Normalerweise wäre die Saison zu dieser Zeit schon zur Hälfte gelaufen, aber was ist in Corona-Zeiten schon normal. Am Ende der Veranstaltung meinte der Charly Baptist zu mir, hätte ihm jemand gesagt, dass er mit Seiner Veranstaltung mal den Saisonauftakt macht, er hätte ihn für Verrückt erklärt.
Auch vom Stefan Behr, dem Ausrichter der Alpenpokal-Serie wurde so einiges angepasst: Die Anmeldung erfolgt jetzt online, die Bezahlung per PayPal, die Fahrzeugabnahme auf Distanz und es gibt auch keine Rundenkarten mehr, die gezwickt werden müssen. Die Punkte werden nun direkt über Smartphones online erfasst, eine zweite Person notiert diese zusätzlich auf Papier.
Für diese Veranstaltung ist eine Selbstauskunft nötig, um im Falle eines Falles eine Kontaktverfolgung zu ermöglichen, man muss überall, wo man sich begegnet eine Maske tragen und die Zahl der Teilnehmer wurde von den Genehmigungsbehörden auf 100 begrenzt. Neben der langen veranstaltungslosen Zeit ist wohl auch die Veranstaltung selbst dafür verantwortlich, dass die Teilnehmerliste schnell gefüllt war und eine Warteliste eingerichtet werden musste. Es ist eine der wenigen Veranstaltungen, die ausschließlich Natursektionen und davon sogar noch mehrere Bachsektionen hat. Auch für mich ein Grund, mich frühzeitig anzumelden.
Meine 97’er Section (als Corona-Projekt restauriert) brauchte noch eine Finne und der hintere Bremsscheibenschutz ist mir bei einem Training abgebrochen, berufsbedingt habe ich beides am Tag zuvor noch montiert. Damit war ich dann aber gut gerüstet, um an der Veranstaltung teilzunehmen – für mich das Debüt in der schwarzen Spur und für die 97’er Section der erste Wettbewerb, bei dem sic mich durch die Sektionen getragen hat.
Als ich das Haus verlasse, regnet es leicht. Egal, ist ja nur Wasser, denke ich mir, während ich gleichzeitig Bilder von viel Matsch von vergangenen Veranstaltungen im Kopf habe. Aber als ich in Inning auf die Autobahn fahre, hat es aufgehört und da ganz hinten – gefühlt über dem Allgäu – ist blauer Himmel zu sehen. Das bestätigt sich dann auch, als ich die letzten Kilometer nach Walkarts zurück lege. Gleich bei der Einfahrt gebe ich meine Selbstauskunft ab und erhalte dafür ein blaues Armband, ohne das niemand aufs Gelände darf.
Als ich in den zugewiesenen Parkbereich einfahren will, habe ich ein paar Schwierigkeiten, die Wiese ist ziemlich nass vom Regen der vergangenen Tage. Na gut, das wird man auch in den Sektionen sehen, denke ich mir. Ich parke ein, ziehe mich um, lade meine Fantic aus und mache mich auf den Weg zur Abmeldung und Abnahme. Nicht ohne auf dem Weg dahin etliche Male anzuhalten und Freunde und Bekannte zu begrüßen – die Trialer sind eine große Familie.
Bei der Anmeldung muss ich nur kurz anstehen, dann bin ich auch schon an der Reihe. Abnahme kein Problem, den unterschriebenen Anmeldezettel abgeben auch nicht – aber meine Startnummer ist nicht auffindbar. Sonst gab es die immer vorab per Post, diesmal direkt bei der Anmeldung. Nach ein wenig Sucherei stellt sich heraus, dass jemand anders wohl meine Nummer bekommen hat. Gut 15 Minuten später ist der ausfindig gemacht und ich bekomme meine 5030 nebst Kabelbindern in die Hand gedrückt.
Damit fahre ich dann wieder zurück zum Auto, ich muss erst die Lampenmaske abbauen, um die Startnummer anbringen zu können. Die Sonne hat schin mächtig Kraft, deshalb nehme ich vorsichtshalber einen Rucksack mit einer großen Flasche Wasser mit.
