Heute werde ich gegen halb acht wach, frühstücke, dusche in aller Ruhe und kopiere dann die Bilder von den Speicherkarten auf die Festplatte. Dann gehe ich runter, wo Roswitha im Garten, Adam in der Scheune und die Köchinnen in der Küche schon eifrig am Werkeln sind. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten Senioren und setzen sich auf die Bank, bis das Mittagessen fertig ist. Im Forum hier ist eine Küche eingerichtet, die derzeit für 33 Leute kocht. Einige von denen kommen vorbei und holen sich das selber. Andere, die nicht dazu in der Lage sind, werden frei Haus beliefert. Während ich noch mit dem Küchenpersonal rede, hat Adam schon die ersten vier Behälter in Taschen verpackt und schwingt sich auf sein Fahrrad. Hier fährt man das Essen nicht mit dem Auto aus, das würde vermutlich doppelt so lange dauern. Ich frage Roswitha, ob ich helfen kann. Im Nu holt sie ein Fahrrad aus der Scheune und eine Luftpumpe, um dieses aufzupumpen. Die passt aber nicht zum Ventil. Aber ich habe ja selber eine am Motorrad. Mit dieser bringe ich den Luftdruck in den Reifen mit meinem Gewicht in Einklang. Dann bekomme auch ich Taschen mit gefüllten Essensbehältern in die Hand gedrückt und hänge sie an den Lenker. Roswitha gibt die Richtung vor und ich radle hinterher. Ich darf auch mit in die Häuser und bekomme so einen Eindruck, wie die Menschen hier leben. Roswitha erzählt den Leuten auf rumänisch, dass sie heute Hilfe dabei hat. Ein paar Gesichter kenne ich schon von den vergangenen Besuchen hier in Biled und so kommt es auch zum ein oder anderen Schwätzchen. So erfahre ich zum Beispiel, dass letztes Jahr ein Ertragreiches Jahr war. ‚Ich habe 400 Liter Wein und 100 Liter Schnaps gemacht‘, erzählt mir einer. Das beeindruckt mich sehr, denn den Reben in seinem Garten hätte ich das nicht zugetraut. Er ergänzt, das er noch ein zweites Haus besitzt, aber auch wenn der Garten dort ebenso aussieht, erscheint es mir viel.
Ich frage, was er damit macht. ‚Es gibt immer durstige Menschen‘ antwortet er mit einem Augenzwinkern, denen verkauft er den Großteil seines Ertrages.
Als alle versorgt sind, bekomme auch ich das gleiche Essen, wie wir es gerade ausgefahren haben. Am liebsten würde ich draußen essen, die Sonne scheint und schickt einen warmen Frühlingsgruß hierher. Leider ist der Tisch im Pavillon noch nicht aufgebaut, deshalb essen wir in Roswithas Büro.
Bevor die Beiden sich den Arbeiten zu Hause zuwenden, lade ich sie zum Abendessen ein, denn morgen reise ich weiter. Wir verabreden einen Termin, dann bin ich wieder alleine hier im Anwesen. Ich hole eine Schachtel und das Powertape aus dem Auto und bastle mir einen Adapter – hab da so eine Fotoidee.
Mit dem fertigen Konstrukt ziehe ich dann los, in der Hoffnung ein paar dazu passende Motive zu finden. eines kenne ich schon – am Bahnhof steht noch ein alter Wasserturm, mit dem früher die Dampfloks befüllt wurden. Anschließend durchquere ich nich einige Straßen von Biled, die auf dem Reißbrett geplant und auch so gebaut wurden. Rechteckige Grundstücke werden von einem rechteckigen Straßennetz umgrenzt. Ich genieße es, per Fuß nicht nur den Ort, sondern auch die Lebensweise der Menschen hier zu erkunden. Manches sieht oder hört man hinter den Zäunen. Jeder, der mir begegnet grüßt mich freundlich, manchmal schaut auch mal jemand ein wenig zweifelnd, wenn ich meinen Adapter aus der Tasche hole und damit ein Foto mache.
