zeit später auf die 1 abbiegen. Rechts von uns sinkt die Sonne über den Horizont, die Spitzen des Höhenzuges, den wir gerade überwunden haben, sind mittlerweile mit einer Wolkendecke in Form einer Bettdecke eingehüllt – es ist so schön, dass es fast schon kitschig ist.
Im letzten Tageslicht rollen wir in Sibiu ein und finden unsere Herberge für die nächsten beiden Nächte. Nach dem Einchecken gehen wir los ins nahe gelegene Zentrum, finden dort eine Pizzeria und bekommen ein leckeres Abendessen. Wir fragen nach einem Pflaumenschnaps für 3 Leute und ob wir den auch in für uns verträglichen Gebindegrößen bekommen können – üblich sind hier ja 50, 100 oder 200 Gramm. Der Ober meint, er muss das checken, was uns erstmal stutzig macht und winkt dann aus der Küche mit einer 3l Wasserflasche, in der sich nur noch ein kläglicher Rest befindet. Kurze Zeit später bringt er uns den im Glas mit der Bemerkung ‚Geschenk des Hauses‘. Als Elisabeth einen Schluck nimmt und sich danach schüttelt, mein er: Schnaps und Bier ist halt was für Männer, die Frauen sollten lieber bei Saft und Wasser bleiben. Die drei teilen sich den edlen Stoff Brüder- und Schwesterlich, was ihn wiederum bewegt, seine Meinung zu ändern.
‚Nota de plata, va rog‘ – diesmal ist Elisabeth daran, die Rechnung zu bestellen. Der Ober gibt ihr zu verstehen, dass er verstanden hat, was sie will und wir raten, wie hoch der Gesamtbetrag diesmal sein wird. Ich bin am nächsten daran und habe deshalb die Ehre, die Rechnung (mit dem Geimeinschaftsgeldbeutel) zu begleichen. `O suta patruzeci` sage ich und halte ihm die Mappe mit zwei Hundertern hin. So viel Wechselgeld hat er nicht dabei, auch im Lokal braucht es etwas, bis er mit den 60 Lei Restgeld zurückkommt. 31 Euro für 4 Essen, Bier, Cola, Wasser, und Cocktail, inklusive Trinkgeld.
Wir fragen, ob der vom Großvater selber gebrannte auch käuflich zu erwerben ist, setzen eine Summe fest und verabreden uns für morgen Abend, wo wir 2 Liter des Pflaumendestillates abholen wollen.
‚Noapte buna‘ (Gute Nacht), so verabschieden wir uns, als wir in der Pension angekommen sind und ziehen uns in unsere Kemenate zurück.