Endlich geht es los. Durch die Verzögerung mit der Startnummer habe ich die Fahrerbesprechung verpasst, aber die habe ich mir gestern schon online auf YouTube angehört – auch eine Neuerung aufgrund der Corona-Problematik.
Das Feld ist schon gestartet, aber ich kenne die Örtlichkeiten von vorherigen Veranstaltungen, wird schon werten. Gleich am Anfang finde ich auf der linke Seite die Sektion 1. Für die Klasse 5 geht’s den Hang hoch, über eine Stufe, dann den Hang über ein Steinfeld queren und hinter einem Baum dann eine Kehre hangabwärts zum Sektionsende. Ganz schön heftig, denke ich mir, ich schau erstmal die anderen Sektionen an.
In der Sektion 2 finde ich dann die Sektion, die ich zum Einstieg lieber mag. Es geht rein, dann im 90 Grad Winkel nach rechts die Böschung runter in den Bach, leicht nach links auf eine Sandbank, dann nochmal quer durch den Bach und über eine Steinfläche hoch, dann gleich im 90 Grad Winkel nach links über ein paar Steine zum Sektionsende. Die Sektion fahre ich dann gleich mit einer Null – so soll es sein. Weiter geht’s über eine sumpfige Wiese zur Sektion 3.
Die ist dann schon ziemlich tricky. Nach der Einfahrt geht es über einen schmierigen Hang steil runter in den Bach, dort braucht es dann eine Linkskehre zum Ausholen, bevor es rechts über eine Wurzel die Böschung hoch geht. Danach eine Rechtskurve um einen Baum, wieder hinunter in den Bach und von dort aus ein kleines Bachbett hoch, oben eine 90 Grad Kehre in den Hang, dann kommt eine kleine Senke, bevor es über einen Wurzelbereich steil hoch zum Sektionsende weiter geht.
Die Fahrer, denen ich zusehe, haben meistens Probleme im kleinen Bachbett. Auf halber Höhe stehen da zwei 30cm Steine im Weg, man versucht da über eine kleine Lücke rechts daran vorbei zu kommen. Dabei zieht es die meisten nach links und dann hat man keinen Anlauf mehr für den schmierigen Hang. Ich entscheide mich dafür, über die Steine zu fahren. Aber von Anfang an: Die schmierige Abfahrt in den Bach meistere ich gut, auch die Kurve im Bach gelingt mir. Bei der Auffahrt über die Wurzel bin ich mit dem Vorderrad zu weit rechts, das Hinterrad rutsch nach links und ich brauche zwei Füße. Um den Baum geht es wieder gut, runter in den Bach und dann wie geplant über die Steine hoch. Das Timing stimmt nicht ganz, die Bodenplatte schrappt über den Stein, aber ich komme gut drüber und kann mit dem Vorderrad gut nach rechts ausholen. Dann nach links in den Hang gelenkt, einen kräftigen Gasstoß und ich bin oben. Nochmal nach links ausgeholt und ein weiterer Gasstoß und ich habe auch den Wurzelbereich problemlos geschafft. Nur schade, dass ich im eigentlich einfacheren Bereich Punkte liegen gelassen habe.
Zur Sektion 4 ist es dann ziemlich weit. Diese liegt zusammen mit weiteren 2 Sektionen in einem Hangwald. Eigentlich ist es die einfachste Sektion. Man fährt in einen trockenen Graben, dann einmal rechts hoch um einen Baum zurück in den Graben, danach gut ausholen und wieder rechts hoch um einen zweiten Baum, wieder zurück in den Graben und dann in einer leichten Schlangenlinie rechts hoch zum Sektionsende.