Als ich eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit wieder zurück zum Forum komme, sind die Csontis schon da. Ich ziehe mich schnell um, dann steigen wir in den neuen Dacia und machen uns auf den Weg. Roswitha ist sichtbar stolz auf das Auto. ‚Es riecht noch ganz neu‘ meint sie und ich stimme zu. 8 Tage ist er in ihrem Besitz erfahre ich und auch, was für den Kauf alles zu tun war.
Wir unterhalten uns rege, bis Roswitha in Timisoara einen Parkplatz vor einem Restaurant ansteuert. Sie hat ein wenig Bedenken, ob wir heute einen Platz bekommen, wo wir doch nicht reserviert haben – es stehen auch viele Autos vor der Tür.
Alles halb so schlimm, wir bekommen einen Tisch. Der ganze Raum ist festlich eingedeckt, nur die roten Glasleuchter wirken ein wenig kitschig.
Das Essen schmeckt wirklich lecker – ich brauche für meine Forelle viel länger als die Beiden für ihre Gerichte. Roswitha versucht an die Rechnung zu kommen, doch mein Rumänisch ist gut genug um das zu erkennen. Ich habe eingeladen, deshalb übernehme ich auch die Rechnung – bestimme ich 😉 Dann setzen wir beiden Männer uns wieder in den Fond des Logan und lassen uns von Roswitha chauffieren. Sie fährt aber nicht direkt nach Biled, sondern zu einem Park an der Bega. Dort wird heftig gebaut, ein Radweg soll neben dem Fluss entstehen, meint sie. Über eine Brücke kommen wir ins Zentrum und sind bald auf der Piața Victoriei. Adam weist mich darauf hin, wie viele Apotheken es hier gibt, es ist wirklich unglaublich. Roswitha steuert eine dieser Pharmacia’s an und holt sich ein Medikament. Als Dreingabe bekommt sie einen kleinen Blumenstock und ein paar Pröbchen – heute ist Frauentag. Sie lotst uns an der Staatsoper vorbei in eine Seitengasse und dort in ein Restaurant – für eine Clătită sagt sie – weil sie weiß, dass dieses zu meinen bevorzugten rumänischen Nachspeisen zählt.
Ich entscheide mich dann aber doch für eine Papanaşi cu Înghețata, weil es weniger ist. Die Clătită bestellt sich Roswitha während Adam sich für einen Vântului entscheidet – so eine Art Windbeutel. Diesmal zahlt Roswitha und stellt wohl damit die Gastgeber-Ehre wieder her 😉
Anschließend machen wir uns auf den Heimweg, der für mich ebenso informativ ist wie eigentlich alle Zeit, die ich mit den Csontis verbringen darf. Ich frage den beiden Löcher in den Bauch und sie werden nicht müde, meinen Wissensdurst zu stillen.
Als wir von der Hauptstraße abbiegen hält Roswitha an und fordert uns auf, auszusteigen. Adam weiß wohl was sie vor hat und weigert sich. Ich komme der Bitte nach und folge ihr zum Gemeindezentrum, wo gerade ein Fest zum 8. März im Gange ist. Leider sind die Fenster mit Vorhängen zu, so dass wir nicht reinschauen können. Ich glaube, sie wäre gerne dahin gegangen, aber Adam ist wohl dafür micht zu begeistern.
Am Forum angekommen verabscheiden wir uns und machen eine Zeit für morgen aus, wann ich abreisen will. Dann bin ich wieder alleine hier ud genieße die Stille und den fantastischen Sternenhimmel, der sich hier in fast genau der gleichen Intensität wie in Norwegen zeigt.
Während ich diese Zeilen schreibe, geht ein Feuerwerk los. Es ist Mitternacht und so wird der 8. März in Rumänien wohl verabschiedet.
Nachtrag:
Eher zufällig stoße ich auf einen Bericht über meinen Blog auf der Webseite des Billeder Heimathauses. Eines meiner Fotos wird dort gezeigt und mit einem alten Foto wird eine Zeitreise daraus. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Hier geht es zum Bericht.
