Heute beginnt der Tag mit einer Dusche, die nicht funktioniert. Nichtmal eine Minute sprudelt das Wasser, dann fällt der Druck ab und was dann noch raus kommt, reicht gerade mal, um sich abzutrocknen, statt abzuduschen. Nach dem Frühstück räumen wir die Hytter und beladen Auto und Motorradkoffer.
Los geht es in Richtung Lillesand. Obwohl kräftig die Sonne scheint, kommen ab und an ein paar Tropfen von oben.
Wir fahren dem …-Fluss entlang wo ich irgendwann eine abenteuerlich anzusehende Brücke erspähe. Ich halte an und wir gehen runter zur Brücke. Das Stahlkonstrukt wurde 19.. erbaut und hat wohl schon einiges abbekommen, jedenfalls sieht sie sehr mitgenommen aus. In der Mitte der Brücke steht eine Bank und als wir da angekommen sind, sehen wir am anderen Flussufer ein bunt bemaltes Gebäude mit einem Schild: Welcome. Das macht natürlich neugierig und wir finden bei dem Schuppen ein bunt bemaltes und schön hergerichtetes Haus, das einer Künstlerin gehört, die hier ihre Skulpturen erstellt und auch verkauft. Nebenbei bietet sie auch noch ihre Dienste als Heilerin an, eine Kunst, die sie sich in Indien angeeignet hat. Offizielle Öffnungszeit ihres Refugiums war gestern und so belassen wir es dabei, uns von außen ein Bild zu machen.
In Lillesand angekommen suchen wir erst mal einen Parkplatz für unser Gespann. Fündig werden wir beim Fischerhafen, wo man mit Parkscheibe bis zu 8 Stunden parken darf.
Die Stadt ist sehr schön anzusehen, viele der Häuser sind noch aus der Gründerzeit. Die Leute haben hier wohl besser aufgepasst als anderswo, weshalb es hier kaum Brände gab.
An der Uferpromenade sitzt ein Mann mit seinem Hund und macht gemütlich Brotzeit. Um ihn herum auf dem Boden eine Unmenge an Spatzen. Ab und an hält er einen Brösel in der Hand, worauf einer der Spatzen hochfliegt und ihn sich abholt. Elisabeth ordert gleich eine Bacon-Polser aus dem benachbarten Geschäft. Die Wurst das größtenteils ich konsumieren, das Brötchen außenrum bekommen die Spatzen in kleinen Happen. Der Mann ist in der Zwischenzeit mit seinem Hund und einen alten Fahrrad von dannen gezogen.
Während Elisabeth den Spatzen ein Mittagsmahl bereitet, versuche ich das Ganze im Bild festzuhalten. Anschließend setzen wir unsere Stadtbesichtigung fort. Den Kolonialladen, auf den wir es abgesehen haben, finden wir nicht. Dafür aber viel andere sehenswerte Gebäude. Was uns auffällt ist, dass hier anders als in den Orten, die wir bisher besucht haben, noch jede Menge Leute auf der Straße unterwegs sind. Allerdings sind es größtenteils sehr alte Menschen, die wohl hier in der sonnenreichen Gegend die Wärme genießen.
Eine dunkle Wolke schiebt sich auffällig über den ansonsten weiß-blauen Himmel, so suchen wir den Parkplatz auf und brechen auf nach Vennesla. Der Weg führt ein Stück weit dort entlang, wo wir her gekommen sind, bevor wir bei Birkeland in westlicher Richtung abbiegen.