Nicht zuviel Gas geben, denke ich mir beim abgehen der Sektion, denn nach den Auffahrten ist es nur wenig Platz bis zum Absperrband. Na ja, die beiden Bäume umfahre ich ohne Probleme. Als ich dann aber nach dem zweiten Baum zurück in den Graben rolle, da ist es dann passiert. Statt nach rechts im Graben hangaufwärts zu fahren, fahre ich geradeaus die Böschung hoch und reiße dabei das Gas auf. Die Fantic steht fast senkrecht, also lasse ich einfach los und springe ab. Mit einem Satz springt sie aus dem Graben, grade mal einen halben Meter an einer Zuschauerin vorbei, der Abreißschalter stoppt den Motor und so bohrt sie sich mit dem linken Lenkerende in den weichen Boden. Keine Ahnung, was ich da verbockt habe. Aber alle sind mit dem Schrecken davongekommen, noch nichtmal einen Kratzer an der Section, nur mein Ego ist ein wenig angekratzt. Ich kassiere eine 5 und will den steilen Waldweg hoch zu den anderen Sektionen. Der ist aber so schmierig, dass ich erst nochmal ein Stück nach unten fahre um Anlauf zu holen.
Die Sektion 5 hat es dann in sich. An sich eher eine Klassik-Sektion mit schönen Kurvenlinien aber alles Hang mit weichem Boden, bei der Einfahrt liegen lauter kurze Aststücke herum. Hier treffe ich auch meine Vereinskollegen, die im Pulk die Sektionen abfahren, während ich lieber alleine unterwegs bin. In dem Fall bin ich froh drüber, die Sektion gemeinsam besprechen zu können.
Nach der Einfahrt geht es rechts steil den Hang hoch, dann wieder ein Stück weit herunter dann folgt eine S-Kurve aus der man oben den Hang quert, bevor man ihn ziemlich gerade bergab mit einer Wurzel als Hindernis in Richtung Sektionsende verlässt.
Der erste der Kollegen fährt los und scheitert gleich im Hang rechts. Gut, ich werde hier den Platz nutzen und nach links ausholen denke ich mir. Und auch nicht gleich nach dem Tor nach links fahren, sondern noch ein Stück bergauf, wo der Boden hoffentlich nicht so locker ist wie an der Stelle, wo schin viele gescheitert sind. Und ich werde im zweiten Gang fahren – hätte ich das nur mal öfter geübt.
Na gut, ein paarmal tief durchschnaufen und losfahren. Als ich beim Ausholen dann nach rechts lenke, rollt einer der Aststücke unter dem Reifen weg und ich muss einen Fuß setzen. Der Rest funktioniert aber problemlos, ich muss lediglich darauf achten, dass der Motor nicht abstirbt. Dass es so gut geht, damit hätte ich nicht gerechnet (In Runde 2 und 3 bleibe ich bei dieser Sektion fehlerfrei).
Es wartet noch eine Sektion etwas weiter oben und auch hier ist die Anfahrt schon anspruchsvoll. Auch hier treffe ich meine Vereinskollegen wieder und sehe beim Lucas, wie ich es besser nicht machen sollte. Es geht in die Sektion, dann um einen Baumstumpf im U-Turn herum, dann eine 90 Grad Rechtskurve in einen steilen Hang. Oben dann wieder eine 90 Grad Kurve nach rechts um einen Baumstumpf, dann den Hang queren und nach einem weiteren Baumstumfps 90 Grad nach rechts den Hang hinunter zum Sektionsende.
Den U-Turn schafft niemand ohne einen Fuß zu setzen, so lange ich zusehe. Viele verhungern dann bei der Hangauffahrt, weil sie zu früh Gas wegnehmen oder unten zu wenig gegeben haben. Für mich ist klar, das geht nicht im ersten, weshalb ich auch hier im zweiten Gang fahre. Andreas – unser Trainer – empfiehlt mir noch, unten gezielt einen Fuß zu setzen und so das Motorrad ausrichten zu können. Ich probiere es natürlich ohne, aber es hat nicht geklappt. Mit dem Fuß am Boden kann ich das Motorrad aber so weit nach vorne bringen, bis ich mit dem Hinterrad über der Wurzel bin, die den Fuß bei den meisten fordert. Dann Fuß auf die Raste, tief in die Sitzmulde und herzhaft Gas geben. So komme ich tatsächlich problemlos hoch und um die Ecke. Leider setze ich beim Hang queren nochmal einen Fuß, weil das Motorrad wegrutscht (in der zweiten Runde komme ich tatsächlich ohne Fuß durch den U-Turn brauche dafür aber beim Queren 2 Füße, in der dritten Runde läuft es wie in der ersten).
