Das Frühstück nehmen wir heute zur gewohnten Zeit ein. Dann fahren wir aber nicht gleich los, sondern kümmern uns um die Vergaser der XT’s, die uns gestern ein wenig geärgert haben. Nachdem wir dieses Problem gelöst haben, ziehen wir die Enduroklamotten an und machen uns auf den Weg. Zu weit weg will ich erstmal noch nicht, damit wir auch schnell wieder hier sind, wenn es nochmals Probleme geben sollte.
Zusätzlich will ich dem Jörg im Bereich Navigation noch ein wenig weiterbilden. Deshalb schicke ich ihn voraus, kaum dass wir den Marterpfahl erreicht haben.
Zielstrebig steuert er den EnduRoMania-Checkpunkt ‚DEALUV‘ an. Von da an halten wir uns ein Stück weit in Richtung des nächsten Wegepunktes, die Strecke ist Jörg auch im letzten Jahr schon gefahren. Beim Frühstück habe ich mir einen Weg überlegt, den ich 2006 zum ersten und letzten Mal gefahren bin. Ein wenig Risiko besteht dabei natürlich immer, dass es den Weg nicht mehr gibt oder dass er sich sehr verändert hat. Der von mir gewählte führt ein Stück weit in einem Bach entlang, trifft aber bald wieder auf die Verbindungsstraße Brebu Nou – Slatina Timis.
Jörg freut sich, vorausfahren zu dürfen. Ich fahre in gebührenden Abstand hinterher, damit er sich nicht gedrängt fühlt und natürlich auch, um etwas Sicherheitsabstand zu haben, wenn er auf dem glitzschigen Geläuf ins Rutschen kommt.
Der Weg führt im Wald bergab und ist als solcher kaum mehr zu bezeichnen. 2006 war dieser noch ein häufig genutzer Verbindungsweg, nun ist er fast zugewachsen, teilweise liegen umgebrochene Bäume quer.
Als Jörg am eine Abzweigung kommt, will er instinktiv nach links. Das würde uns zurück zum Marterpfahl führen und wäre eher keine Herausforderung. Ich gebe ihm deshalb zu verstehen, dass wir rechts fahren sollten.
Gesagt – getan. Ungefähr 300 Meter führt der Weg bergab, dann knickt er 90 Grad nach links und endet in einem Bach. Jörg fragt mich ob wir hier schon waren, das Gewässer hat hier durchaus ein wenig Ähnlichkeit mit dem, über den wir letztes Jahr notgedrungen absteigen mussten. Ich verneine und ermuntere ihn, weiter zu fahren. Das tut er dann auch, ich hinterher. Die Aktion ist anspruchsvoll, Jörg ist ein routinierter Fahrer und nutzt die Gashand im Vergleich zum letzten Jahr viel seltener, was die Sicherheit weiter erhöht. Deshalb war ich mir sicher, ihm das zumuten zu können.
Als zusätzliche Schikane liegen Holzprügel im Wasser – als das noch ein Weg war, wurde er zum Holzrücken genutzt. Diese nassen und glatten Rundhölzer bieten den Reifen keinen Grip, vielmehr rutschen diese darauf weg. Einer davon wird Jörg beinahe zum Verhängnis, die XT liegt schon fast waagrecht. mit aller Kraft kann er sie wieder aufrichten. So etwas zehrt natürlich auch ein wenig am Selbstbewusstsein. Zeit für eine Pause und ein wenig Zuspruch.
Dann geht es weiter, ein Baumstamm hängt auf Augenhöhe über dem Wasser, abgebrochene Teile des Astwerks liegen im Wasser und werden von Jörg zur Seite gelegt, nachdem er auch hieran fast abgerutscht wäre. Dann stoppt er und stellt die Maschine ab. Vor uns befindet sich ein kleiner Wasserrfall von ca. 2,50m Breite und 2m Länge, der komplett über massivem Fels fließt. Wir müssen da runter, die andere Alternative – zurück – ist auch nicht besser. Hoch kommen wir hier aber garantiert nicht mehr, weshalb ich Jörg eine Pause verordne und zu Fuß absteige, um den weiteren Verlauf zu begutachten. Nur noch 300 Meter, dann können wir vom Bach auf einen Weg wechseln, der uns zur Verbindungsstraße bringt.
