Beim Renovieren meines Hauses finde ich immer wieder Spuren aus der Vergangenheit. Ich habe einen Faible für Dinge, die zur Geschichte eines Objektes dazugehören.
Zum Haus gehörte einst auch eine Tischlerei. Die war in einem desolaten Zustand und deshalb ist leider kein Inventar und nur mehr wenig Werkzeug erhalten geblieben.
Der letzte Tischler ist Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verstorben.
Eines der Stücke, die ich gefunden habe, ist dieses rostige Werkzeug. Auf dem Bild habe ich den meisten Rost schon entfernt.
Als mich Alex besucht und meinem Eisenhaufen anschaut fällt ihm das Ding ins Auge. Das ist ein Dechsel meint er.
Nun habe während meiner ersten Ausbildung ne Menge mit Holz zu tun gehabt, habe z.B. gelernt, Dachstühle noch so richtig mit Zapfen, Zapfenloch, Blättern usw. abzubinden.
Stemmeisen, Ziehmesser, Stichaxt etc. sind mir deshalb geläufig, was ein Dechsel ist und wie man ihn einsetzt, habe ich damals nicht gelernt.
Bei einem Arbeitseinsatz habe ich den Stiel meiner Kreuzhacke zerbrochen. Der hat eine spezielle Größe, nichts was man so einfach zu kaufen bekommt. Ein Freund in Rumänien bot mir an, mir einen neuen zu machen. Und was soll ich sagen: Ich war platt. Der neue Stiel ist besser als der alte, er schmiegt sich quasi in die Hände.
Ich muss auch mal probieren, so einen Stiel zu machen, dachte ich mir und dabei fiel mir der Dechsel ein. Von meinem Altholzbestand nahm ich ein Stück eines Obstbaumstammes mit nach Hause.
Dieses Wochenende hab ich mich dann daran gemacht: Den Stamm in der Mitte gespalten und mit Kreissäge, Ziehmesser und Schmirgelpapier habe ich einen Stiel daraus gemacht.
Den Dechsel entrostet, die Schneide geschliffen und gehärtet.
Eingestielt und ausprobiert. Er funktioniert. Für den täglichen Gebrauch ist er vermutlich dennoch nicht geeignet. Zu viel ist bereits wegkorrodiert, das Haus um das Auge hat auf einer Seite nur noch wenige Millimeter und ist eingerissen.
Zum Wegwerfen dennoch viel zu schade. Man sieht die Arbeit des Schmiedes, jeden Schlag mit dem Hammer, der ihm seine Form gab. Es ist ein Unikat, nicht gleichmäßig sondern mit einem eigenen Charakter.
Der Baum, dessen Holz zum Stiel wurde, hat noch miterlebt, wie der Tischler in der Werkstatt hantiert hat, hat ihm mit seinen Früchten ernährt.
Ein wunderbares Gefühl, aus diesem Holz einen Stiel zu formen, ihn auf der einen Seite der Hand anzupassen und am anderen ende dem Stahl, der ihn umschließt.
Der Dechsel wird seinen Platz in der wieder aufgebauten Tischlerei finden, die künftig meine Gäste beherbergen wird. So bleibt ein Stück der Vergangenheit lebendig.
13 Aug 2018
0 CommentsWerkzeug – der Dechsel
Auf den Spuren der Vergangenheit ..
Beim Renovieren meines Hauses finde ich immer wieder Spuren aus der Vergangenheit. Ich habe einen Faible für Dinge, die zur Geschichte eines Objektes dazugehören.
Zum Haus gehörte einst auch eine Tischlerei. Die war in einem desolaten Zustand und deshalb ist leider kein Inventar und nur mehr wenig Werkzeug erhalten geblieben.
Der letzte Tischler ist Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verstorben.
Eines der Stücke, die ich gefunden habe, ist dieses rostige Werkzeug. Auf dem Bild habe ich den meisten Rost schon entfernt.
Als mich Alex besucht und meinem Eisenhaufen anschaut fällt ihm das Ding ins Auge. Das ist ein Dechsel meint er.
Nun habe während meiner ersten Ausbildung ne Menge mit Holz zu tun gehabt, habe z.B. gelernt, Dachstühle noch so richtig mit Zapfen, Zapfenloch, Blättern usw. abzubinden.
Stemmeisen, Ziehmesser, Stichaxt etc. sind mir deshalb geläufig, was ein Dechsel ist und wie man ihn einsetzt, habe ich damals nicht gelernt.
Bei einem Arbeitseinsatz habe ich den Stiel meiner Kreuzhacke zerbrochen. Der hat eine spezielle Größe, nichts was man so einfach zu kaufen bekommt. Ein Freund in Rumänien bot mir an, mir einen neuen zu machen. Und was soll ich sagen: Ich war platt. Der neue Stiel ist besser als der alte, er schmiegt sich quasi in die Hände.
Ich muss auch mal probieren, so einen Stiel zu machen, dachte ich mir und dabei fiel mir der Dechsel ein. Von meinem Altholzbestand nahm ich ein Stück eines Obstbaumstammes mit nach Hause.
Dieses Wochenende hab ich mich dann daran gemacht: Den Stamm in der Mitte gespalten und mit Kreissäge, Ziehmesser und Schmirgelpapier habe ich einen Stiel daraus gemacht.
Den Dechsel entrostet, die Schneide geschliffen und gehärtet.
Eingestielt und ausprobiert. Er funktioniert. Für den täglichen Gebrauch ist er vermutlich dennoch nicht geeignet. Zu viel ist bereits wegkorrodiert, das Haus um das Auge hat auf einer Seite nur noch wenige Millimeter und ist eingerissen.
Zum Wegwerfen dennoch viel zu schade. Man sieht die Arbeit des Schmiedes, jeden Schlag mit dem Hammer, der ihm seine Form gab. Es ist ein Unikat, nicht gleichmäßig sondern mit einem eigenen Charakter.
Der Baum, dessen Holz zum Stiel wurde, hat noch miterlebt, wie der Tischler in der Werkstatt hantiert hat, hat ihm mit seinen Früchten ernährt.
Ein wunderbares Gefühl, aus diesem Holz einen Stiel zu formen, ihn auf der einen Seite der Hand anzupassen und am anderen ende dem Stahl, der ihn umschließt.
Der Dechsel wird seinen Platz in der wieder aufgebauten Tischlerei finden, die künftig meine Gäste beherbergen wird. So bleibt ein Stück der Vergangenheit lebendig.