Die siebte und letzte Runde liegt wieder unten im Bach, also erstmal den Berg wieder runter, was aber nicht unbedingt zum Ausruhen taugt. Die Sektion ist nun einen echte Bachsektion, wo man in die Sektion einfährt, dann im 90 Grad Winkel die Böschung runter in den Bach, dann wieder 90 Grad nach links ins Bachbett und dann über verschiedene Möglichkeiten den Bach entlang über jede Menge Steine, bevor es am Schluss über eine gepflasterte Schräge nach links aus dem Bach und dann nach rechts aus der Sektion.
Drei Runden – drei Versuche – drei unterschiedliche Spuren probiert, aber immer mind. drei Füße gesetzt. Wie gerne hätte ich mal die Möglichkeit, hier zu trainieren, denn das kann man auf einem Trialgelände nur schwer nachbilden.
Zurück geht es dann über einen extra Weg – einen extra eingerichteten Singletrail durch den Wald, den ich noch aus der Vergangenheit kenne. Der ist nicht nur gut, damit sich die Motorräder nicht begegnen, der macht auch noch richtig Laune.
Aber halt – da war noch was. Ich hatte ja die erste Sektion ausgelassen. Als ich da eintreffe, steht der Mike da, der sie gerade gefahren ist. Ich habe den Fehler gemacht, nach dem Stein stehen zu bleiben, gibt er mir als Tipp mit auf den Weg.
Ich fahre rein, dann im flachen Winkel in den Hang und über den Stein, danach will ich einen großen Bogen im Hang fahren. Dabei muss ich aber über einen Bereich, wo die Spitzen von Steinen aus dem Boden ragen. Da brauche ich dann zwei Füße, bevor es im 90 Grad-Winkel um den Baum steil runter zur Ausfahrt geht. In der zweiten Runde schaffe ich das Queren mit einem Fuß, brauche aber beim Baum einen weiteren. Der Punktrichter will 3 Füße gesehen haben. Gut, ich bin nicht hier um zu gewinnen, ein Punkt mehr oder weniger tut mir nicht weh. In der dritten Runde ändere ich meine Spur und fahre statt dem großen Bogen im Hang nach dem Stein in einer geraden Linie zum Baum. Diesmal schaffe ich es fehlerfrei.
Weil es keine Rundenkarten mehr gibt, muss man nach jeder Runde zurück zur Anmeldung, wo die Startnummer und die Zeit aufgenommen wird. So sehen alle Punktrichter, wer sich noch auf der Strecke befindet. Eine tolle Sache!
Nachdem ich die drei Runden absolviert habe, lade ich die Fantic ein und ziehe mir was luftigeres an. Die Sonne hat nochmal an Kraft zugelegt. Dann gönne ich mir eine Steaksemmel und ein kühles Getränk zur Stärkung und ein wenig Fachsimpelei mit anderen Trailern. Als der Jacek fragt, ob ich weiß, ob und wann es eine Siegerehrung gibt, schaue ich mal aufs Handy, Mit der neuen Lösung ist man ja live dabei und kann schon während des Wettbewerbs die Ergebnisse abfragen. Jacek hat die Seniorenklasse gewonnen – auf einem Twinshocker aus den 80er Jahren, während seine Konkurrenten auf neuester Technik unterwegs waren.
Ich habe in der Klasse 5 in der Erwachsenenwertung den 7. Platz (bei 16 Startern) und in der Gesamtwertung den 13 Platz (bei 27 Startern) erreicht und bin damit für meinen ersten Alpenpokal in der Klasse 5 vollauf zufrieden. Nur die 5 in der ersten Runde in Sektion 3 – die wurmt mich schon ein wenig 😉
Mittlerweile fahren die höheren Klassen und da schaue ich noch zu. Ist schon Wahnsinn, was die so alles fahren, was für mich einfach unmöglich ist. Davon brauche ich noch nichtmal träumen, da hätte ich mindestens 40 Jahre früher mit dem Trial fahren beginnen müssen.
Es ist wohl eher unnötig zu erwähnen, dass ich hierher gerne wieder zurück kehre, wenn der nächste Lauf ansteht.