Ich gehe zurück und studiere den Wasserfall. Jörg meint, wir sollten direkt auf dem glatten Fels runter, ich bin eher dafür, dass wir links am Rand über ein paar Felskanten den schwierigeren, aber sicheren Weg haben. Ich hole mein Abschleppband aus der Hecktasche, binde es am Motorrad fest und drücke das andere Ende dem Jörg in die Hand, mit der Bitte, damit meinen Abstieg abzusichern. Dann fahre ich an der XT vom Jörg vorbei bis an die Kante und bitte ihn, sich seitlich von mir in die feuchte Erde zu stellen, wo er mehr Standsicherheit hat als auf den nassen Kieseln im Fluß.
Ich mache den Motor aus und lege den ersten Gang ein. So kann ich mit der Handbremse und mit der Kupplung beide Räder kontrollieren und bringe mein altes Motorrad wohlbehalten nach unten, wo ich auch gleich noch die restliche Strecke des Flussbettes fahre und die XT auf dem trockenen Weg parke.
Dann steige ich wieder auf zu Jörg. Noch eine kurze Pause und ein wenig Konzentration, denn wiederholen wir das Ganze, nur dass diesmal der Jörg das Motorrad übernimmt und ich den Sicherungsgurt.
Als beide Motorräder wieder trockenen Boden unter den Stollen haben, ist es Zeit für eine ausgiebige Pause. Zwei Holzstücke bilden die perfekte Sitzgelegenheit. Ich nutze die Zeit für eine erste Lektion in Navigation und bitte Jörg, mit seinem Navi den Standort zu bestimmen und diesen auf der Karte zu suchen. Das klappt schon perfekt.
Wir steigen wieder auf, müssen noch einen Bach durchfahren und haben wenig später Asphalt unter den Rädern. Der Straße folgen wir nach Slatina Timis, wo wir uns am Kiosk etwas zu trinken und einen Schokoriegel gönnen. Die Zeit nutzen wir für die weitere Tagesplanung. Ich schlage vor, nach Golet zu fahren und von dort über eine Forststraße zurück nach Brebu Nou. Jörg ist einverstanden und so rollen wir bald unter den neugierigen Blicken der Dorfbevölkerung vom Platz.
Auf der Karte ist ein gestrichelter Weg eingezeichnet, der uns wieder in Richtung Brebu Nou bringen soll. Ich bitte Jörg, den Punkt, wo dieser auf die Forststraße trifft als Wegpunkt zu setzen, damit wir den Einstieg finden. Wir kommen durch Golet und folgen der Forststraße, der Fluss links neben uns hat ordentlich Strömung. Am markierten Punkt liegen zwei morsche Baumstämme als Fußgängerbrücke über dem Fluss, mit den Motorrädern müssten wir durch das Wasser. Eine seichte Stelle finden wir auch. Dennoch gehe ich erstmal zu Fuß über die Baumbrücke und gucke mir den Weg an. Schon unten ist dieser so richtig Hardcore. Wer weiß, wie er oben aussieht. Definitiv nichts für ein zwei-Personen-Enduroteam.
Lass uns die Forststraße weiter folgen, sage ich zu Jörg. Zur Not führt diese zurück in eine andere Ortschaft. Gesagt, getan. Der Navgationsauftrag dabei: Wir wechseln die Rollen. Ich ernenne Jörg zum Guide mit aller Verantwortung und deklariere mich zum Mitfahrer. Auch das Navi an meinem Motorrad wird nicht mehr gefüttert, damit ich gar nicht erst in Versuchung komme, mich einzumischen.
Jörg macht seine Sache gut. An einigen Stellen fragt er mich nach mener Meinung und ich erkläre ihm, wie ich mit Hilfe von Navikoordinaten und Karte den Standort bestimmen und eine Entscheidung treffen würde, welchen Weg ich nehme.