In Vennesla angekommen, beginnt es heftig zu regnen. Wir wollen uns die Setestalbahn ansehen, eine Schmalspurbahn, die früher das Erz von … nach Kristiansand brachte. Kurz bevor die Strecke endgültig abgerissen wurde, fand sich ein Freundeskreis, der die letzten verbliebenen 5km restauriert hat und im Sommer Fahrten mit der alten Dampflok anbietet. Aufgrund des Regens bleiben wir am Parkplatz neben einer Info-Tafel stehen. Dort ist zu lesen, dass die Bahn derzeit nur am Sonntag verkehrt, also übermorgen, wenn wir unterwegs zur Fähre sind, die uns von Kristiansand nach Hirtshals bringen wird. Schade. Ich möchte mir noch das Bahnhofsgebäude ansehen, dass nach einem Brand detailgetreu wieder aufgebaut wurde. Momentan regnet es noch zu stark, weshalb wir im Auto ausharren. Ein Güterzug fährt vorbei, kurz darauf wird der Regen weniger. Dann – wir trauen unseren Augen kaum – zischt und faucht sie heran – die Setestalbahn. Eine kleine schnuckelige Lok mit hoch aufpolierter Messingdampfglocke, die an den goldenen Helm von … erinnert, daran angehängt einige alte Holzwaggons, beschriftet mit 3. Klasse.
Hurtig springe ich mit der Kamera aus dem Auto, um ein paar Fotos zu schießen. Das ist gar nicht so einfach, denn am Gleis entlang steht ein 2m hoher Maschendrahtzaun.
Die Bahn hält zwei Gleise weiter drüben an, Elisabeth ist mittlerweile nachgekommen. Am Bahnsteig stehen einige Wartebänke, gemeinsam tragen wir eine davon nach vorne zum Zaun, damit ich hochsteigen und über den Zaun weg fotografieren kann. Der Lokführer lächelt und winkt freundlich. Die Lok wird abgekoppelt und über das Nachbargleis an das andere Zugende bewegt, wo sie wiederum mit dem Wagentross verbunden wird. Wir stellen die Bank zurück und am anderen Ende des Bahnsteigs eine weitere Bank nach vorne. Am Parkplatz treffen zwei große Reisebusse mit Italienern ein, die sich lärmend und knipsend am Bahnsteig versammeln. Eine Sonderfahrt, kombinieren wir gleichzeitig. Während ich noch ein paar Bilder des Zuges mache, kommt der Lokführer zu mir her und fragt, ob wir mitfahren wollen. Wir schauen erst mal verdutzt, worauf er ergänzt, wir können die Hin- und Rückfahrt mitmachen und wären gegen 16:30 wieder hier. Klar wollen wir mit, worauf er uns anweist, uns zu den anderen Fahrgästen zu stellen, in ein paar Minuten gehe es los. Auf die Frage, wo wir zahlen können erwidert er, wir seien seine Gäste und brauchen nicht zu bezahlen.
Als noch ein dritter Bus eintrifft und seine Fahrgäste auf den Bahnsteig entlädt, wird das Tor geöffnet und wir dürfen rüber auf den Bahnsteig. Elisabeth meint, wir sollten ganz hinten einsteigen und stehen bleiben, um den zahlenden Gästen die Plätze nicht wegzunehmen. Der Schaffner ist anderer Meinung und weist uns an, in den vorderen Wagen, gleich hinter der Lok einzusteigen, der mit Conductor beschriftet ist. Es handelt sich dabei um einen Gepäckwagen, der am vorderen Ende ein kleines offenes Abteil mit zwei Sitzplätzen rechts und links und daneben jeweils ein Fenster hat. Hinter dem rechten Sitzplatz steht ein Ofen, vermutlich war es früher auch mal ungemütlich kalt, der Zug fuhr ja das ganze Jahr.
Schnaufend setzt sich der Zug in Bewegung, fährt an dem originalen Abstellbahnhof vorbei und über eine neu gebaute Brücke, die notwendig war, weil die ursprüngliche Brücke vom Güterverkehr genutzt und ferngesteuert wird. Dann rumpeln wir über die alten Gleise und entdecken seitlich von uns eine weitere Sehenswürdigkeit von Vennesla: Der Tömmerrenna, einer historischen Floßrutsche für Baumstämme. Die einzigste und damit logischerweise auch längste ihrer Art in ganz Norwegen. Es handelt sich dabei um eine Rinne aus Holz, ungefähr einen Meter hoch und oben ebenso breit, die seitlich der Otra auf stählernen Stelzen entlangführt. Früher wurden über diese Rinne Baumstämme über den steinigen Teil des Flusses bergabwärts befördert, die dann weiter unten zu Flößen zusammengebaut nach Kristiansand gebracht wurden, von wo aus sie verschifft worden sind. Amsterdam ist auf solchen Stämmen errichtet.