11 Jul 2021
Alpenpokal Saisonauftakt in Walkarts
Normalerweise wäre die Saison zu dieser Zeit schon zur Hälfte gelaufen, aber was ist in Corona-Zeiten schon normal. Am Ende der Veranstaltung meinte der Charly Baptist zu mir, hätte ihm jemand gesagt, dass er mit Seiner Veranstaltung mal den Saisonauftakt macht, er hätte ihn für Verrückt erklärt.
Auch vom Stefan Behr, dem Ausrichter der Alpenpokal-Serie wurde so einiges angepasst: Die Anmeldung erfolgt jetzt online, die Bezahlung per PayPal, die Fahrzeugabnahme auf Distanz und es gibt auch keine Rundenkarten mehr, die gezwickt werden müssen. Die Punkte werden nun direkt über Smartphones online erfasst, eine zweite Person notiert diese zusätzlich auf Papier.
Für diese Veranstaltung ist eine Selbstauskunft nötig, um im Falle eines Falles eine Kontaktverfolgung zu ermöglichen, man muss überall, wo man sich begegnet eine Maske tragen und die Zahl der Teilnehmer wurde von den Genehmigungsbehörden auf 100 begrenzt. Neben der langen veranstaltungslosen Zeit ist wohl auch die Veranstaltung selbst dafür verantwortlich, dass die Teilnehmerliste schnell gefüllt war und eine Warteliste eingerichtet werden musste. Es ist eine der wenigen Veranstaltungen, die ausschließlich Natursektionen und davon sogar noch mehrere Bachsektionen hat. Auch für mich ein Grund, mich frühzeitig anzumelden.
Meine 97’er Section (als Corona-Projekt restauriert) brauchte noch eine Finne und der hintere Bremsscheibenschutz ist mir bei einem Training abgebrochen, berufsbedingt habe ich beides am Tag zuvor noch montiert. Damit war ich dann aber gut gerüstet, um an der Veranstaltung teilzunehmen – für mich das Debüt in der schwarzen Spur und für die 97’er Section der erste Wettbewerb, bei dem sic mich durch die Sektionen getragen hat.
Als ich das Haus verlasse, regnet es leicht. Egal, ist ja nur Wasser, denke ich mir, während ich gleichzeitig Bilder von viel Matsch von vergangenen Veranstaltungen im Kopf habe. Aber als ich in Inning auf die Autobahn fahre, hat es aufgehört und da ganz hinten – gefühlt über dem Allgäu – ist blauer Himmel zu sehen. Das bestätigt sich dann auch, als ich die letzten Kilometer nach Walkarts zurück lege. Gleich bei der Einfahrt gebe ich meine Selbstauskunft ab und erhalte dafür ein blaues Armband, ohne das niemand aufs Gelände darf.
Als ich in den zugewiesenen Parkbereich einfahren will, habe ich ein paar Schwierigkeiten, die Wiese ist ziemlich nass vom Regen der vergangenen Tage. Na gut, das wird man auch in den Sektionen sehen, denke ich mir. Ich parke ein, ziehe mich um, lade meine Fantic aus und mache mich auf den Weg zur Abmeldung und Abnahme. Nicht ohne auf dem Weg dahin etliche Male anzuhalten und Freunde und Bekannte zu begrüßen – die Trialer sind eine große Familie.
Bei der Anmeldung muss ich nur kurz anstehen, dann bin ich auch schon an der Reihe. Abnahme kein Problem, den unterschriebenen Anmeldezettel abgeben auch nicht – aber meine Startnummer ist nicht auffindbar. Sonst gab es die immer vorab per Post, diesmal direkt bei der Anmeldung. Nach ein wenig Sucherei stellt sich heraus, dass jemand anders wohl meine Nummer bekommen hat. Gut 15 Minuten später ist der ausfindig gemacht und ich bekomme meine 5030 nebst Kabelbindern in die Hand gedrückt.
Damit fahre ich dann wieder zurück zum Auto, ich muss erst die Lampenmaske abbauen, um die Startnummer anbringen zu können. Die Sonne hat schin mächtig Kraft, deshalb nehme ich vorsichtshalber einen Rucksack mit einer großen Flasche Wasser mit.