So macht er es auch. Wir fahren über Serpentinen bergan, danach wird er Weg – zum Bach. Weitaus weniger anspruchsvoll wie vorhin, aber dennoch kein Kindergarten. Einige Kilometer sind wir so unterwegs, dann stehen wir vor einer Steilauffahrt. Diese ist wegen der Holzrücker purer Lehm und aufgrund der Regenfälle der letzten Tage entsprechend nass und somit für unsere Kompromissreifen unfahrbahr.
Jörg überlegt, einem alten, stillgelegten Weg zu folgen. Ich sehe mir den an und rate ihm davon ab, erkläre ihm auch, weshalb ich das so sehe.
So muss er heute die bittere Erfahrung machen, die den meisten Guides nicht erspart bleibt – wenn man das Ziel auf dem geplanten Weg nicht erreichen kann. Dabei hat er keinen fehler gemacht, es sind einfach die Umweltbedingungen.
Weiter unten weiß ich einen anderen Weg, der uns über einen Umweg an das geplante Ziel bringt. Wir drehen die Motorräder und fahren den Bach bergab. Wenige Meter oberhalb dieser Abzweigung führt ein relativ neuer Weg auf der rechten Seite nach oben. Jörg fährt los, um zu erkunden, wohin er mündet. Während ich mit der Kamera auf seine Rückkehr warte, steht plötzlich ein Förster neben mir, wie aus dem Nichts.
Er fragt woher ich stamme und wohin wir fahren wollen. Sowohl der Weg, den Jörg gerade probiert als auch der, den ich im Visier hatte, wären fahrbahr und bringen uns an unser Ziel, meint er, bevor wir uns verabschieden und er seinen Weg ins Tal fortsetzt.
Ich folge Jörg, der mir auf halber Höhe entgegenkommt, weil das Gespräch mit dem Förster doch etwas gedauert hat. Der Weg ist neu, den gab es bei meinen früheren Besuchen hier noch nicht, wohl aber den Weg, auf den er uns führt. Wir müssen an einem Schäfer vorbei, einer der Hunde ist recht aggressiv, weshalb ich kurze Zeit die Führung übernehme. Ich habe zwar Respekt, aber schon lange keine Angst mehr, auch wenn die Hütehunde schon ordentliche Kaliber sind.
Nach einer kleinen Pause auf einer Lichtung tauchen wir in den Wald hinein und müssen hier ein ganzes Stück bergan. Der Boden ist wie Schmierseife, es gibt stillgelegte Hohlwege, jedoch keinen ‚best of‘. Wir brauchen zwei Anläufe, dann hat jeder von uns ’seinen‘ Weg gefunden und der erste Teil des Hügels ist erklommen. Der zweite Teil ist einfacher, nicht zuletzt, weil hier gerade die Holzrücker am Werk sind.
Schließlich erreichen wir die Hochebene, die Brebu Nou umschließt und folgen dem Weg am Waldrand entlang.
Auf meinen Wunsch hin – es ist noch früh am Tag – fahren wir nicht direkt nach Brebu Nou, sondern weiter bis Wolfsberg. Als wir da die Asphaltstraße erreichen ist es Jörg, der meint, das es noch immer früh ist. Dann lass uns nach Semenic fahren, schießt es mir durch den Kopf. Dort war ich bisher ein einziges Mal. Wir wenden die Maschinen und wedeln die Serpentinen hinauf. Dann links dem Wegweiser folgend kommen wir an eine Stelle, wo gerade ein Holzlaster beladen wird. Der Harvester versucht derweil, einen dicken Buchenstamm von der Straße zu schieben, scheint aber noch nicht sehr viel Erfahrung im Umgang mit der Maschine zu haben, was dazu führt, dass der Stamm schließlich ein Stück den Hang hinabrollt.
Er lässt uns passieren. Je höher wir kommen, umso kühler wird die Luft. Schließlich erreichen wir den Wintersportort. Ich finde nicht auf Anhieb den richttigen Weg zur Sendestation, wir erreichen diese, indem wir an einem Skihang einem Pfad folgen, der gerade hinauf führt.