8 Mrz 2014
Samstag, 08.03.2014 Biled
Heute werde ich gegen halb acht wach, frühstücke, dusche in aller Ruhe und kopiere dann die Bilder von den Speicherkarten auf die Festplatte. Dann gehe ich runter, wo Roswitha im Garten, Adam in der Scheune und die Köchinnen in der Küche schon eifrig am Werkeln sind. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten Senioren und setzen sich auf die Bank, bis das Mittagessen fertig ist. Im Forum hier ist eine Küche eingerichtet, die derzeit für 33 Leute kocht. Einige von denen kommen vorbei und holen sich das selber. Andere, die nicht dazu in der Lage sind, werden frei Haus beliefert. Während ich noch mit dem Küchenpersonal rede, hat Adam schon die ersten vier Behälter in Taschen verpackt und schwingt sich auf sein Fahrrad. Hier fährt man das Essen nicht mit dem Auto aus, das würde vermutlich doppelt so lange dauern.
Ich frage Roswitha, ob ich helfen kann. Im Nu holt sie ein Fahrrad aus der Scheune und eine Luftpumpe, um dieses aufzupumpen. Die passt aber nicht zum Ventil. Aber ich habe ja selber eine am Motorrad. Mit dieser bringe ich den Luftdruck in den Reifen mit meinem Gewicht in Einklang. Dann bekomme auch ich Taschen mit gefüllten Essensbehältern in die Hand gedrückt und hänge sie an den Lenker. Roswitha gibt die Richtung vor und ich radle hinterher. Ich darf auch mit in die Häuser und bekomme so einen Eindruck, wie die Menschen hier leben. Roswitha erzählt den Leuten auf rumänisch, dass sie heute Hilfe dabei hat. Ein paar Gesichter kenne ich schon von den vergangenen Besuchen hier in Biled und so kommt es auch zum ein oder anderen Schwätzchen. So erfahre ich zum Beispiel, dass letztes Jahr ein Ertragreiches Jahr war. ‚Ich habe 400 Liter Wein und 100 Liter Schnaps gemacht‘, erzählt mir einer. Das beeindruckt mich sehr, denn den Reben in seinem Garten hätte ich das nicht zugetraut. Er ergänzt, das er noch ein zweites Haus besitzt, aber auch wenn der Garten dort ebenso aussieht, erscheint es mir viel.
Ich frage, was er damit macht. ‚Es gibt immer durstige Menschen‘ antwortet er mit einem Augenzwinkern, denen verkauft er den Großteil seines Ertrages.
Als alle versorgt sind, bekomme auch ich das gleiche Essen, wie wir es gerade ausgefahren haben. Am liebsten würde ich draußen essen, die Sonne scheint und schickt einen warmen Frühlingsgruß hierher. Leider ist der Tisch im Pavillon noch nicht aufgebaut, deshalb essen wir in Roswithas Büro.
Bevor die Beiden sich den Arbeiten zu Hause zuwenden, lade ich sie zum Abendessen ein, denn morgen reise ich weiter. Wir verabreden einen Termin, dann bin ich wieder alleine hier im Anwesen. Ich hole eine Schachtel und das Powertape aus dem Auto und bastle mir einen Adapter – hab da so eine Fotoidee.
Mit dem fertigen Konstrukt ziehe ich dann los, in der Hoffnung ein paar dazu passende Motive zu finden. eines kenne ich schon – am Bahnhof steht noch ein alter Wasserturm, mit dem früher die Dampfloks befüllt wurden. Anschließend durchquere ich nich einige Straßen von Biled, die auf dem Reißbrett geplant und auch so gebaut wurden. Rechteckige Grundstücke werden von einem rechteckigen Straßennetz umgrenzt.
Ich genieße es, per Fuß nicht nur den Ort, sondern auch die Lebensweise der Menschen hier zu erkunden. Manches sieht oder hört man hinter den Zäunen. Jeder, der mir begegnet grüßt mich freundlich, manchmal schaut auch mal jemand ein wenig zweifelnd, wenn ich meinen Adapter aus der Tasche hole und damit ein Foto mache.