Mittlerweile ist die Rinne leer, kurz nach dem neuen Staudamm klafft ein Loch seitlich in der Rinne, wo das Wasser in das Flussbett stürzt.
Auf der Strecke unterfahren wir eine Lawinenverbauung, die meiner Meinung nach schon im Originalzustand keiner richtigen Lawine stand gehalten hätte. Auch einen kurzen Tunnel durchfahren wir, bevor wir an der oberen Haltestelle ankommen. Die Fahrt verbringen wir teilweise auf der Plattform vorne am Waggon, teilweise drinnen, je nachdem, ob es gerade ein wenig nieselt oder nicht.
Oben angekommen wird die Lok abgekoppelt und einige Meter weiter vorne am Wasserturm mit frischem Nass versorgt. Während die anderen Fahrgäste den Zug verlassen und wieder in ihren Bus einsteigen, wartet schon eine Gruppe Franzosen vom gleichen Reiseveranstalter darauf, die Strecke in anderer Richtung zu befahren. Nach dem Wasser fassen fährt die Lok an den Waggons vorbei und wird auf der anderen Seite angekoppelt. So bilden wir diesmal den Schluss des Zuges und dürfen auf der Rückfahrt das Ganze aus anderer Perspektive bestaunen. Der Schaffner gesellt sich zu uns und es gibt Zeit für einen kleinen Plausch, wo ich mich für technische Daten der Bahn interessiere, während er wissen will, woher wir kommen und ob wir Gefallen an der Tour haben.
Zwischendurch überholen wir einen Jogger, der in der Holzrinne läuft. Der Schaffner ruft ihm etwas zu, wodurch dieser fast stürzt. Es sei der lokale Bäckermeister, erzählt er mir.
Viel zu schnell erreichen wir den Bahnhof, wir wären gerne noch länger mitgefahren. Heizer und Lokführer posen als Fotomodelle auf der Lok, wo sie von einer großen Schar an Kamera zückenden Fahrgästen umlagert werden. Ich stelle mich hinten an, um mich für die Fahrt zu bedanken. Ein kurzer Smalltalk mit dem Lokführer der stolz auf sein Dampfross ist und sich sehr freut, dass wir die Tour genossen haben. Wenn wir wieder einmal hier sind, dann sind wir wieder willkommen, meint er, und wenn ich mehr Zeit hätte – sie würden auch Workshops anbieten – wo ich doch alte Motorräder habe, könnte es nicht schaden, auch ein wenig Wissen über andere historische Fortbewegungsmittel anzuhäufen.
Wir wechseln wieder zu unserem noch nicht ganz so altem Gespann und machen uns auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Da, wo ein Campingplatz in der Karte eingezeichnet ist, finden wir keinen. Fündig werden wir etwa 12km außerhalb von Vennesla, ein kleiner Platz mit 5 Hytter, ein paar Wohnwagen und einer Zeltwiese an einem großen See. Eine kleine Hytter ist noch frei, mit 350NOK auch preislich akzeptabel und wird uns für die letzten 2 Nächte auf dieser Norwegenreise beherbergen. Die Hytter besteht nur aus einer Bohlenwand und hat keine Heizung. Elisabeth fürchtet, dass es nachts recht kalt werden könnte. In der großen Hytter nebenan steht ein Elektro-Radiator, den leihen wir uns aus und während ich das Abendessen zubereite, macht er uns das Zuhause warm.