An einem Parkplatz stellen wir die XT’s ab und steigen eine kleine Anhöhe hinauf zum höchsten Punkt hier in der Region. Was für ein fantastischer Ausblick auf die Hügelketten des Caras-Severin und in der Gegenrichtung auf die schneebedeckten Gipfel der Karpaten.
Wir machen uns auf den Rückweg. Dieser führt uns an zwei ausrangierten Windrädern vorbei. Ich bremse und folge dem Feldweg dorthin. Da die Türen offenstehen besteige ich nacheinander beide Türme, während Jörg unten auf mich wartet. Ich bin halt ein alter Technikfan und lasse mir so eine Gelegenheit ungern entgehen. 😉
Noch einen Zwischenstopp halten wir für angebracht. Wenige Meter weiter führt ein Feldweg auf einen vulkankegelartigen Hügel. Oben ragen aufgefaltete Gesteinsschichten aus dem Gras, sehr eindrucksvoll. Auch hier genießen wir nochmal die grandiose Weitsicht auf die Karpaten.
Nun ist es Zeit für den Heimweg. Wir wollen nicht die Asphaltstaße nutzen, sondern einen Feldweg, der an der Hochebene entlagführt. Wieder bekommt Jörg die Rolle des Guide zugeteilt. Er biegt etwas zu früh auf einen anderen Feldweg ein – macht aber nichts, denn dieser bringt uns ebenso nach Garana, von wo aus wir dann doch die Asphaltstraße nehmen.
Kette schmieren und Motorräder für morgen vorbereiten und schon ist es Zeit fürs Abendessen.
Fazit: Obwohl wir gefühlt die Hälfte der heutigen Strecke in Bächen verbracht haben, hatten wir beide einen riesen Spaß bei herrlichem Wetter. So darf es den Rest der Woche gerne weitergehen 🙂
6 Mai 2014
Dienstag, 06.05.2014 Nasse Füße und Navigationsworkshop
Das Frühstück nehmen wir heute zur gewohnten Zeit ein. Dann fahren wir aber nicht gleich los, sondern kümmern uns um die Vergaser der XT’s, die uns gestern ein wenig geärgert haben. Nachdem wir dieses Problem gelöst haben, ziehen wir die Enduroklamotten an und machen uns auf den Weg. Zu weit weg will ich erstmal noch nicht, damit wir auch schnell wieder hier sind, wenn es nochmals Probleme geben sollte.
Zusätzlich will ich dem Jörg im Bereich Navigation noch ein wenig weiterbilden. Deshalb schicke ich ihn voraus, kaum dass wir den Marterpfahl erreicht haben.
Zielstrebig steuert er den EnduRoMania-Checkpunkt ‚DEALUV‘ an. Von da an halten wir uns ein Stück weit in Richtung des nächsten Wegepunktes, die Strecke ist Jörg auch im letzten Jahr schon gefahren. Beim Frühstück habe ich mir einen Weg überlegt, den ich 2006 zum ersten und letzten Mal gefahren bin. Ein wenig Risiko besteht dabei natürlich immer, dass es den Weg nicht mehr gibt oder dass er sich sehr verändert hat. Der von mir gewählte führt ein Stück weit in einem Bach entlang, trifft aber bald wieder auf die Verbindungsstraße Brebu Nou – Slatina Timis.
Jörg freut sich, vorausfahren zu dürfen. Ich fahre in gebührenden Abstand hinterher, damit er sich nicht gedrängt fühlt und natürlich auch, um etwas Sicherheitsabstand zu haben, wenn er auf dem glitzschigen Geläuf ins Rutschen kommt.
Der Weg führt im Wald bergab und ist als solcher kaum mehr zu bezeichnen. 2006 war dieser noch ein häufig genutzer Verbindungsweg, nun ist er fast zugewachsen, teilweise liegen umgebrochene Bäume quer.