Endlich geht es los. Durch die Verzögerung mit der Startnummer habe ich die Fahrerbesprechung verpasst, aber die habe ich mir gestern schon online auf YouTube angehört – auch eine Neuerung aufgrund der Corona-Problematik.
Das Feld ist schon gestartet, aber ich kenne die Örtlichkeiten von vorherigen Veranstaltungen, wird schon werten. Gleich am Anfang finde ich auf der linke Seite die Sektion 1. Für die Klasse 5 geht’s den Hang hoch, über eine Stufe, dann den Hang über ein Steinfeld queren und hinter einem Baum dann eine Kehre hangabwärts zum Sektionsende. Ganz schön heftig, denke ich mir, ich schau erstmal die anderen Sektionen an.
In der Sektion 2 finde ich dann die Sektion, die ich zum Einstieg lieber mag. Es geht rein, dann im 90 Grad Winkel nach rechts die Böschung runter in den Bach, leicht nach links auf eine Sandbank, dann nochmal quer durch den Bach und über eine Steinfläche hoch, dann gleich im 90 Grad Winkel nach links über ein paar Steine zum Sektionsende. Die Sektion fahre ich dann gleich mit einer Null – so soll es sein. Weiter geht’s über eine sumpfige Wiese zur Sektion 3.
Die ist dann schon ziemlich tricky. Nach der Einfahrt geht es über einen schmierigen Hang steil runter in den Bach, dort braucht es dann eine Linkskehre zum Ausholen, bevor es rechts über eine Wurzel die Böschung hoch geht. Danach eine Rechtskurve um einen Baum, wieder hinunter in den Bach und von dort aus ein kleines Bachbett hoch, oben eine 90 Grad Kehre in den Hang, dann kommt eine kleine Senke, bevor es über einen Wurzelbereich steil hoch zum Sektionsende weiter geht.
Die Fahrer, denen ich zusehe, haben meistens Probleme im kleinen Bachbett. Auf halber Höhe stehen da zwei 30cm Steine im Weg, man versucht da über eine kleine Lücke rechts daran vorbei zu kommen. Dabei zieht es die meisten nach links und dann hat man keinen Anlauf mehr für den schmierigen Hang. Ich entscheide mich dafür, über die Steine zu fahren. Aber von Anfang an: Die schmierige Abfahrt in den Bach meistere ich gut, auch die Kurve im Bach gelingt mir. Bei der Auffahrt über die Wurzel bin ich mit dem Vorderrad zu weit rechts, das Hinterrad rutsch nach links und ich brauche zwei Füße. Um den Baum geht es wieder gut, runter in den Bach und dann wie geplant über die Steine hoch. Das Timing stimmt nicht ganz, die Bodenplatte schrappt über den Stein, aber ich komme gut drüber und kann mit dem Vorderrad gut nach rechts ausholen. Dann nach links in den Hang gelenkt, einen kräftigen Gasstoß und ich bin oben. Nochmal nach links ausgeholt und ein weiterer Gasstoß und ich habe auch den Wurzelbereich problemlos geschafft. Nur schade, dass ich im eigentlich einfacheren Bereich Punkte liegen gelassen habe.
Zur Sektion 4 ist es dann ziemlich weit. Diese liegt zusammen mit weiteren 2 Sektionen in einem Hangwald. Eigentlich ist es die einfachste Sektion. Man fährt in einen trockenen Graben, dann einmal rechts hoch um einen Baum zurück in den Graben, danach gut ausholen und wieder rechts hoch um einen zweiten Baum, wieder zurück in den Graben und dann in einer leichten Schlangenlinie rechts hoch zum Sektionsende.