27 Aug 2010
Freitag, 27.08.2010 Die Sedestalbahn
Heute beginnt der Tag mit einer Dusche, die nicht funktioniert. Nichtmal eine Minute sprudelt das Wasser, dann fällt der Druck ab und was dann noch raus kommt, reicht gerade mal, um sich abzutrocknen, statt abzuduschen. Nach dem Frühstück räumen wir die Hytter und beladen Auto und Motorradkoffer.
Los geht es in Richtung Lillesand. Obwohl kräftig die Sonne scheint, kommen ab und an ein paar Tropfen von oben.
Wir fahren dem …-Fluss entlang wo ich irgendwann eine abenteuerlich anzusehende Brücke erspähe. Ich halte an und wir gehen runter zur Brücke. Das Stahlkonstrukt wurde 19.. erbaut und hat wohl schon einiges abbekommen, jedenfalls sieht sie sehr mitgenommen aus. In der Mitte der Brücke steht eine Bank und als wir da angekommen sind, sehen wir am anderen Flussufer ein bunt bemaltes Gebäude mit einem Schild: Welcome. Das macht natürlich neugierig und wir finden bei dem Schuppen ein bunt bemaltes und schön hergerichtetes Haus, das einer Künstlerin gehört, die hier ihre Skulpturen erstellt und auch verkauft. Nebenbei bietet sie auch noch ihre Dienste als Heilerin an, eine Kunst, die sie sich in Indien angeeignet hat. Offizielle Öffnungszeit ihres Refugiums war gestern und so belassen wir es dabei, uns von außen ein Bild zu machen.
In Lillesand angekommen suchen wir erst mal einen Parkplatz für unser Gespann. Fündig werden wir beim Fischerhafen, wo man mit Parkscheibe bis zu 8 Stunden parken darf.
Die Stadt ist sehr schön anzusehen, viele der Häuser sind noch aus der Gründerzeit. Die Leute haben hier wohl besser aufgepasst als anderswo, weshalb es hier kaum Brände gab.
An der Uferpromenade sitzt ein Mann mit seinem Hund und macht gemütlich Brotzeit. Um ihn herum auf dem Boden eine Unmenge an Spatzen. Ab und an hält er einen Brösel in der Hand, worauf einer der Spatzen hochfliegt und ihn sich abholt. Elisabeth ordert gleich eine Bacon-Polser aus dem benachbarten Geschäft. Die Wurst das größtenteils ich konsumieren, das Brötchen außenrum bekommen die Spatzen in kleinen Happen. Der Mann ist in der Zwischenzeit mit seinem Hund und einen alten Fahrrad von dannen gezogen.
Während Elisabeth den Spatzen ein Mittagsmahl bereitet, versuche ich das Ganze im Bild festzuhalten. Anschließend setzen wir unsere Stadtbesichtigung fort. Den Kolonialladen, auf den wir es abgesehen haben, finden wir nicht. Dafür aber viel andere sehenswerte Gebäude. Was uns auffällt ist, dass hier anders als in den Orten, die wir bisher besucht haben, noch jede Menge Leute auf der Straße unterwegs sind. Allerdings sind es größtenteils sehr alte Menschen, die wohl hier in der sonnenreichen Gegend die Wärme genießen.
Eine dunkle Wolke schiebt sich auffällig über den ansonsten weiß-blauen Himmel, so suchen wir den Parkplatz auf und brechen auf nach Vennesla. Der Weg führt ein Stück weit dort entlang, wo wir her gekommen sind, bevor wir bei Birkeland in westlicher Richtung abbiegen.