Als Jörg am eine Abzweigung kommt, will er instinktiv nach links. Das würde uns zurück zum Marterpfahl führen und wäre eher keine Herausforderung. Ich gebe ihm deshalb zu verstehen, dass wir rechts fahren sollten.
Gesagt – getan. Ungefähr 300 Meter führt der Weg bergab, dann knickt er 90 Grad nach links und endet in einem Bach. Jörg fragt mich ob wir hier schon waren, das Gewässer hat hier durchaus ein wenig Ähnlichkeit mit dem, über den wir letztes Jahr notgedrungen absteigen mussten. Ich verneine und ermuntere ihn, weiter zu fahren. Das tut er dann auch, ich hinterher. Die Aktion ist anspruchsvoll, Jörg ist ein routinierter Fahrer und nutzt die Gashand im Vergleich zum letzten Jahr viel seltener, was die Sicherheit weiter erhöht. Deshalb war ich mir sicher, ihm das zumuten zu können.
Als zusätzliche Schikane liegen Holzprügel im Wasser – als das noch ein Weg war, wurde er zum Holzrücken genutzt. Diese nassen und glatten Rundhölzer bieten den Reifen keinen Grip, vielmehr rutschen diese darauf weg. Einer davon wird Jörg beinahe zum Verhängnis, die XT liegt schon fast waagrecht. mit aller Kraft kann er sie wieder aufrichten. So etwas zehrt natürlich auch ein wenig am Selbstbewusstsein. Zeit für eine Pause und ein wenig Zuspruch.
Dann geht es weiter, ein Baumstamm hängt auf Augenhöhe über dem Wasser, abgebrochene Teile des Astwerks liegen im Wasser und werden von Jörg zur Seite gelegt, nachdem er auch hieran fast abgerutscht wäre. Dann stoppt er und stellt die Maschine ab. Vor uns befindet sich ein kleiner Wasserrfall von ca. 2,50m Breite und 2m Länge, der komplett über massivem Fels fließt. Wir müssen da runter, die andere Alternative – zurück – ist auch nicht besser. Hoch kommen wir hier aber garantiert nicht mehr, weshalb ich Jörg eine Pause verordne und zu Fuß absteige, um den weiteren Verlauf zu begutachten. Nur noch 300 Meter, dann können wir vom Bach auf einen Weg wechseln, der uns zur Verbindungsstraße bringt.
Ich gehe zurück und studiere den Wasserfall. Jörg meint, wir sollten direkt auf dem glatten Fels runter, ich bin eher dafür, dass wir links am Rand über ein paar Felskanten den schwierigeren, aber sicheren Weg haben. Ich hole mein Abschleppband aus der Hecktasche, binde es am Motorrad fest und drücke das andere Ende dem Jörg in die Hand, mit der Bitte, damit meinen Abstieg abzusichern. Dann fahre ich an der XT vom Jörg vorbei bis an die Kante und bitte ihn, sich seitlich von mir in die feuchte Erde zu stellen, wo er mehr Standsicherheit hat als auf den nassen Kieseln im Fluß.
Ich mache den Motor aus und lege den ersten Gang ein. So kann ich mit der Handbremse und mit der Kupplung beide Räder kontrollieren und bringe mein altes Motorrad wohlbehalten nach unten, wo ich auch gleich noch die restliche Strecke des Flussbettes fahre und die XT auf dem trockenen Weg parke.
Dann steige ich wieder auf zu Jörg. Noch eine kurze Pause und ein wenig Konzentration, denn wiederholen wir das Ganze, nur dass diesmal der Jörg das Motorrad übernimmt und ich den Sicherungsgurt.
Als beide Motorräder wieder trockenen Boden unter den Stollen haben, ist es Zeit für eine ausgiebige Pause. Zwei Holzstücke bilden die perfekte Sitzgelegenheit. Ich nutze die Zeit für eine erste Lektion in Navigation und bitte Jörg, mit seinem Navi den Standort zu bestimmen und diesen auf der Karte zu suchen. Das klappt schon perfekt.