Nicht zuviel Gas geben, denke ich mir beim abgehen der Sektion, denn nach den Auffahrten ist es nur wenig Platz bis zum Absperrband. Na ja, die beiden Bäume umfahre ich ohne Probleme. Als ich dann aber nach dem zweiten Baum zurück in den Graben rolle, da ist es dann passiert. Statt nach rechts im Graben hangaufwärts zu fahren, fahre ich geradeaus die Böschung hoch und reiße dabei das Gas auf. Die Fantic steht fast senkrecht, also lasse ich einfach los und springe ab. Mit einem Satz springt sie aus dem Graben, grade mal einen halben Meter an einer Zuschauerin vorbei, der Abreißschalter stoppt den Motor und so bohrt sie sich mit dem linken Lenkerende in den weichen Boden. Keine Ahnung, was ich da verbockt habe. Aber alle sind mit dem Schrecken davongekommen, noch nichtmal einen Kratzer an der Section, nur mein Ego ist ein wenig angekratzt. Ich kassiere eine 5 und will den steilen Waldweg hoch zu den anderen Sektionen. Der ist aber so schmierig, dass ich erst nochmal ein Stück nach unten fahre um Anlauf zu holen.
Die Sektion 5 hat es dann in sich. An sich eher eine Klassik-Sektion mit schönen Kurvenlinien aber alles Hang mit weichem Boden, bei der Einfahrt liegen lauter kurze Aststücke herum. Hier treffe ich auch meine Vereinskollegen, die im Pulk die Sektionen abfahren, während ich lieber alleine unterwegs bin. In dem Fall bin ich froh drüber, die Sektion gemeinsam besprechen zu können.
Nach der Einfahrt geht es rechts steil den Hang hoch, dann wieder ein Stück weit herunter dann folgt eine S-Kurve aus der man oben den Hang quert, bevor man ihn ziemlich gerade bergab mit einer Wurzel als Hindernis in Richtung Sektionsende verlässt.
Der erste der Kollegen fährt los und scheitert gleich im Hang rechts. Gut, ich werde hier den Platz nutzen und nach links ausholen denke ich mir. Und auch nicht gleich nach dem Tor nach links fahren, sondern noch ein Stück bergauf, wo der Boden hoffentlich nicht so locker ist wie an der Stelle, wo schin viele gescheitert sind. Und ich werde im zweiten Gang fahren – hätte ich das nur mal öfter geübt.
Na gut, ein paarmal tief durchschnaufen und losfahren. Als ich beim Ausholen dann nach rechts lenke, rollt einer der Aststücke unter dem Reifen weg und ich muss einen Fuß setzen. Der Rest funktioniert aber problemlos, ich muss lediglich darauf achten, dass der Motor nicht abstirbt. Dass es so gut geht, damit hätte ich nicht gerechnet (In Runde 2 und 3 bleibe ich bei dieser Sektion fehlerfrei).
Es wartet noch eine Sektion etwas weiter oben und auch hier ist die Anfahrt schon anspruchsvoll. Auch hier treffe ich meine Vereinskollegen wieder und sehe beim Lucas, wie ich es besser nicht machen sollte. Es geht in die Sektion, dann um einen Baumstumpf im U-Turn herum, dann eine 90 Grad Rechtskurve in einen steilen Hang. Oben dann wieder eine 90 Grad Kurve nach rechts um einen Baumstumpf, dann den Hang queren und nach einem weiteren Baumstumfps 90 Grad nach rechts den Hang hinunter zum Sektionsende.
Den U-Turn schafft niemand ohne einen Fuß zu setzen, so lange ich zusehe. Viele verhungern dann bei der Hangauffahrt, weil sie zu früh Gas wegnehmen oder unten zu wenig gegeben haben. Für mich ist klar, das geht nicht im ersten, weshalb ich auch hier im zweiten Gang fahre. Andreas – unser Trainer – empfiehlt mir noch, unten gezielt einen Fuß zu setzen und so das Motorrad ausrichten zu können. Ich probiere es natürlich ohne, aber es hat nicht geklappt. Mit dem Fuß am Boden kann ich das Motorrad aber so weit nach vorne bringen, bis ich mit dem Hinterrad über der Wurzel bin, die den Fuß bei den meisten fordert. Dann Fuß auf die Raste, tief in die Sitzmulde und herzhaft Gas geben. So komme ich tatsächlich problemlos hoch und um die Ecke. Leider setze ich beim Hang queren nochmal einen Fuß, weil das Motorrad wegrutscht (in der zweiten Runde komme ich tatsächlich ohne Fuß durch den U-Turn brauche dafür aber beim Queren 2 Füße, in der dritten Runde läuft es wie in der ersten).