In Vennesla angekommen, beginnt es heftig zu regnen. Wir wollen uns die Setestalbahn ansehen, eine Schmalspurbahn, die früher das Erz von … nach Kristiansand brachte. Kurz bevor die Strecke endgültig abgerissen wurde, fand sich ein Freundeskreis, der die letzten verbliebenen 5km restauriert hat und im Sommer Fahrten mit der alten Dampflok anbietet. Aufgrund des Regens bleiben wir am Parkplatz neben einer Info-Tafel stehen. Dort ist zu lesen, dass die Bahn derzeit nur am Sonntag verkehrt, also übermorgen, wenn wir unterwegs zur Fähre sind, die uns von Kristiansand nach Hirtshals bringen wird. Schade. Ich möchte mir noch das Bahnhofsgebäude ansehen, dass nach einem Brand detailgetreu wieder aufgebaut wurde. Momentan regnet es noch zu stark, weshalb wir im Auto ausharren. Ein Güterzug fährt vorbei, kurz darauf wird der Regen weniger. Dann – wir trauen unseren Augen kaum – zischt und faucht sie heran – die Setestalbahn. Eine kleine schnuckelige Lok mit hoch aufpolierter Messingdampfglocke, die an den goldenen Helm von … erinnert, daran angehängt einige alte Holzwaggons, beschriftet mit 3. Klasse.
Hurtig springe ich mit der Kamera aus dem Auto, um ein paar Fotos zu schießen. Das ist gar nicht so einfach, denn am Gleis entlang steht ein 2m hoher Maschendrahtzaun.
Die Bahn hält zwei Gleise weiter drüben an, Elisabeth ist mittlerweile nachgekommen. Am Bahnsteig stehen einige Wartebänke, gemeinsam tragen wir eine davon nach vorne zum Zaun, damit ich hochsteigen und über den Zaun weg fotografieren kann. Der Lokführer lächelt und winkt freundlich. Die Lok wird abgekoppelt und über das Nachbargleis an das andere Zugende bewegt, wo sie wiederum mit dem Wagentross verbunden wird. Wir stellen die Bank zurück und am anderen Ende des Bahnsteigs eine weitere Bank nach vorne. Am Parkplatz treffen zwei große Reisebusse mit Italienern ein, die sich lärmend und knipsend am Bahnsteig versammeln. Eine Sonderfahrt, kombinieren wir gleichzeitig. Während ich noch ein paar Bilder des Zuges mache, kommt der Lokführer zu mir her und fragt, ob wir mitfahren wollen. Wir schauen erst mal verdutzt, worauf er ergänzt, wir können die Hin- und Rückfahrt mitmachen und wären gegen 16:30 wieder hier. Klar wollen wir mit, worauf er uns anweist, uns zu den anderen Fahrgästen zu stellen, in ein paar Minuten gehe es los. Auf die Frage, wo wir zahlen können erwidert er, wir seien seine Gäste und brauchen nicht zu bezahlen.
Als noch ein dritter Bus eintrifft und seine Fahrgäste auf den Bahnsteig entlädt, wird das Tor geöffnet und wir dürfen rüber auf den Bahnsteig. Elisabeth meint, wir sollten ganz hinten einsteigen und stehen bleiben, um den zahlenden Gästen die Plätze nicht wegzunehmen. Der Schaffner ist anderer Meinung und weist uns an, in den vorderen Wagen, gleich hinter der Lok einzusteigen, der mit Conductor beschriftet ist. Es handelt sich dabei um einen Gepäckwagen, der am vorderen Ende ein kleines offenes Abteil mit zwei Sitzplätzen rechts und links und daneben jeweils ein Fenster hat. Hinter dem rechten Sitzplatz steht ein Ofen, vermutlich war es früher auch mal ungemütlich kalt, der Zug fuhr ja das ganze Jahr.