Wir steigen wieder auf, müssen noch einen Bach durchfahren und haben wenig später Asphalt unter den Rädern. Der Straße folgen wir nach Slatina Timis, wo wir uns am Kiosk etwas zu trinken und einen Schokoriegel gönnen. Die Zeit nutzen wir für die weitere Tagesplanung. Ich schlage vor, nach Golet zu fahren und von dort über eine Forststraße zurück nach Brebu Nou. Jörg ist einverstanden und so rollen wir bald unter den neugierigen Blicken der Dorfbevölkerung vom Platz.
Auf der Karte ist ein gestrichelter Weg eingezeichnet, der uns wieder in Richtung Brebu Nou bringen soll. Ich bitte Jörg, den Punkt, wo dieser auf die Forststraße trifft als Wegpunkt zu setzen, damit wir den Einstieg finden. Wir kommen durch Golet und folgen der Forststraße, der Fluss links neben uns hat ordentlich Strömung. Am markierten Punkt liegen zwei morsche Baumstämme als Fußgängerbrücke über dem Fluss, mit den Motorrädern müssten wir durch das Wasser. Eine seichte Stelle finden wir auch. Dennoch gehe ich erstmal zu Fuß über die Baumbrücke und gucke mir den Weg an. Schon unten ist dieser so richtig Hardcore. Wer weiß, wie er oben aussieht. Definitiv nichts für ein zwei-Personen-Enduroteam.
Lass uns die Forststraße weiter folgen, sage ich zu Jörg. Zur Not führt diese zurück in eine andere Ortschaft. Gesagt, getan. Der Navgationsauftrag dabei: Wir wechseln die Rollen. Ich ernenne Jörg zum Guide mit aller Verantwortung und deklariere mich zum Mitfahrer. Auch das Navi an meinem Motorrad wird nicht mehr gefüttert, damit ich gar nicht erst in Versuchung komme, mich einzumischen.
Jörg macht seine Sache gut. An einigen Stellen fragt er mich nach mener Meinung und ich erkläre ihm, wie ich mit Hilfe von Navikoordinaten und Karte den Standort bestimmen und eine Entscheidung treffen würde, welchen Weg ich nehme.
So macht er es auch. Wir fahren über Serpentinen bergan, danach wird er Weg – zum Bach. Weitaus weniger anspruchsvoll wie vorhin, aber dennoch kein Kindergarten. Einige Kilometer sind wir so unterwegs, dann stehen wir vor einer Steilauffahrt. Diese ist wegen der Holzrücker purer Lehm und aufgrund der Regenfälle der letzten Tage entsprechend nass und somit für unsere Kompromissreifen unfahrbahr.
Jörg überlegt, einem alten, stillgelegten Weg zu folgen. Ich sehe mir den an und rate ihm davon ab, erkläre ihm auch, weshalb ich das so sehe.
So muss er heute die bittere Erfahrung machen, die den meisten Guides nicht erspart bleibt – wenn man das Ziel auf dem geplanten Weg nicht erreichen kann. Dabei hat er keinen fehler gemacht, es sind einfach die Umweltbedingungen.
Weiter unten weiß ich einen anderen Weg, der uns über einen Umweg an das geplante Ziel bringt. Wir drehen die Motorräder und fahren den Bach bergab. Wenige Meter oberhalb dieser Abzweigung führt ein relativ neuer Weg auf der rechten Seite nach oben. Jörg fährt los, um zu erkunden, wohin er mündet. Während ich mit der Kamera auf seine Rückkehr warte, steht plötzlich ein Förster neben mir, wie aus dem Nichts.
Er fragt woher ich stamme und wohin wir fahren wollen. Sowohl der Weg, den Jörg gerade probiert als auch der, den ich im Visier hatte, wären fahrbahr und bringen uns an unser Ziel, meint er, bevor wir uns verabschieden und er seinen Weg ins Tal fortsetzt.