Als ich eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit wieder zurück zum Forum komme, sind die Csontis schon da. Ich ziehe mich schnell um, dann steigen wir in den neuen Dacia und machen uns auf den Weg. Roswitha ist sichtbar stolz auf das Auto. ‚Es riecht noch ganz neu‘ meint sie und ich stimme zu. 8 Tage ist er in ihrem Besitz erfahre ich und auch, was für den Kauf alles zu tun war.
Wir unterhalten uns rege, bis Roswitha in Timisoara einen Parkplatz vor einem Restaurant ansteuert. Sie hat ein wenig Bedenken, ob wir heute einen Platz bekommen, wo wir doch nicht reserviert haben – es stehen auch viele Autos vor der Tür.
Alles halb so schlimm, wir bekommen einen Tisch. Der ganze Raum ist festlich eingedeckt, nur die roten Glasleuchter wirken ein wenig kitschig.
Das Essen schmeckt wirklich lecker – ich brauche für meine Forelle viel länger als die Beiden für ihre Gerichte. Roswitha versucht an die Rechnung zu kommen, doch mein Rumänisch ist gut genug um das zu erkennen. Ich habe eingeladen, deshalb übernehme ich auch die Rechnung – bestimme ich 😉
Dann setzen wir beiden Männer uns wieder in den Fond des Logan und lassen uns von Roswitha chauffieren. Sie fährt aber nicht direkt nach Biled, sondern zu einem Park an der Bega. Dort wird heftig gebaut, ein Radweg soll neben dem Fluss entstehen, meint sie. Über eine Brücke kommen wir ins Zentrum und sind bald auf der Piața Victoriei. Adam weist mich darauf hin, wie viele Apotheken es hier gibt, es ist wirklich unglaublich. Roswitha steuert eine dieser Pharmacia’s an und holt sich ein Medikament. Als Dreingabe bekommt sie einen kleinen Blumenstock und ein paar Pröbchen – heute ist Frauentag. Sie lotst uns an der Staatsoper vorbei in eine Seitengasse und dort in ein Restaurant – für eine Clătită sagt sie – weil sie weiß, dass dieses zu meinen bevorzugten rumänischen Nachspeisen zählt.
Ich entscheide mich dann aber doch für eine Papanaşi cu Înghețata, weil es weniger ist. Die Clătită bestellt sich Roswitha während Adam sich für einen Vântului entscheidet – so eine Art Windbeutel. Diesmal zahlt Roswitha und stellt wohl damit die Gastgeber-Ehre wieder her 😉
Anschließend machen wir uns auf den Heimweg, der für mich ebenso informativ ist wie eigentlich alle Zeit, die ich mit den Csontis verbringen darf. Ich frage den beiden Löcher in den Bauch und sie werden nicht müde, meinen Wissensdurst zu stillen.
Als wir von der Hauptstraße abbiegen hält Roswitha an und fordert uns auf, auszusteigen. Adam weiß wohl was sie vor hat und weigert sich. Ich komme der Bitte nach und folge ihr zum Gemeindezentrum, wo gerade ein Fest zum 8. März im Gange ist. Leider sind die Fenster mit Vorhängen zu, so dass wir nicht reinschauen können. Ich glaube, sie wäre gerne dahin gegangen, aber Adam ist wohl dafür micht zu begeistern.
Am Forum angekommen verabscheiden wir uns und machen eine Zeit für morgen aus, wann ich abreisen will. Dann bin ich wieder alleine hier ud genieße die Stille und den fantastischen Sternenhimmel, der sich hier in fast genau der gleichen Intensität wie in Norwegen zeigt.
Während ich diese Zeilen schreibe, geht ein Feuerwerk los. Es ist Mitternacht und so wird der 8. März in Rumänien wohl verabschiedet.
Nachtrag:
Eher zufällig stoße ich auf einen Bericht über meinen Blog auf der Webseite des Billeder Heimathauses. Eines meiner Fotos wird dort gezeigt und mit einem alten Foto wird eine Zeitreise daraus. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Hier geht es zum Bericht.