Die siebte und letzte Runde liegt wieder unten im Bach, also erstmal den Berg wieder runter, was aber nicht unbedingt zum Ausruhen taugt. Die Sektion ist nun einen echte Bachsektion, wo man in die Sektion einfährt, dann im 90 Grad Winkel die Böschung runter in den Bach, dann wieder 90 Grad nach links ins Bachbett und dann über verschiedene Möglichkeiten den Bach entlang über jede Menge Steine, bevor es am Schluss über eine gepflasterte Schräge nach links aus dem Bach und dann nach rechts aus der Sektion.
Drei Runden – drei Versuche – drei unterschiedliche Spuren probiert, aber immer mind. drei Füße gesetzt. Wie gerne hätte ich mal die Möglichkeit, hier zu trainieren, denn das kann man auf einem Trialgelände nur schwer nachbilden.
Zurück geht es dann über einen extra Weg – einen extra eingerichteten Singletrail durch den Wald, den ich noch aus der Vergangenheit kenne. Der ist nicht nur gut, damit sich die Motorräder nicht begegnen, der macht auch noch richtig Laune.
Aber halt – da war noch was. Ich hatte ja die erste Sektion ausgelassen. Als ich da eintreffe, steht der Mike da, der sie gerade gefahren ist. Ich habe den Fehler gemacht, nach dem Stein stehen zu bleiben, gibt er mir als Tipp mit auf den Weg.
Ich fahre rein, dann im flachen Winkel in den Hang und über den Stein, danach will ich einen großen Bogen im Hang fahren. Dabei muss ich aber über einen Bereich, wo die Spitzen von Steinen aus dem Boden ragen. Da brauche ich dann zwei Füße, bevor es im 90 Grad-Winkel um den Baum steil runter zur Ausfahrt geht. In der zweiten Runde schaffe ich das Queren mit einem Fuß, brauche aber beim Baum einen weiteren. Der Punktrichter will 3 Füße gesehen haben. Gut, ich bin nicht hier um zu gewinnen, ein Punkt mehr oder weniger tut mir nicht weh. In der dritten Runde ändere ich meine Spur und fahre statt dem großen Bogen im Hang nach dem Stein in einer geraden Linie zum Baum. Diesmal schaffe ich es fehlerfrei.
Weil es keine Rundenkarten mehr gibt, muss man nach jeder Runde zurück zur Anmeldung, wo die Startnummer und die Zeit aufgenommen wird. So sehen alle Punktrichter, wer sich noch auf der Strecke befindet. Eine tolle Sache!
Nachdem ich die drei Runden absolviert habe, lade ich die Fantic ein und ziehe mir was luftigeres an. Die Sonne hat nochmal an Kraft zugelegt. Dann gönne ich mir eine Steaksemmel und ein kühles Getränk zur Stärkung und ein wenig Fachsimpelei mit anderen Trailern. Als der Jacek fragt, ob ich weiß, ob und wann es eine Siegerehrung gibt, schaue ich mal aufs Handy, Mit der neuen Lösung ist man ja live dabei und kann schon während des Wettbewerbs die Ergebnisse abfragen. Jacek hat die Seniorenklasse gewonnen – auf einem Twinshocker aus den 80er Jahren, während seine Konkurrenten auf neuester Technik unterwegs waren.
Ich habe in der Klasse 5 in der Erwachsenenwertung den 7. Platz (bei 16 Startern) und in der Gesamtwertung den 13 Platz (bei 27 Startern) erreicht und bin damit für meinen ersten Alpenpokal in der Klasse 5 vollauf zufrieden. Nur die 5 in der ersten Runde in Sektion 3 – die wurmt mich schon ein wenig 😉
Mittlerweile fahren die höheren Klassen und da schaue ich noch zu. Ist schon Wahnsinn, was die so alles fahren, was für mich einfach unmöglich ist. Davon brauche ich noch nichtmal träumen, da hätte ich mindestens 40 Jahre früher mit dem Trial fahren beginnen müssen.
Es ist wohl eher unnötig zu erwähnen, dass ich hierher gerne wieder zurück kehre, wenn der nächste Lauf ansteht.