Ich folge Jörg, der mir auf halber Höhe entgegenkommt, weil das Gespräch mit dem Förster doch etwas gedauert hat. Der Weg ist neu, den gab es bei meinen früheren Besuchen hier noch nicht, wohl aber den Weg, auf den er uns führt. Wir müssen an einem Schäfer vorbei, einer der Hunde ist recht aggressiv, weshalb ich kurze Zeit die Führung übernehme. Ich habe zwar Respekt, aber schon lange keine Angst mehr, auch wenn die Hütehunde schon ordentliche Kaliber sind.
Nach einer kleinen Pause auf einer Lichtung tauchen wir in den Wald hinein und müssen hier ein ganzes Stück bergan. Der Boden ist wie Schmierseife, es gibt stillgelegte Hohlwege, jedoch keinen ‚best of‘. Wir brauchen zwei Anläufe, dann hat jeder von uns ’seinen‘ Weg gefunden und der erste Teil des Hügels ist erklommen. Der zweite Teil ist einfacher, nicht zuletzt, weil hier gerade die Holzrücker am Werk sind.
Schließlich erreichen wir die Hochebene, die Brebu Nou umschließt und folgen dem Weg am Waldrand entlang.
Auf meinen Wunsch hin – es ist noch früh am Tag – fahren wir nicht direkt nach Brebu Nou, sondern weiter bis Wolfsberg. Als wir da die Asphaltstraße erreichen ist es Jörg, der meint, das es noch immer früh ist. Dann lass uns nach Semenic fahren, schießt es mir durch den Kopf. Dort war ich bisher ein einziges Mal. Wir wenden die Maschinen und wedeln die Serpentinen hinauf. Dann links dem Wegweiser folgend kommen wir an eine Stelle, wo gerade ein Holzlaster beladen wird. Der Harvester versucht derweil, einen dicken Buchenstamm von der Straße zu schieben, scheint aber noch nicht sehr viel Erfahrung im Umgang mit der Maschine zu haben, was dazu führt, dass der Stamm schließlich ein Stück den Hang hinabrollt.
Er lässt uns passieren. Je höher wir kommen, umso kühler wird die Luft. Schließlich erreichen wir den Wintersportort. Ich finde nicht auf Anhieb den richttigen Weg zur Sendestation, wir erreichen diese, indem wir an einem Skihang einem Pfad folgen, der gerade hinauf führt.
An einem Parkplatz stellen wir die XT’s ab und steigen eine kleine Anhöhe hinauf zum höchsten Punkt hier in der Region. Was für ein fantastischer Ausblick auf die Hügelketten des Caras-Severin und in der Gegenrichtung auf die schneebedeckten Gipfel der Karpaten.
Wir machen uns auf den Rückweg. Dieser führt uns an zwei ausrangierten Windrädern vorbei. Ich bremse und folge dem Feldweg dorthin. Da die Türen offenstehen besteige ich nacheinander beide Türme, während Jörg unten auf mich wartet. Ich bin halt ein alter Technikfan und lasse mir so eine Gelegenheit ungern entgehen. 😉
Noch einen Zwischenstopp halten wir für angebracht. Wenige Meter weiter führt ein Feldweg auf einen vulkankegelartigen Hügel. Oben ragen aufgefaltete Gesteinsschichten aus dem Gras, sehr eindrucksvoll. Auch hier genießen wir nochmal die grandiose Weitsicht auf die Karpaten.
Nun ist es Zeit für den Heimweg. Wir wollen nicht die Asphaltstaße nutzen, sondern einen Feldweg, der an der Hochebene entlagführt. Wieder bekommt Jörg die Rolle des Guide zugeteilt. Er biegt etwas zu früh auf einen anderen Feldweg ein – macht aber nichts, denn dieser bringt uns ebenso nach Garana, von wo aus wir dann doch die Asphaltstraße nehmen.
Kette schmieren und Motorräder für morgen vorbereiten und schon ist es Zeit fürs Abendessen.
Fazit: Obwohl wir gefühlt die Hälfte der heutigen Strecke in Bächen verbracht haben, hatten wir beide einen riesen Spaß bei herrlichem Wetter. So darf es den Rest der Woche gerne weitergehen 🙂
Noapte buna