Schnaufend setzt sich der Zug in Bewegung, fährt an dem originalen Abstellbahnhof vorbei und über eine neu gebaute Brücke, die notwendig war, weil die ursprüngliche Brücke vom Güterverkehr genutzt und ferngesteuert wird. Dann rumpeln wir über die alten Gleise und entdecken seitlich von uns eine weitere Sehenswürdigkeit von Vennesla: Der Tömmerrenna, einer historischen Floßrutsche für Baumstämme. Die einzigste und damit logischerweise auch längste ihrer Art in ganz Norwegen. Es handelt sich dabei um eine Rinne aus Holz, ungefähr einen Meter hoch und oben ebenso breit, die seitlich der Otra auf stählernen Stelzen entlangführt. Früher wurden über diese Rinne Baumstämme über den steinigen Teil des Flusses bergabwärts befördert, die dann weiter unten zu Flößen zusammengebaut nach Kristiansand gebracht wurden, von wo aus sie verschifft worden sind. Amsterdam ist auf solchen Stämmen errichtet.
Mittlerweile ist die Rinne leer, kurz nach dem neuen Staudamm klafft ein Loch seitlich in der Rinne, wo das Wasser in das Flussbett stürzt.
Auf der Strecke unterfahren wir eine Lawinenverbauung, die meiner Meinung nach schon im Originalzustand keiner richtigen Lawine stand gehalten hätte. Auch einen kurzen Tunnel durchfahren wir, bevor wir an der oberen Haltestelle ankommen. Die Fahrt verbringen wir teilweise auf der Plattform vorne am Waggon, teilweise drinnen, je nachdem, ob es gerade ein wenig nieselt oder nicht.
Oben angekommen wird die Lok abgekoppelt und einige Meter weiter vorne am Wasserturm mit frischem Nass versorgt. Während die anderen Fahrgäste den Zug verlassen und wieder in ihren Bus einsteigen, wartet schon eine Gruppe Franzosen vom gleichen Reiseveranstalter darauf, die Strecke in anderer Richtung zu befahren. Nach dem Wasser fassen fährt die Lok an den Waggons vorbei und wird auf der anderen Seite angekoppelt. So bilden wir diesmal den Schluss des Zuges und dürfen auf der Rückfahrt das Ganze aus anderer Perspektive bestaunen. Der Schaffner gesellt sich zu uns und es gibt Zeit für einen kleinen Plausch, wo ich mich für technische Daten der Bahn interessiere, während er wissen will, woher wir kommen und ob wir Gefallen an der Tour haben.
Zwischendurch überholen wir einen Jogger, der in der Holzrinne läuft. Der Schaffner ruft ihm etwas zu, wodurch dieser fast stürzt. Es sei der lokale Bäckermeister, erzählt er mir.
Viel zu schnell erreichen wir den Bahnhof, wir wären gerne noch länger mitgefahren. Heizer und Lokführer posen als Fotomodelle auf der Lok, wo sie von einer großen Schar an Kamera zückenden Fahrgästen umlagert werden. Ich stelle mich hinten an, um mich für die Fahrt zu bedanken. Ein kurzer Smalltalk mit dem Lokführer der stolz auf sein Dampfross ist und sich sehr freut, dass wir die Tour genossen haben. Wenn wir wieder einmal hier sind, dann sind wir wieder willkommen, meint er, und wenn ich mehr Zeit hätte – sie würden auch Workshops anbieten – wo ich doch alte Motorräder habe, könnte es nicht schaden, auch ein wenig Wissen über andere historische Fortbewegungsmittel anzuhäufen.
Wir wechseln wieder zu unserem noch nicht ganz so altem Gespann und machen uns auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Da, wo ein Campingplatz in der Karte eingezeichnet ist, finden wir keinen. Fündig werden wir etwa 12km außerhalb von Vennesla, ein kleiner Platz mit 5 Hytter, ein paar Wohnwagen und einer Zeltwiese an einem großen See. Eine kleine Hytter ist noch frei, mit 350NOK auch preislich akzeptabel und wird uns für die letzten 2 Nächte auf dieser Norwegenreise beherbergen. Die Hytter besteht nur aus einer Bohlenwand und hat keine Heizung. Elisabeth fürchtet, dass es nachts recht kalt werden könnte. In der großen Hytter nebenan steht ein Elektro-Radiator, den leihen wir uns aus und während ich das Abendessen zubereite, macht er uns das Zuhause warm.